Gladbeck. . Das Martin-Berner-Quintett trat in Gladbecke auf – zwar „nur“ als Quartett, aber der Sound der Musiker kam beim Publikum an.
Ein lateinamerikanisch anmutender Rhythmus füllt das gut besuchte Café Stilbruch. Schlagzeug, Kontrabass und E-Piano halten den Groove am Leben; eine freie, improvisiert wirkende Melodie entfaltet sich darüber. Martin Berner spielt diese auf dem Flügelhorn. Aus seiner Feder stammt dieses Stück, wie auch alle anderen Songs, die die Band an diesem Abend spielt.
Posaunist kurzfristig erkrankt
Eigentlich ist die Gruppe fünf Mann stark, aber Posaunist Max Wehner war kurzfristig erkrankt. Deshalb teilt Martin Berner sich die Kleinkunst-Bühne im hinteren Raum des Cafés mit Keyboarder Fabian Neubauer, Kontrabassist Andreas Pientka und Schlagzeuger Michael Knippschild. Nachdem Berners erstes Solo beendet ist, setzt er sein Flügelhorn ab, verlässt die Bühne, nimmt ein Schluck von seinem Bier und wirft einen Blick auf sein Handy, während die Band weiterspielt und Fabian Neubauer ein Solo zum Besten gibt.
Mehr und mehr Zuhörer
„Im vergangenen Jahr haben wir auch hier gespielt, vor ungefähr 35 Leuten. Heute sind bestimmt 40 hier. Wenn es jedes Mal fünf mehr werden, kommen wir gern wieder“, wendet Berner sich nach dem ersten Stück an das Publikum. „Unser Posaunist ist krank, und wir konnten niemanden finden, der genauso gut spielen und genauso schnell ziehen kann, dafür spiele ich einfach doppelt so viele Töne.“
Starker Blues-Rhythmus
Berner wechselt vom Flügelhorn zur Trompete, Knippschild treibt mit dem Schlagzeug einen starken Blues-Rhythmus an. Alle vier Bandmitglieder wechseln sich mit improvisierten Soli ab. Nach diesem eher „klassischen“ Blues folgt ein Stück das so neu ist, dass es noch nicht einmal einen Titel hat, wie Martin Berner erklärt: „Bei der ‚Jazz Baltica‘ habe ich schon mal Musik von Lars Danielsson gespielt. Von ihm habe ich mir später mehr angehört und seine Musik hat mich zu dieser Komposition inspiriert.“
Die Komposition „What is XYZ all about?“ bietet erneut fantasievolle Improvisationen dar. Die Frage eines Zuschauers, in welche Jazz-Richtung dies gehört, kann Keyboarder Neubauer nicht genau beantworten. „Am ehesten vielleicht Modern Jazz“, meint er.
Applaus für jedes Solo
Auch nach der Pause bleibt das Programm abwechslungsreich. „Bodenständige“ Blues-Stücke wechseln sich mit sanften, gesanglichen Balladen ab, bei denen Berner seine ganzen Flügelhorn-Künste darbietet. In „Verschwommene Umrisse“ präsentiert die Band eine nebulöse musikalische Zukunftsvision, bei der Bassist Pientka sogar zum Bogen und Schlagzeuger Knippschild zu den Paukenschlägeln greift. Dem Publikum gefällt es, jedes Solo wird mit einem Applaus gewürdigt.
Martin Berner gründete die Band während seines Trompetenstudiums an der Folkwang-Universität Essen. Der Auftritt im Café Stilbruch ist ein echtes Heimspiel für ihn: Der 26-Jährige war langjähriger Schüler der Musikschule Gladbeck.