Kreis Recklinghausen. . Für Eltern von kranken Kindern ist Dr. Lutz Schreiber eine große Hoffnung. Er ist zentraler Akteur einer Hospital übergreifenden Kooperation.

Für Eltern gesunder Mädchen und Jungen ist der Gedanke, dass ihr Kind wegen einer Erkrankung oder eines Unfalls am Kopf, am Gehirn operiert werden muss, ein Albtraum. Für Väter und Mütter tatsächlich betroffener Kinder ist es hingegen die größte Hoffnung, dass solche Eingriffe überhaupt möglich sind.

Dr. Lutz Schreiber kennt die Ängste, die die Diagnose einer Erkrankung von Schädel, Gehirn oder Rücken auslösen. Der Kinder-Neurochirurg leitet eine neue, besondere Sektion des Klinikums Vest und stellt neben seinem Können als Operateur die Verlässlichkeit eines zentralen Ansprechpartners in den Mittelpunkt seiner Arbeit. „Ich weiß, wie riesig die Verunsicherung der Eltern ist – es wird nicht besser, wenn sie bei fünf Besuchen im Krankenhaus mit vier verschiedenen Ärzten sprechen.“

Extrem feine Strukturen des Gehirns

Schreiber operiert Kinder von Geburt an bis zum 18. Lebensjahr, versorgt Säuglinge und selbst Frühchen, die vielleicht 1000 Gramm wiegen. Medizinische Laien könnten sich nicht wirklich vorstellen, wie viel Expertise und Sorgfalt im Umgang mit den extrem feinen Strukturen des Gehirns vonnöten sind.

Doch noch vor das Geschehen im Operationssaal stellt Dr. Lutz Schreiber im Gespräch über seine Arbeit im Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen den ganzheitlichen Ansatz seines Behandlungskonzepts. „Ich bin persönlich erreichbar, vernetze die Eltern und Familien, berate sie in allen wichtigen Fragen und begleite sie, falls notwendig, über mehrere Jahre.“

Konzept und Qualität sind einmalig in Deutschland

Schreiber ist der zentrale Akteur einer haus- und trägerübergreifenden Kooperation, die es in Konzept und Qualität vergleichbar kaum in Deutschland gibt. Das Klinikum Vest mit seinen Behandlungszentren Knappschaftskrankenhaus RE und Paracelsusklinik Marl arbeitet bei der kinderneurochirurgischen Versorgung des nördlichen Ruhrgebietes eng mit der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln und der Bergmannsheil Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen zusammen. Die Neurochirurgie am Klinikum Vest unter Chefarzt Dr. Maximilian Puchner ist ein ohnehin hoch spezialisierter Medizinbereich – die chirurgische und postoperative Versorgung von Kindern kommt noch obenauf.

35 Jahre jung ist Dr. Lutz Schreiber, aufgewachsen in Marl und zuletzt Oberarzt der kinderneurochirurgischen Ambulanz der Sana-Kliniken in Duisburg. Die Zugewandtheit seinen Patienten gegenüber resultiert sicher daraus, dass er selbst zwei kleine Kinder hat – und mit seiner Frau weiß, wie sich Eltern fühlen. Offensiv geht Schreiber die Verantwortung und persönliche Herausforderung an, die aus dem Anspruch erwächst, stets Ansprechpartner für Kinder und Eltern zu sein. „Es ist keine Belastung – ich freue mich darüber, wenn ich Kindern und Eltern helfen kann, das baut mich auf.“

Auch im Bergmannsheil kann Schreiber operieren

Und dann kommt ein Beispiel für einen Schwerpunkt des Kinderneurochirurgen auf den Tisch: die Behandlung frühzeitiger Schädelnahtverknöcherungen (Kraniosystosen). Schreiber wünscht sich, so früh wie möglich intervenieren zu können – idealerweise vor Erreichen des vierten Lebensmonats. „Dann kann der Eingriff endoskopisch, also so schonend wie möglich durchgeführt werden“, erklärt der Kinderneurochirurg.

Kameragestützt wird die verknöcherte Naht wieder eröffnet, nur so erhält das noch wachsende Gehirn ausreichend Platz für seine weitere Entwicklung. Die postoperative Versorgung erfolgt auf der pädiatrischen Intensivstation in der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln – auch im Bergmannsheil kann Schreiber operieren, dort erfolgt die Nachbetreuung in der angeschlossenen Kinderklinik.

Versorgung in drei Häusern

Prof. Michael Paulussen, Ärztlicher Direktor der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln: „Dies alles funktioniert nur mit Teamplayern – mit Mannschaften, die ganz hinter der Aufgabe stehen. Es kann 24 Stunden am Tag eine neurochirurgische Versorgung von Teams in drei Häusern angeboten werden.“

Dabei betont Dr. Lutz Schreiber, dass er auch konsiliarische Bewertungen von Kindern in anderen Kliniken der Region vornimmt: „Damit erspart man den zumeist noch sehr kleinen oder frühgeborenen Kindern den belastenden Transport. Ich kann den drei beteiligten Häusern nur für die Kooperation danken, um mir diese Arbeit zu ermöglichen.“