Gladbeck. . Die Kunstroute präsentierte viele lokale und internationale Künstlern in den Ateliers. Viele Besucher kamen bei strahlendem Sonnenschein.
Loreta arbeitete gedankenverloren am großen Tisch in der unteren Halle des Ateliers „Magazin“ an der Talstraße, mit Wachsmalstiften zauberte die Siebenjährige einen bunten Blumentopf aufs Papier. Die Kunstroute bot am Wochenende nicht nur sechs Orte in Gladbeck, um Werke verschiedenster Künstler anzuschauen, Susanne A. Schalz animierte in ihrem Atelier auch zum Selbermalen. „Ich lade gerne Gäste ein“, sagte die Erschafferin vom Atelier „Pott in Farbe“.
Im oberen Teil des Industrieraums stellte Karen Birch-Bunten aus Dänemark Kollagen aus Metall und Holz, Statuen von Frauen und Mädchen aus verschobenen Brettern, die ungelenk und zerbrechlich zugleich wirken aus. Theo de Feyter aus den Niederlanden war mit der künstlerischen Dokumentation einer Ausgrabung aus Syrien von 2010 zu sehen: Europäische und arabische Wissenschaftler am Ufer des Euphrat bei Rakka, Jahrtausend alte Steine, gezeichnet und fein koloriert in „gouache“, einer deckenden Wasserfarbe.
Kunst-Idee wurde zur historischen Aufzeichnung
„Es war damals eine Kunstidee. Durch den kurz darauf beginnenden Bürgerkrieg ist es zufälligerweise eine besondere historische Aufzeichnung geworden“, so der Archäologe. Rakka ist heute zerstört, die Anlagen aus der späten Bronzezeit sind verloren, de Feyter war erst im vergangenem Jahr noch einmal in Homms und Aleppo und hat sich erkundigt.
Neben seinen Zeichnungen „Menschen und Ruinen“ hingen die großflächigen Gemälde von Maria Schnieders. Ihre „Fragmente“ sind Studien von menschlichen Organen aus Ölfarben, Graffit und Klebestreifen.
Ein verwunschener Garten
Ein Ohr, eine Zunge, ein Herz wie unter einem Mikroskop, bizarr verworren und von einer plastischen Chromatik. „Ich bin begeistert von ihr“, sagte Susanne Schalz, die selber neue Industriegemälde präsentierte. „Es gibt bestimmt 35 Versionen von Zeche Zollverein, das ist ein bisschen wie der Seerosentick von Monet“, scherzte die Künstlerin.
Offene Ateliers an mehreren Orten
An sechs Orten präsentierten sich die Künstler in der Stadt, gleich mehrere stellten im Magazin an der Talstraße aus. Ralf Augustin zeigte Holzschnitzkunst an der Gartenstraße, Marlene Schroer Malereien in ihrer Treppenhaus-Galerie an der Hermannstraße, Karin Natzkowski ihre Werke im Haus der VHS.
Auch in Bottrop, Dorsten, Wulfen und Raesfeld beteiligten sich Künstler an der Kunstroute.
In einer Ecke im Atelier standen kleine Köpfe aus Granit von Klaus Greuel. Wer mehr von dieser Kunst sehen wollte, fuhr in die Steinstraße. Greuel und seine Frau Britta hatten ihren Garten geöffnet. Garten? Es ist eher ein verwunschener Park, in dem an jeder Ecke außergewöhnliche Gesichter warten. Archaisch, intensiv, kraftvoll, Blicke aus Granitblöcken, hinter Sträuchern und Bäumen lauern sie praktisch, um den Betrachter in den Bann zu ziehen.
Britta Greuel präferiert weißen Alabaster, Klaus Greuel schwärzt dunklen Basalt teils noch zusätzlich mit Schuhcreme. Augen schauten aus hohen Baumstämmen besitzergreifend über das Terrain, auch das Material Holz hat Klaus Greuels Interesse. Zur Kunstroute lud er sich einen jungen Tischler ein. Simon Heuer zeigte surreal zusammengestellte Garderoben und gebrauchsfähige Kunst, wie geschnitzte Handyabstellflächen.
Grüße an die anderen Künstler
„Immer nur das Eigene sehen ist langweilig“, sagte auch Karoline Dumpe. In ihrer „Alten Spedition“ hatte sie viele verschiedene Werke anderer Künstler ausgestellt, die bereits bei ihr in Ausstellungen zu sehen waren. Ihre eigene Kunstschau präsentierte vorrangig Bilder in „Mixed-Media-Technik“, alte Zeitungen stehen im Vordergrund, geschnitten, gekleistert, gepresst.
Den vielen Besuchern wurden Grüße fürs das nächste Atelier mit auf den Weg gegeben, die Künstler schätzen sich untereinander. „Wir sitzen ja bei der Kunstroute zwei Tage in unseren Räumen und können uns nicht gegenseitig besuchen“, bemerkte Dumpe lachend.