Gladbeck. Zweckeler Wahrzeichen wird am 8. Dezember abgestellt. Dann übernimmt die Fahrdienstleitung Coesfeld die Streckenbeaufsichtigung. Zukunft ungewiss
Das 107 Jahre alte mechanische Stellwerk der Deutschen Bahn in Zweckel an der Feldhauser Straße hat ausgedient: Am 8. Dezember wird es außer Dienst gestellt. „Das Stellwerk wird nicht mehr benötigt und aufgelassen“, bestätigte ein Bahnsprecher auf WAZ-Anfrage.
Die Aufgaben übernimmt ab dem Zeitpunkt aus der Ferne – computergestützt – die Fahrdienstleitung der Bahn in Coesfeld, die den Streckenabschnitt von Zweckel über Dorsten bis Borken steuert. Die bisherigen Arbeitsplätze im Zweckeler Stellwerk entfallen künftig. Derzeit baut die Bahn als Ersatz für das alte Stellwerk ein sogenanntes elektronisches Stellwerk in Modulbauweise. Dieses „Beton-Häuschen“ enthält die entsprechende Technik, wird jedoch vom größeren Stellwerk in Coesfeld von einem Fahrdienstleiter gesteuert. Einen Fahrdienstleiter in Zweckel wird es nicht mehr geben.
Ein zweiter Mann sitzt im Auto und gibt Rückmeldung
Erneuert werden gleichzeitig die Signalanlagen rund ums Stellwerk, auch sie können im Dezember in Betrieb genommen werden. Die Bauarbeiten, so die Bahn, liefen insgesamt planmäßig. Zu den Kosten für die Umrüstung wollte sich der Bahnsprecher nicht äußern.
Zu den Bauarbeiten gehört auch eine Kuriosität: Das neue Beton-Häuschen, das schon im Rohbau steht, blockiert den Blick vom alten Stellwerk auf den Fußgängerüberweg über die Gleise gegenüber dem Grünen Weg. Um die Sicherheit der Fuß- und Radfahrer weiter zu gewährleisten, so die Bahn, überwache ein zusätzlicher Mitarbeiter „den Gefahrenraum des Bahnübergangs“ vom Auto aus und gebe dem Fahrdienstleiter entsprechend Rückmeldung.
Was aus dem historischen Stellwerk wird, ist ungewiss
Einst gab es viele Blumen am Stellwerk-Häuschen
Generationen von Gladbeckern kennen das Stellwerk, offiziell „Abzweig Zweckel“, als ein wahres Kleinod von Blumenliebhabern: Über Jahrzehnte pflegten dort die Bediensteten viele, viele Blumen – es war eine Augenweide.
Zwar fehlen nun seit Jahren die Blumen, das Haus ist aber nach wie vor eine Augenweide.
Was aus dem historischen Stellwerk wird, ist ungewiss. „Das ist noch in Klärung“, so der Bahnsprecher. Landesweit gilt das Zweckeler Stellwerk, das 1911 in Betrieb ging, als einzigartig. 107 Jahre haben Stellwärter Weichen und Signale mit Hilfe eines Doppeldrahtzugs umgestellt. „Das ist ein Musterbeispiel früher Ingenieurskunst auf dem Gebiet der Signaltechnik“, so Kenner Josef Wolters. Das war auch der Grund, warum es unter Denkmalschutz gestellt und in die Liste der Gladbecker Baudenkmäler aufgenommen wurde.
Die SPD Zweckel hat sich bereits dafür ausgesprochen, das Stellwerk als Industriedenkmal zu bewahren. Bei einem Rundgang des Ortsverein durch den Stadtteil erst vor wenigen Tagen, äußerten Vertreter des Ortsvereinsvorstands entsprechende Wünsche. Verhindern will die SPD vor allem, dass das „Schmuckstück“ samt alter Technik zu einem Brennpunkt im Stadtteil wird.