Gladbeck. Im Neubaugebiet Roter Turm wird der Regen bald in einer Zisterne gesammelt. Mit dem Wasser befüllt die Feuerwehr dann ihre Löschfahrzeuge.
Wenn es den Nachbarn im Neubaugebiet am „Roten Turm“ gehörig auf die Flachdächer regnet, dann freut sich die Gladbecker Feuerwehr. Der Grund: In einem über die Stadtgrenzen hinaus für Aufsehen sorgendem Modellprojekt wird moderner Siedlungsbau in der Stadtmitte genutzt, um sich mit Wasser für die Löschwagen der Feuerwehr und die Spülwagen des Ingenieuramtes der Stadt zu bevorraten.
Initiator der nachhaltigen Nutzung der natürlichen wie kostenlosen Ressource ist Frank Restemeyer, Abteilungsleiter Stadtentwässerung. „Die Idee, das Niederschlagwasser etwa von einem versiegelten Firmengelände zu nutzen, ist ja nicht neu. Aber meines Wissens ist das noch nie bei einem Siedlungsprojekt von Beginn an in die Planungen und in Verbindung mit kommunaler Nutzung eingeflossen“, so Restemeyer. Selbstverständlich habe auch der Investor, die Volksbank, damit einverstanden sein müssen, die das innovative Thema sehr aufgeschlossen mit angepackt habe.
Das Rückhaltebecken hat 260 000 Liter Speichervolumen
Die Grundidee ist schnell erklärt: „Die rund 10 000 Quadratmeter große, zu 80 Prozent versiegelte Fläche des Siedlungsgebietes Roter Turm wird im Trennsystem entwässert“, so Frank Droegenkamp, zuständig für die Projektumsetzung beim Ingenieuramt. Das ‘saubere’ Regenwasser fließt, getrennt vom schmutzigen Abwasser aus den Haushalten, über einen eigenen Kanal in ein Regenrückhaltebecken, das an der Siedlungszufahrt an der Grundstücksgrenze im Boden liegt.
Quasi eine riesige Betonkiste, die insgesamt 260 000 Liter Wasser fassen kann. Ihr Speichervolumen ist unterteilt in 110 Kubikmeter (110 000 Liter) für die Regenrückhaltung. Ein Pufferbassin, das bei Starkregen vollaufen kann. „Bis zum Erreichen der Kapazitätsgrenze ist es möglich, nur 10 Liter Regenwasser pro Sekunde aus der Siedlung in die Kanalisation einzuleiten, so dass das Kanalsystem der Stadt bei Starkregen entlastet wird“, erklärt Droegenkamp.
Das gereinigte Regenwasser hat fast Trinkwasserqualität
Das zweite Bassinabteil im Untergrund fasst 150 000 Liter und ist allein für die Brauchwasserentnahme vorgesehen. „Das hier gesammelte Regenwasser wird über eine Pumpe und eine etwa 160 Meter lange Leitung zur Zisterne auf dem rückwärtigen Geländer der Feuerwache geführt“, so der Ingenieur weiter. Nach der Reinigung über einen Sandfilter und Ölabscheider fließt das Regenwasser dort in nahezu Trinkwasserqualität in zwei Zisternen mit je 15 000 Liter Fassungsvermögen. Ob genügend Wasser vorrätig ist, signalisiert eine Anzeige.
„Wir können mit dem Wasser unsere Löschfahrzeuge befüllen, die Fassungsvermögen von 2000 bis zu 4000 Liter haben“, erklärt Feuerwehrchef Thorsten Koryttko, der von der Idee begeistert war. „Außerdem werden wir das Regenwasser regelmäßig zur Reinigung unserer Feuerwehrschläuche nutzen“, ergänzt Holger Mehl, Leiter Technischer Dienst der Feuerwehr. Einmal pro Woche fallen dafür 1500 Liter in der Reinigungsmaschine an, um die eingesetzen Schläuche von Dreck und Ruß zu befreien.
Investition hat sich nach 15 Jahren rentiert
Obwohl das Regenwasser kostenlos vom Himmel fällt, dauert es freilich, bis sich die Investitionskosten für die Anlage rentiert haben, die Ende des Jahres in Betrieb gehen soll. „Etwa zehn bis 15 Jahre“, schätzt Frank Restemeyer, „wobei wir von einem Betrieb über mindestens 50 Jahre ausgehen.“
Für die Anwohner in der Siedlung am Roten Turm ist es sicher allemal ein schönes Gefühl zu wissen, dass ihr Regenwasser über die Verwendung durch die Feuerwehr dazu beiträgt, dass Menschenleben in Gladbeck gerettet und Eigentum geschützt werden kann.
>> DER WEG DES REGENWASSERS
- Das Regenrückhaltebecken ist 14 mal 12 Meter groß und 2,20 Meter tief. Bis auf die Kontrollschächte wird davon bald nicht mehr viel zu sehen sein, da es mit Erdreich abgedeckt wird.
- Auch die Spülwagen des Ingenieuramtes werden mit dem Regenwasser betankt. Das größte Fahrzeug fasst 12 000 Liter. Es wird zum Beispiel bei der Kanalreinigung eingesetzt.