Gladbeck. Straße und Häuser entstanden in der 50er Jahren und galten als Mustersiedlung. Sie wurde benannt nach dem Schweizer Pädagogen J. H. Pestalozzi.

Die Straße „Pestalozzidorf“ nordwestlich der Bottroper Straße in Ellinghorst zwischen Lökensweg und Haarbach entstand – wie die gesamte Siedlung – in den Jahren 1952 und 1953. Sie galt als Mustersiedlung.

Der Name gilt gleichzeitig als Synonym für die gesamte Siedlung, die wiederum an den Schweizer Erzieher Johann Heinrich Pestalozzi (1746 – 1827), Mitbegründer der modernen Pädagogik, und seine berühmten Erziehungsmethoden erinnert, die speziell in der neuen Siedlung in den 50er Jahren angewandt wurden: In der Siedlung wurden auswärtig angeworbene Berglehrlinge untergebracht und lebten bei den Siedlern mit Familienanschluss. Die ersten Pestalozzi-Eltern zogen im September 1953 ein.

Häuser im Pestalozzidorf wurden nach Landschaften benannt

Mehr als eine Straße: Pestalozzidorf in Gladbeck.
Mehr als eine Straße: Pestalozzidorf in Gladbeck. © Frank Oppitz

Die Häuser im Pestalozzidorf wurden nach deutschen Landschaften benannt und dazu deren Symbole am Haus angebracht. Es war eine spezielle Wohn- und Lebensform für die jugendlichen Berglehrlinge der Möllerschächte. Jeweils drei Berglehrlinge wohnten in einem Haus bei einer Pflegefamilie und wurden hier voll versorgt. Sie kamen aus anderen Regionen nach Gladbeck. Neben dem Familienanschluss gab es eine Menge organisierter Freizeit – nicht zuletzt im Gemeinschaftshaus des Dorfes. Nach Beendigung der Lehre hatten sie die Möglichkeit, neben dem eigentlichen Pestalozzidorf ein eigenes kleines Eigenheim zu bauen.

Als keine Berglehrlinge mehr kamen, wurden etliche Häuser als Wohnungen für Bergbauangestellte (Steigerhäuser) vergeben. Heute sind alle Häuser privatisiert.

Johann Heinrich Pestalozzi war Mitbegründer der modernen Pädagogik

Johann Heinrich Pestalozzi wurde am 12. Januar 1746 in Zürich geboren, wuchs in gut bürgerlichen, überbehüteten Verhältnissen auf. In der Schulzeit konnte Pestalozzi seine Talente entfalten. Er genoss die Ausbildung der Zürcher Oberschicht, studierte Jura, diskutierte sozialpolitische Fragen und ereiferte sich für liberale Ideen.

Ab 1774 unternahm er mehrere Versuche, eine Erziehungsanstalt für Waisen aufzubauen – und scheiterte. Mal fehlte die öffentliche Unterstützung, mal überwarf er sich mit Mitarbeitern. 1804 dann der Durchbruch: Im west-schweizerischen Yverdon errichtete er ein Lehrerbildungsinstitut und erarbeitete sich mit neuen Pädagogikansätzen einen europaweiten Ruf. Der Kern seiner Lehre ist einfach: Setze bei den Bedürfnissen der Kinder an und fördere sie in einem möglichst vertrauten, familienähnlichen Rahmen.