Gladbeck. . Viele Autofahrer lassen nun Reifen wechseln. Für die Mitarbeiter in den Werkstätten bedeutet das harte Arbeit, für die Kunden lange Wartezeiten.
Gerade kassiert Peter Potyka noch bei einer Kundin, da klingelt schon wieder das Telefon im Büro: „Moment, ich bin sofort bei Ihnen“, spricht er in den Hörer. Ein Ehepaar wartet in einer Sitzecke darauf, mit seinem Auto auf frisch gewechselten Winterreifen davon fahren zu können. Einige Momente später flitzt Potyka durch die Werkstatthalle gleich neben seinem Büro, bedient den nächsten Kunden.
Beim M&P-Reifenservice in Brauck herrscht, wie in vielen anderen Betrieben in diesen Tagen, ziemlicher Trubel: Der Wechsel auf Winterräder steht an. Rund zehn Autos in der Stunde schaffen Potykas drei Mitarbeiter. „Abends sind wir platt“, sagt Kfz-Mechatroniker Michele Ludewig. Das Problem: „Die Kunden haben so lange mit dem Wechsel gewartet und jetzt treten sie uns die Tür ein“, so Ludewig.
Viele Kunden haben den Wechsel hinausgezögert
Das beobachtet auch Marcel Rösner, Inhaber der Meisterwerkstatt in Zweckel. „In diesem Jahr war es lange warm, viele Kunden haben den Wechsel lange hinausgezögert.“ Heinz Blech ist am Freitagvormittag in Rösners Werkstatt gekommen. „Das Wetter hat es ja zugelassen, dass ich jetzt erst die Reifen an meinem Wagen wechseln lasse“, sagt er. Als Stammkunde hat er vorher einen Termin vereinbart, lange warten muss er nun also nicht.
„Anfang der Woche war es hier unglaublich hektisch“, erinnert sich Rösner. Denn da wurden viele, die bis dahin noch nicht auf Winterreifen umgesattelt hatten, dann doch angesichts der Wettervorhersage und der anstehenden niedrigen Temperaturen unruhig. „Ab Werten ab sieben Grad sollte man Winterräder drauf haben, von daher wird es jetzt Zeit“, weiß Rösner, der den Betrieb an der Feldhauser Straße einst von seinen Eltern übernahm. In der Werkstatthalle stehen überall Reifen-Türme, nach und nach wird ein Auto hereingefahren, Mitarbeiter bringen neue Reifen-Sätze auf Karren in die Halle.
Schwarze Gummitürme in der Werkstatt
Auch in Peter Potykas Halle ist beinahe nichts anderes zu sehen als schwarze Gummitürme. Über 1000 Radsätze haben Kunden beim M&P-Reifenservice eingelagert, rund 1500 Kunden kommen noch einmal hinzu, die ihre mitgebrachten Räder wechseln lassen wollen.
Termine vergibt die Werkstatt nur für die Lagerkunden, wer spontan vorbeikommt, muss Zeit mitbringen. Die Reaktion der Kunden? „Teils, teils“, sagt der Kfz-Mechatroniker. Aber: „Wir bedienen alle und schicken niemanden weg.“ Denn das ganze Jahresgeschäft muss hier jeweils zum Winter und zum Reifenwechsel im Frühjahr erledigt werden. „Wir müssen so viel wie möglich schaffen.“
Bis zu drei Stunden Wartezeit
Auch Ulrich Timm hatte sich schon auf Wartezeit eingestellt. „Ich war am Mittwoch schon einmal mit einem anderen Wagen hier, da bin ich wieder nach Hause gefahren. Drei Stunden musste ich auf den Wechsel warten“, sagt Timm. Heute, mit dem zweiten Wagen, da hat er „unglaubliches Glück“ und kommt schnell dran.
Alter und Profiltiefe sind entscheidend
Die Regel „Von Oktober bis Ostern“ gilt nicht mehr, sagt Kfz-Mechatroniker Michele Ludewig. „Wir müssen uns an die Wetterverhältnisse anpassen.“
Bevor die Mitarbeiter in der Werkstatt die Reifen aufziehen, schauen sie Profiltiefe und Alter an. „Winterräder müssen mindestens ein Profil von 4 Millimetern haben. Darunter haben sie nicht mehr die volle Leistung.“ Zudem sollten sie nicht älter als sechs Jahre sein.
Zusätzliche Mitarbeiter werden in der Hochsaison nicht eingestellt. „Wir haben versucht, Aushilfen zu bekommen, aber wir haben keine zuverlässigen Leute gefunden“, sagt Ludewig. Er ist froh, wenn die stressige Zeit bald vorbei ist. „Ich wusste gar nicht, dass ich so viele Knochen habe“, sagt er und lacht. Denn auch wenn es ein wahrer Knochenjob ist, der 28-Jährige macht seine Arbeit gerne.
Und Land ist in Sicht: „Wir haben 70 Prozent geschafft“, schätzt Ludewig. Bis Weihnachten wird sich die viele Arbeit wohl noch ziehen. Ludewig: „Wir freuen uns hier unglaublich auf die ruhigen Weihnachtstage.“