Gladbeck. Wieder öffnete die WAZ Pforten für ihre Leser: Diesmal erkundeten sie das Rockwool-Werk und staunten nicht schlecht, wie der Dämmstoff entsteht.

„Was meinen Sie, wie hoch sind denn wohl die beiden Schornsteine der Firma?“, fragt der Betriebsratsvorsitzende der Deutschen Rockwool, Jörg Abisch. Die acht neugierigen Besucher, die sich kreisförmig um den Mitarbeiter versammelt haben, blicken fragend in Richtung Himmel. „95 Meter hoch ist der große Schornstein“, löst Abisch das Rätsel. „Das hätte ich nicht gedacht“, staunt Heike Walter, die, wie die anderen Gäste, auf Einladung der WAZ bei Rockwool ist.

Verblüfft – das werden sie bei dem Werksrundgang noch einige Male sein. Garantiert lüftet Jörg Abisch an diesem Nachmittag für die Gewinner der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ noch das eine oder andere Geheimnis.

Gäste wurden mit Helmen und Warnwesten ausgestattet

Die Besucher können die Steinwolle selbst ertasten. Das Material lässt sich wie Zuckerwatte auseinander ziehen.
Die Besucher können die Steinwolle selbst ertasten. Das Material lässt sich wie Zuckerwatte auseinander ziehen.

Innerhalb von 45 Minuten sind die Besucher rundum informiert über die Produkte und Mitarbeiter der Dämmsystem-Firma, die in ihren vier Standorten in Deutschland rund 1300 Mitarbeiter beschäftigt. Seit 1954 hat die Deutsche Rockwool ihren Sitz in Gladbeck und produziert Steinwolle, die als nichtbrennbarer Dämmstoff für die Wärmedämmung eingesetzt wird. „Jeden Tag fährt man daran vorbei, und doch weiß man nicht, was sich genau hier abspielt“, sagt Besucher Peter Harelik.

Mit Helmen und Warnwesten ausgestattet, geht es ans Eingemachte: Über die Beisenstraße biegt die Gruppe in den Innenhof ein. Zehn bis 15 Lkw bringen Rohstoffe, mit voller Ladung verlassen weitaus mehr das Gelände hier täglich. In dem weitläufigen Hof riecht es nach Ruß und Feuer. Abisch hebt einen der Koksbrocken aus der schwarzen Menge heraus: „Der Koks ist ein zentraler Rohstoff, den wir für die Produktion brauchen.“ Franz-Dieter Kazmierczak stellt lachend fest: „Der riecht ja nach gar nichts.“

Rockwool-Wolle fühlt sich an wie Zuckerwatte aus Stein

© Lutz von Staegmann

Koks erhitzt den sogenannten Kupolofen auf 1500 Grad Celsius: Bei dieser hohen Temperatur verschmelzen in ihm Basaltstein und Recycling-Formsteine und so entstehen die Steinwolle-Fasern. Die „Hölle“, wie Mitarbeiter den Ofenbereich, in dem die Verschmelzung stattfindet, nennen, wird für WAZ-Besucher allerdings tabu sein, weil er für Gäste zu gefährlich ist. „Früher durfte überhaupt kein Einblick in die Produktion genommen werden. Heute ist das anders“, erklärt Abisch, der schon seit 25 Jahren in der Firma tätig ist, und lädt die Besucher nun zum eigentlichen Rundgang durch die Produktion ein.

In den Produktionshallen rattern die Maschinen laut, die Wärme staut sich unter den Dächern. Zwei Produktionslinien ziehen sich auf rund 80 Metern durch die Halle. Die mit Bindemitteln und Ölen versehenen Fasern, aus denen die Steinwolle entsteht, rollen hier wie Matratzen auf dem Band entlang. Abisch zieht ein Stück aus dem gelblichen Material von dem Band heraus. Schnell greifen die Hände der Besucher nach dem großen Fetzen: Beim Auseinanderziehen bilden sich fadenartige Stücke. „Wie Zuckerwatte“, sagt Franz-Dieter Kazmierczak und zupft die Mineralwolle auseinander. „Im Grunde kann man auch die Produktion der Steinwolle mit der von Zuckerwatte vergleichen“, nimmt Abisch diesen Gedanken auf.

Über eine Brücke gelangen die Dämmestoffe für die Beisenstraße zum Versand

Die Besucher staunen nicht schlecht, als sie am Ende ihrer Tour das riesige Lagergelände der Firma überblicken.
Die Besucher staunen nicht schlecht, als sie am Ende ihrer Tour das riesige Lagergelände der Firma überblicken. © Lutz von Staegmann

Auf dem Weg zu den Verpackungsanlagen nutzen die Gäste den „Feurigen Elias“ – die überdachte Brücke, über die die produzierten Dämmstoffe zum Versand über die Beisenstraße transportiert werden und in der es wegen der Sommerhitze draußen sehr heiß ist. Der Name der Brücke geht übrigens auf eine historische Dampflok zurück.

Die im Durchschnitt drei Meter langen Dachdämmmatten sind zu dicken Rollen verschweißt, gelangen über ein Transportband in der Brücke ins Lager, wo sie aufeinander gestapelt werden. So sind sie gleich transportfähig: Bis zu 25 solcher Rollen können auf einer Palette Platz finden.

Paletten und Container reihen sich wie Dominosteine aneinander

© Lutz von Staegmann

In dem Lager angekommen, darf die 14-jährige Besucherin Franzi dann selbst Hand anlegen: Mit voller Kraft befreit sie die Rolle von dem Plastik und breitet sie vor sich aus. Die Matte, die für die Dämmung eines Schrägdaches geeignet ist, ist weich und lässt sich später leicht verarbeiten. „Als Bett eignet sich die Matte aber weniger“, fügt Abisch mit einem Lachen hinzu. Auf den Lagerplätzen von Rockwool reihen sich Paletten und Container wie Dominosteine aneinander. Am Ende ihrer Tour staunen die Besucher noch einmal, als der Blick über die bunten Boxen geht. „Wahnsinn“, flüstert Besucher Harelik und zeigt sich verblüfft über die Menge.

Was steckt hinter dem „aufgeschäumten Stein“

Rockwool produziert verschiedene Dämmsysteme aus Steinwolle für den Wärme-, Schall- und Brandschutz von Gebäuden. Die Steinwolle ist nicht brennbar und kann Temperaturen von über 1000 Grad Celsius standhalten. So leistet sie einen wertvollen Bei- trag zum baulichen Brandschutz.

Das Basaltgestein aus dem Westerwald ist der Hauptrohstoff des Materials. Zudem kann das Material zu 100 Prozent recycelt und wieder verwendet werden.