Gladbeck. . Die Gäste tanzten fröhlich auf der Straße, denn für Autos war die Martin-Luther-Straße gesperrt. Gut 400 Besucher kamen zu der Party.
Die Martin-Luther-Straße ist für den Verkehr gesperrt. Dort, wo sonst Autos parken, stehen Partyzelte. Am „Rentforter Hof“ wird fleißig gegrillt – und die Kreuzung Böcklersfeld dient als Tanzfläche. Die Siedlergemeinschaft Gladbeck-Rentfort hatte zu einem großen Straßenfest eingeladen.
Es spielte die Band „I Gemelli“
Rund um die Bühne wehen Italien-Fahnen. Kein Zufall: Die italienische Band „I Gemelli“ spielt auf dem Fest. Werner Hülsermann, 1. Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Gladbeck-Rentfort, trägt ebenfalls das Trikot der Squadra Azzurra, der italienischen Nationalmannschaft. „Das trage ich solidarisch. Wir Deutschen sind ja bei der WM doch ein Stückchen weiter gekommen als Italien, die noch nicht einmal die Quali geschafft haben. Fast hätten wir sogar gegen Südkorea gewonnen“, erklärt er selbstironisch.
19 Jahre ist Hülsermann schon Vorstand der Rentforter Siedlergemeinschaft. Vor drei Jahren fand das Fest noch am Haus Kleimann-Reuer statt - im etwas kleineren Rahmen. Jetzt sind die Feierlichkeiten an den Rentforter Hof herübergewandert. „Und wir haben die Besucherzahl vom letzten Mal locker getoppt“, freut sich Hülsermann. Knapp 400 Besucher zählt er am frühen Abend. „Das übertrifft alle Erwartungen. Ich glaube, das liegt am Sommerwetter. Da haben wir eine gute Seele oben im Himmel, unseren früheren Vorsitzenden Hans Schyrer. Egal was wir machen, er hält die Hand drüber.“
„Die Vereine bestimmen das Leben in Rentfort“
Siedlergemeinschaften sind immer für ihre Mitglieder da. 23 Verbände, so Hülsermann, gibt es alleine in Gladbeck. „Der Zusammenhalt hier in Rentfort ist auch durch den aktiven Vorstand vom Siedlerverband so gut. Mit allen Fragen kann man zu ihnen kommen. Die Vereine bestimmen das Rentforter Leben“, sagt Gast Ewald Lindemann.
Und so singen dann auch alle gemeinsam „O sole mio“ – damit sich die dunklen Wolken verziehen. Es hat geklappt, kein Regentropfen trübte die Feststimmung. Eine Fete bis in den frühen Morgen wünschte sich Hülsermann. Bei der Stimmung der Gäste könnte das gut geklappt haben.
„In Brauck fehlte mir das Grün und die Gemütlichkeit“
„Ich bin in Alt-Rentfort geboren und wohne seit 45 Jahren in Rentfort-Nord. In den ersten Jahren meiner Ehe habe ich in Brauck gewohnt. Da musste ich weg. Ich fühlte mich nicht wohl. Mir fehlte das Grüne und die Gemütlichkeit“, meint Besucherin Anne Schiffmann.
Und Marco Gensbichler ergänzt: „Überall sind hier die Türen offen. In Sachen Vereinsleben ist Rentfort sehr gut aufgestellt. Und man kann sagen, Rentfort ist ein Ortsteil der offenen Türen.“
„Im Oktober 1956 haben wir ausgeschachtet“
An die Anfänge der Rentforter Siedlung erinnert sich die 87-Jährige Anita Syska zurück. Mit ihrem Mann Werner sei sie das einzige Ehepaar in Rentfort, das damals gebaut hat und das Haus noch nicht an die Kinder vererbt hat. „Im Oktober 1956 haben wir ausgeschachtet. Damals war das Bauen noch ganz anders als heute. Hier war nur Feld. Einzig die Martin-Luther-Straße und ein Teil von Böcklersfeld gab es schon. Wir hatten damals die Auflage, Hühner zu halten. Pro Quadratmeter wurden zudem Bäume und Sträucher zugewiesen.“
An den Siedlerfesten nimmt das Ehepaar auch im hohen Alter immer noch sehr gerne teil. Es macht eben Spaß, in Rentfort zu leben.