Gladbeck. . Apotheker und Schädlingsbekämpfer haben jetzt besonders viel zu tun. Auch das Krankenhaus zählt mehr Aufnahmen. Allergiker-Pen nicht lieferbar.

Der Sommer 2018 ist ein Wespensommer. Was Gladbecker im Freien beispielsweise beim Kuchenessen zu spüren bekommen, merkt etwa auch Apotheken-Sprecherin Dorothee Pradel. Wesentlich mehr Kunden, die mit Wespenstichen ihre Apotheke aufsuchen, zählt sie. „Es ist Wahnsinn.“ Sie beobachtet auch vermehrt schwere Stiche, etwa nah am Auge. „Die Insekten schwirren so dicht an den Menschen und sind auch nicht wegzubekommen.“

Besonders wer Süßes ist, muss mit herbeifliegenden Wespen rechnen.
Besonders wer Süßes ist, muss mit herbeifliegenden Wespen rechnen. © Jürgen Theobald (theo)

Wer sich nach einem Stich richtig elend fühlt, Atemnot und Schwindel verspürt, sollte schnell zum Arzt. Denn wer allergisch ist, braucht sofort Hilfe. Menschen, die von einer Allergie wissen, sollten immer eine Adrenalin-Fertigspritze zur Kreislaufstabilisation, „Pen“ genannt, bei sich tragen. Der wird vom Arzt verordnet. Allerdings ist dieser im Moment nicht lieferbar. „Das ist ein Riesenproblem für ausgewiesene Allergiker“, so die Inhaberin der Elefanten-Apotheke. Bei einem Wespenstich müssten sie zu einem Notarzt oder in die Ambulanz gehen.

Schädlingsbekämpfer haben Arbeitszeiten ausgeweitet

Allein am Wochenende haben fünf von Wespen gestochene Patienten das St. Barbara-Hospital aufgesucht. „Die Fälle sind etwas mehr als sonst“, sagt Wolfgang Heinberg, Leiter Unternehmenskommunikation des Krankenhausträgers St. Augustinus. Eine übermäßige Herausforderung sei dies für die Klinik aber nicht.

Den schwarz-gelben Insekten fehlt die Nahrung

„Wenn es im Frühjahr trocken und warm ist, entwickeln sich die Völker gut“, sagt Michael Korn vom örtlichen Naturschutzbund. Dass Wespen jetzt besonders viel auf der Suche nach Nahrung sind, liegt zum einen an der anhaltenden Trockenheit und den dadurch schon verblühten Stauden sowie zum anderen an den fehlenden Mücken mangels Regen.

Wer sich auf Balkon oder Terrasse von den Insekten belästigt fühlt, kann eine Ersatzfütterung anbieten, so Korn. Dazu böte sich Süßes ebenso wie Fleisch, etwa Schinken, an. Wespen wegpusten oder -schlagen sollte man nicht.

Schädlingsbekämpfer Tobias Pypetz von der Firma Pestaway hat im Moment viel zu tun. „Es gibt derzeit sehr viele Wespen, mehr als in den Vorjahren“, sagt auch er. Seine Arbeitszeiten hat das Team wegen der extremen Lage ausgeweitet, arbeitet nun von 7 bis 21.30 Uhr. Dass die Insekten jetzt aggressiver sind, kann Pypetz nicht bestätigen. „Manche Kunden berichten zwar, dass die Wespen unvermittelt zustechen aber ich selbst habe das nicht erlebt.“ Für die Entfernung eines Nestes müssten Kunden mit Preisen zwischen 95 und 120 Euro rechnen.

Eigenständig darf niemand ein Nest entfernen

Wer ein Wespennest in seinem Garten entdeckt und sich dadurch belästigt fühlt, kann sich mit einem Imker oder Schädlingsbekämpfer in Verbindung setzen, der wiederum Kontakt mit dem Kreis aufnimmt. Denn eigenständig darf niemand ein Wespennest entfernen. Die Behörde begutachtet gemeinsam mit den Experten die Lage des Nestes sowie Wespenart. Dabei muss zwischen der ausgehenden Gefahr und Belästigung unterschieden werden.

Der Schutz der Tiere stehe im Mittelpunkt. „Wenn es jedoch beispielsweise ein Nest im Eingang eines Seniorenheims gibt, muss darüber nachgedacht werden, dieses zu entfernen oder am besten umzusiedeln“, sagt Kreissprecher Jochem Manz und ergänzt: „Wir führen im Moment viele Gespräche über mögliche Beseitigungen, es ist Saison.“ Eine Genehmigung dafür kostet 35 Euro. Wer es ohne Erlaubnis entfernt, dem droht ein Bußgeldverfahren.