Gladbeck. In der Brieftaubenreisevereinigung Gladbeck lieferte sich der 69-Jährige bei der Frühjahrsmeisterschaft ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Marian Frejno

So viel Spannung war selten, buchstäblich bis zur letzten Sekunde lieferten sich die Brieftauben zweier Spitzenschläge ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Am Ende, nach zwölf Preistouren, hatte Paul Jandewerth mit 50 Zählern knapp die Nase vorn vor Marian Frejno, der sich, wie schon im Vorjahr, mit dem undankbaren zweiten Rang begnügen musste.

Mit 47 Preisen lagen beide Züchter gleichauf, Frejno hatte ein paar Ass-Punkte und Kilometer mehr eingeheimst. Beim schwierigen Finale brachte Jandewerth drei Zähler unter, Frejno nur zwei.

Eine sensationelle Ausbeute von 50 Zählern

Taubenzüchter Paul Jandewerth, Sieger der Frühjahrsreise der RV Gladbeck.
Taubenzüchter Paul Jandewerth, Sieger der Frühjahrsreise der RV Gladbeck. © Oliver Mengedoht

Alleinstellungsmerkmal des RV-Meisters: Ausschließlich Weibchen machten die Preise und sorgten für die sensationelle Ausbeute von 50 Zählern. Zwei Weibchen holten elf Preise, eine Täubin zehn, vier immerhin noch neun und zwei acht Preise. „Ich habe im Frühjahr mit 28 Tauben angefangen. Auf der achten Tour waren noch 24 im Korb, davon holten 21 einen Preis,“ resümiert der Gladbecker, der seit Jahrzehnten zu den besten heimischen Züchtern zählt, nicht ohne Stolz.

Seine Bilanz insgesamt: „Wenn ich die Liste des Regionalverbandes zugrunde lege, komme ich auf einen Prozentsatz von 65 %.“ Eine beeindruckende Quote, die durch die Weibchenmeisterschaft und den Gewinn der Jährigenmeisterschaft zusätzlich veredelt wird. Zudem wurde an drei Sonntagen die schnellste Taube in seinem Gartenschlag registriert.

Die Zukunft des Taubensports malt er eher in Grautönen

Brieftauben - das „Rennpferd des kleinen Mannes“.
Brieftauben - das „Rennpferd des kleinen Mannes“. © Joachim Kleine-Büning

Seit 1964 gehört der 69-jährige ehemalige Bankkaufmann der Reisevereinigung Gladbeck an. „Mein Bruder und mein Onkel haben mich für dieses Hobby begeistert,“ so Jandewerth. „Die Preisliste von 1967 weist in der RV Gladbeck noch 384 aktive Schläge aus, jetzt sind wir gerade mal 22 Züchter.“ Im Verein „Heimweh Kirchhellen“ ist er mittlerweile einziges Mitglied.

Die Zukunft des „Hobbys des kleinen Mannes“ malt er eher in Grautönen. „Irgendwann werden wir im Regionalverband nur noch ein oder zwei Einsatzstellen haben, heute sind es noch acht. Andererseits: Der Züchter Silvester Sott in Horst ist schon 90 Jahre alt und schickt immer noch richtig klasse. Welches Hobby kann man in solch einem Alter noch ausüben?“

Für andere Hobbys hat Jandewerth kaum Zeit

Der erste Preisflug der Jungtauben steht bevor

Die Herbstreise der Jungtauben läuft schleppend an. Die Vorflüge konnten wegen der Hitze nicht wie geplant durchgeführt werden.

Die Züchter hoffen jetzt, dass es am kommenden Sonntag, 12. August, mit dem ersten Preisflug ab Aßlar über 145 km klappt. Fünf Preisflüge sind vorgesehen. Es werden voraussichtlich 25 Züchter an den Wettbewerben teilnehmen.

Nach fünf Jahren schaffte es Paul Jandewerth wieder, die Königsdisziplin RV-Meisterschaft zu erringen. Sein Erfolgsrezept ist so einfach wie bestechend: „Meine Tauben bekommen gutes Futter, an 365 Tagen im Jahr nur klares Wasser aus dem Kran, viel frische Luft und ein Vitamin-Präparat. Einen Medizin-Schrank gibt es bei mir nicht. Ansonsten lasse ich meine Tiere in Ruhe. Zu viel Aktivität schadet nur,“ so sein Credo.

Für andere Hobbys hat Jandewerth kaum Zeit. Allerdings straft ihn da die blau-weiße Gartenbank vor seinem Haus Lügen. „Fußball interessiert mich, klar drücke ich Schalke 04 die Daumen.“ Sein Wunsch: „Hoffentlich werden die noch mal deutscher Meister. Als die 1958 den letzten Titel holten, bin ich zur Erstkommunion gekommen.“ Bei allem Respekt für die königsblaue Sehnsucht: Die erfolgreiche Titelverteidigung des Paul Jandewerth erscheint um einiges wahrscheinlicher als der achte Titel der Schalker Knappen.