Gladbeck. . Mitglieder des Vereins „Allerlei Leben“ suchen ein Grundstück, auf dem sie ein Haus bauen können. Ein Investor steht schon bereit.

Am Anfang war es eine, nein, nicht Schnaps-, sondern Rotweinidee: Hildegard Fein (65) und Angelika Körber (64), seit Schulzeiten Freundinnen, plauderten über die Zukunft, malten sich aus, wie sie ihr Leben weiter aktiv gestalten, wo und wie sie künftig wohnen könnten. Der gemütliche Abend hatte Folgen: Die Freundinnen gründeten den Verein „Allerlei Leben“, und sie stießen ein Wohnprojekt an, das jetzt, drei Jahre nach dem gemütlichen Abend, sehr konkrete Formen angenommen hat.

Es geht um selbstbestimmtes Leben, Gestaltung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

Die Ziele des gemeinnützigen Vereins und die geplante Wohnform sind deckungsgleich: Es geht um ein selbstbestimmtes Leben jenseits der Lebensmitte, um Gestaltung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, um Aktivitäten zur Erhaltung der körperlichen und geistigen Beweglichkeit . . . Im Verein mit mittlerweile 24 Mitgliedern sieht das so aus: Man trifft sich einmal im Monat, tauscht Ideen zur Freizeitgestaltung aus: kreatives Kochen, künstlerische Betätigung, Musik, Wellness, gemeinsamer Besuch kultureller Veranstaltungen . . . Einige haben sich zu Interessengruppen zusammengefunden, gehen gemeinsam ins Kino, treffen sich zu meditativem Gesang. Wer mag, bringt sich aktiv ein: Eine Werbegrafikerin aus den eigenen Reihen beispielsweise bietet Kalligraphiekurse an.

Und bei jedem Treffen ist auch das geplante Wohnprojekt ein Thema, denn die meisten Vereinsmitglieder möchten auch zusammen wohnen – und die Ziele des Vereins in ihr künftiges Zuhause tragen. Die Ursprungsidee einer Senioren-WG haben die Initiatorinnen längst ad acta gelegt. Die bisher 14 ernsthaft Interessierten wollen in ein seniorengerechtes Haus für 20 Mietparteien ziehen, mit eigenen Wohnungen, aber auch Gemeinschaftsräumen für Veranstaltungen, Treffs, Sport, Zeiten der Besinnung.

Ein offenes Haus, so offen wie die Menschen, die dort leben wollen

Offen soll dieses Haus sein, offen wie die Menschen, die dort leben werden. Edith Kerkhoff, die sich dem Verein vor eineinhalb Jahren anschloss, beschreibt, was ihnen allen vorschwebt: „Wir wollen uns auch für die Nachbarn öffnen, ganz unabhängig von ihrer Herkunft. Das bezieht sich nicht nur auf gemeinsame Veranstaltungen, das schließt auch gegenseitige Unterstützung im Sinne der traditionellen Nachbarschaft ein.“

Ansprechpartnerinnen und Kontakt

Die Vereinsmitglieder treffen sich an jedem dritten Sonntag im Monat zum Frühstück oder einfach zum Klönen im Café Zeitlos, Bahnhofstraße 2.

Wer sich für den Verein „Allerlei Leben“ und/oder das Wohnprojekt interessiert, kann sich an Edith Kerkhoff, 6015505, oder an Hildegard Fein in Dorsten, 02362/26109 wenden. Das gilt natürlich auch für Grundstücksangebote. E-Mail: info@allerlei-leben.de; Homepage: allerlei-leben.de

Der Verein „Allerlei Leben“ ist über die theoretische Phase längst hinaus, hat sich, unterstützt von einer Projektmanagerin aus Dorsten, im Bauministerium, bei Baumessen, bei Trägern ähnlicher Projekte informiert und hat auch schon einen Investor gefunden. Die GSWG Senne (Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugenossenschaft) steht quasi in den Startlöchern, um das Projekt zu realisieren.

Allzu lange wollen sie nicht auf den Baustart warten

Was fehlt, ist jetzt nur noch ein Grundstück. Hildegard Fein, Edith Kerkhoff und Angelika Körber haben Kontakt zu den Stadtverwaltungen in Gladbeck und Dorsten aufgenommen und loten mit ihren Mitstreitern gerade die drei Vorschläge aus den Rathäusern aus, halten aber parallel die Augen weiter offen. „Es kann auch ein Privatgrundstück sein, und wir sind nicht auf Gladbeck oder Dorsten fixiert“, sagt Edith Kerkhoff. Die Vereinsmitglieder hoffen, dass ein passendes Angebot nicht mehr allzu lange auf sich warten lässt. „Unser ältestes Mitglied, das mit einziehen möchte, ist 80, und wir anderen werden auch nicht jünger.“