Gladbeck. . Gehaltvoll und ein wenig bitter: So soll das Weizenbier schmecken. Die Ehrenamtlichen vom Kotten Nie in Gladbeck haben da genaue Vorstellungen.
Einen sonnigen Sommertag auf dem Hof vom Kotten Nie zu verbringen – das klingt so übel nicht. Klaus Gatzemeier hat es sich auf der Mauer am Backhaus bequem gemacht. Im Sitzen rührt es sich besser.
Ohne Unterbrechung bewegt er den großen Holzlöffel durch den Topf mit der lauwarmen, trüben Flüssigkeit. Vier Männer stehen um ihn herum, werfen ab und an einen kritischen Blick in den Topf.
Bier selber brauen - das liegt gerade voll im Trend
Walter Piétzka, Frank Blommel, Klaus Gatzemeier, Klaus Trost und Manfred Stach haben das Bierbrauen für sich entdeckt. Und da sie alle, entweder im Vorstand des Fördervereins vom Kotten Nie oder als Ehrenamtliche, dort tätig sind, wird eben am Kotten an der Bülser Straße gebraut. Erst vor kurzem haben die Männer ihren Spaß an dem Hobby entdeckt. Damit liegen sie übrigens voll im Trend. Sein eigenes Bierchen zu brauen, ist nämlich gerade ziemlich in.
Die Biersteuer
200 Liter Bier darf man als Privatmann im Jahr brauen. Für jeden weiteren Liter wird eine Biersteuer fällig.
Der Verein Kotten Nie muss diese Steuer, unabhängig von der Menge, auf jeden Fall zahlen. Man gibt die Literzahl beim Hauptzollamt in Dortmund an – dort wird dann eine Rechnung erstellt.
Angefangen hat die Leidenschaft der fünf Kotten-Aktiven übrigens mit dem Kauf eines Buches: „Bier selbst gebraut“ – mit 100 verschiedenen Rezepten für das Gerstenkaltgetränk.
Erste Erfahrungen haben sie bereits gesammelt, sich nach erfolgreichem Brauprozess mit Kotten-Pils zugeprostet. Nun soll es ein Weizenbier werden. 38 Liter. „Das ergibt dann, ein wenig Verlust eingerechnet, so um die 75 Flaschen“, erklärt Walter Piétzka.
Die können aber erst in sieben Wochen geköpft werden. Bis dahin – ist erst einmal Arbeit angesagt. Der Morgen am Kotten begann mit dem Malzschroten. Das komplette Equipment für Hobby-Bierbrauer haben sich die Fünf angeschafft, das beinhaltet auch eine Mühle zum Mahlen des Korns per Hand.
Der Holzlöffel ist kein Löffel, sondern ein Bierpaddel
Dann kommen Malz und Wasser in den großen Topf, der gar kein Topf ist, sondern ein Sudkessel. Und der Holzlöffel zum Umrühren ist auch kein Löffel, sondern ein Bierpaddel. Mehrere Stunden muss die Brühe (die Maische), die ein bisschen aussieht wie viel zu dünn geratene Graupensuppe, bei etwas über 60 Grad umgerührt werden. „Wir spielen
hier städtische Baustelle, einer arbeitet und vier gucken zu“, flachst dann auch Manfred Stach, während Klaus Gatzemeier fleißig weiter den Paddel kreisen lässt. Alle lachen, sie haben sichtlich Spaß an ihrer Freizeitbeschäftigung.
Den ganzen Tag werden sie noch auf dem Kotten-Hof vor dem Backhaus verbringen. So ein Bierchen braut sich nicht von jetzt auf gleich. Dem Maischen folgen weitere wichtige Prozesse. Und am Tag darauf, erklärt Piétzka, kommt erst die Hefe hinzu, die aus Zucker Alkohol macht.
Das Bier wird in Flaschen mit Bügelverschluss umgefüllt
Dann wird das Bier in Flaschen mit Bügelverschluss abgefüllt, und das Warten beginnt. Sieben Wochen dauert es noch, bis das Kotten-Weizen gekühlt und dann verköstigt werden kann.
„Im Moment testen wir noch, wo wir geschmacklich mit unserem Produkt hinwollen,“ sagt Manfred Stach. Dann aber wollen die Hobby-Brauer auch über einen Namen für ihr Bier nachdenken und die Flaschen etikettieren. Vielleicht gibt es das Eigengebräu irgendwann auch einmal bei der ein oder anderen Kotten-Party zu kaufen (im Moment „vernichten“ es die Fünf noch alleine oder mit Freunden). Bierbraukurse am Kotten Nie könnten sie sich auch vorstellen. Man merkt, die Fünf sind mit Leidenschaft dabei. Darauf ein Prosit!