Gladbeck. . 1978 zogen die ersten Bewohner mit Behinderungen in das markante Haus an der Brauckstraße ein. Der runde Geburtstag wird im Herbst gefeiert.

40 Jahre alt wird in diesem Jahr das St.-Suitbert-Haus, das Wohnhaus für Menschen mit Behinderungen an der Brauckstraße – ganz tief im Stadtsüden. 1978 war es, als eine erste Gruppe von Behinderten, die zunächst an der Kirchstraße gewohnt hatte, in das zuvor von der Caritas erworbene ehemalige Ledigenheim in Brauck zog. Im Herbst wird gefeiert.

Die ersten Bewohner waren einige Zeit zuvor aus dem Franz-Sales-Haus in Essen nach Gladbeck gezogen und wohnten zunächst an der Kirchstraße. „Das St.-Suitbert-Haus ist die Keimzelle der Behindertenhilfe in unserem Verband“, stellt Caritas-Chef Rainer Knubben, der lange das Suitbert-Haus geleitet hat, fest. In den ersten fünf Jahren wurde noch viel umgebaut und renoviert. „Das war auch nötig“, so Knubben, der darin erinnert, dass das markante Haus an der Brauckstraße kurz nach der Jahrhundertwende gebaut worden war und lange als Wohnheim für ledige Bergarbeiter diente („Ledigenheim“).

Bewohner der ersten Stunde lebt heute in der Wohngruppe an der Horster Straße

Das Gebäude ging dann an die damalige Veba und wurde als Unterkunft für bis zu 240 Gastarbeiter genutzt. Der Caritasverband kaufte das Haus Ende der 70er Jahre und baute es zum Wohnheim für bis zu 80 Menschen mit Behinderungen um. Knubben: „Das war ein mutiger Schritt.“ Zu dieser Zeit wohnten Menschen mit Behinderung nämlich meist nicht direkt in den Städten des Ruhrgebiets, sondern lebten in Großeinrichtungen im Münster- oder Sauerland.

Gerd Jakubowski war einer der ersten Bewohner an der Brauckstraße.
Gerd Jakubowski war einer der ersten Bewohner an der Brauckstraße. © Caritas

Abschnittsweise wurde das Gebäude nach dem Einzug der ersten Gruppe ausgebaut, nach und nach füllte sich das Haus mit weiteren Bewohnern. Ein Bewohner der ersten Stunde ist Gerd Jakubowski, der heute aber in der neuen Caritas-Wohngruppe an der Horster Straße lebt. Gerne erinnert sich der 63-Jährige an die vielen Feste im Suitbert-Hauses. Am liebsten waren ihm aber immer die Tage der offenen Tür.

Caritas war Vorreiter für das neue Konzept Ambulant Betreutes Wohnen

Schon nach sieben Jahren gab es Planungen für alternative Wohnformen, erinnert sich Caritas-Chef Knubben. So wurde schnell eine erste Außenwohngruppe geplant und realisiert. „Sie entstand in der Tilsiter Straße und war als Wohntrainingsgruppe konzipiert, die Bewohner befähigen sollte, selbstständig und eigeninitiativ leben zu können – zur damaligen Zeit ein sehr gewagtes Projekt, das mit viel Skepsis begleitet worden ist“, so der Caritas-Chef.

Gestartet im Suitbert-Haus

Heute wohnen mehr als 80 Menschen mit Behinderungen in den eigenen vier Wänden – verteilt in der Stadt und im Alltag betreut von Mitarbeitern des ABW (Ambulant Betreutes Wohnen).

Hervorgegangen aus dem Suitbert-Haus ist auch der Familien unterstützende Dienst – ein Angebot, das sich vorrangig um die Freizeitgestaltung von Menschen mit Behinderungen kümmert.

Daraus entwickelte sich das „Ambulant Betreute Wohnen“ (ABW). „Wir sind Vorreiter für diese Wohnform, damals war das eigentlich unvorstellbar“, so Knubben. Und 2003 kam der nächste Schritt: Seitdem, so Knubben, werde intensiv darüber nachgedacht, das St.-Suitbert-Haus auf fünf kleinere Standorte aufzuteilen und somit aufzulösen. „Auch da geht das Haus mit der Zeit“, urteilt der Caritas-Chef. Eine Einrichtung mit 84 Plätzen und dann noch am Rande einer Stadt sei nicht mehr zeitgemäß. Drei der fünf neuen Wohngruppen seien bereits gebaut. Zwei folgen in der nächsten Zeit.

Heide Keßels kam 1979 als Mitrbeiterin ins Suitbert-Haus.
Heide Keßels kam 1979 als Mitrbeiterin ins Suitbert-Haus. © Caritas

Frühestens 2023 wird das Suitbert-Haus leer gezogen sein

„Das St.-Suitbert-Haus war immer am Puls der Zeit und ging notwendige Entwicklungen und Herausforderungen immer zum richtigen Zeitpunkt an“, so die heutige Einrichtungsleiterin Ute Weber. Was aber aus dem Gebäude wird, wenn die letzte Wohngruppe umgezogen ist – frühestens 2023 –, ist im Moment noch unklar. „Vielleicht schließe ich dann hier irgendwann die Tür mit ab“, sagt die 56-jährige Heide Keßels, die 1979 zum Suitbert-Haus kam und damit fast von Anfang an als Mitarbeiterin dabei ist. „Ich gehöre also quasi zum Inventar.“