Gladbeck. Schultendorf ist klein, aber oho! Die Menschen fühlen sich in der „Schultenkolonie“ wohl. Es gibt kaum Gewerbe, aber viel Platz zum Wohnen.

Er ist der kleinste und einwohnerschwächste Stadtteil Gladbecks: Schultendorf. Aber offenbar ein liebenswerter, wie man allenthalben hört, wenn man dort unterwegs ist. Schultendorf ist freundlich und nett, gemütlich und zählt viele offenherzige Leute. Schultendorf, das sind die Siedlungsbereiche rund um die Schultenstraße, die seit jeher die Schlagader des Ortsteils ist.

Die „Schultenkolonie“, wie es früher auch oft hieß, wurde ab 1907 durch den Bergfiskus gebaut. Schule und Straßen mussten von ihm gleich mit errichtet werden und gaben dem Stadtteil neben den Zechenhäusern mit ihren großen Gärten sein Gesicht. Als „mustergültiges Siedlungsprojekt“ nahe den Zechen Zweckel und Möller wurde die Bebauung seinerzeit gelobt.

Die Arbeitslosigkeit liegt auf ganz niedrigem Niveau

© Ulla Michels

Heute weist die jüngste Statistik 2380 Schultendorfer aus (seit rund zehn Jahren ist die Zahl leicht rückläufig), die in einem Stadtteil ohne Zentrum und ohne viel Industrie leben. Lange Zeit gab es ein wirtschaftliches Schwergewicht in dem kleinen Stadtteil: Die Bahn- und Hafenbetriebe an der Talstraße, jetzt schon länger RBH Logistics GmbH und zum Bahn-Konzern gehörig, war einst ein großer Arbeitgeber im Dunstkreis des Bergbaus, hat seine große Bedeutung inzwischen aber eingebüßt.

Ein Blick in die Statistik zeigt, dass die fehlenden Gewerbegebiete und Industrie dem Stadtteil nicht schaden: In Schultendorf herrscht fast Vollbeschäftigung, es gab zuletzt nur knapp über 100 Arbeitslose – geringste Zahl unter allen Stadtteilen! Schultendorf – das ist wohl vor allem ein Stadtteil zum Wohnen.

Die Christus-König-Kirche ist das Wahrzeichen

© Michael Korte

Wahrzeichen ist die Christus-König-Kirche – räumlich, für viele aber auch inhaltlich der Mittelpunkt des Stadtteils. Seit vielen Jahren schon wird das Gotteshaus durch Privatinitiativen und viel Einsatzwillen, auch finanzieller Art, offen gehalten und mit viel Leben gefüllt. Ein anderes Aushängeschild des Ortsteils, das in die ganze Stadt ausstrahlte, gibt es seit neun Jahren nicht mehr – den Schultenhof. Er ist vielen Schultendorfern aber bis heute präsent. Mit dem Abriss 2009 ging viel Profil für den Stadtteil verloren. Statt eines städtebaulichen Aushängeschildes gab es als Ersatz einen Discountmarkt. Viele Schultendorfer trauern dem einstigen Aushängeschild bis heute nach.

Schultendorf hat zwar mit zuletzt nur 387 Kindern und Jugendlichen die geringste „Nachwuchsquote“, aber einen Sportverein, der für seine vorzügliche Jugendarbeit bekannt ist – sogar über die Stadtgrenzen hinaus: Der Tischtennisverein Grün-Weiß Schultendorf. Die erste Herrenmannschaft spielt sogar in der Landesliga!

Es gibt kaum große Mehrfamilienhäuser

Wenig Grün, aber viele Eisenbahnflächen

Grünflächen gibt es in Schultendorf recht wenige: Nur neun der 72 Hektar Stadtteilfläche sind Grünflächen. Dafür gibt es aber unmittelbar drumherum Grünes der anderen Stadtteile.

Jahrzehnte war die Zechenbahn stadtteilprägend: Entsprechend waren gut 12 der 72 Hektar Eisenbahnflächen. Inzwischen sind viele Flächen zurückgebaut – liegen aber brach.

Städtebaulich interessant ist an Schultendorf, dass es keine großen Mehrfamilienhäuser gibt. Überhaupt sind von 741 Häusern 644 Ein- und Zweifamilienhäuser – eine Quote, die es kaum sonst wo in der Stadt gibt. Einerseits überrascht das, andererseits: Der Gartenstadtcharakter der „Schultenkolonie“ blieb gewahrt und zahlt sich heute als Plus aus. Übrigens: Trotz Gartenstadtcharakters zählt Schultendorf zu den am dichtesten bebauten Ortsteilen in der Stadt. Gut 45 von 72 Hektar sind wohnbebaut.

Interessant: Schultendorf ist der Stadtteil, in dem die meisten Bewohner verheiratet sind, nämlich über 50 Prozent. Geschieden sind rund 6,5 % - niedrigster Wert in der Stadt. Einen anderen hohen Wert verzeichnen die evangelischen Christen: Ihr Anteil ist in Schultendorf am höchsten, umgekehrt ist es bei den Katholiken. Ihr Anteil unterdurchschnittlich.