Gladbeck / Villahermosa. . Die erste Zeit fiel der jungen Frau nicht leicht. Doch jetzt hat sie sogar einen Lieblingplatz in Gladbeck. Die WM schaut sie aber in Mexiko.
Am Sonntag steht das erste Gruppenspiel der deutschen Elf gegen Mexiko an. Für Mayra Matías eine besondere Begegnung: Die Mexikanerin lebt seit einem halben Jahr in Gladbeck. Ihre Zelte in Mexiko brach sie aus einem bestimmten Grund ab: „Für die Liebe bin ich hier her gezogen“, sagt Matías, die ihrem Gladbecker Freund über den großen Teich folgte.
Auch das Kennenlernen des Paares klingt nach einer Geschichte, wie Hollywood sie nicht besser hätte schreiben können: „Ich habe als Barista bei Starbucks gearbeitet und meinen Freund dort kennengelernt. Er war als Ingenieur im Land“, sagt Matías.
Vor zwei Jahren lernte sich das Paar im mexikanischen Puebla kennen
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Vor zwei Jahren lernte sich das Paar in der mexikanischen Stadt Puebla kennen, im März vergangenen Jahres wurde die gemeinsame Tochter Lilly geboren. Vor allem nach der Geburt der Kleinen sollte die Entfernung nicht mehr zwischen ihnen stehen. Zu dritt leben sie nun an der Gildenstraße.
Gerade das Zurechtfinden in einem fremden Land fiel der Mexikanerin anfänglich schwer: „Ich habe das Haus nur in Begleitung verlassen“, sagt Matías. Auch den Behörden-Dschungel durchdrang sie nur dank der Hilfe ihres Partners. Es war vor allem die Sprachbarriere, die sie hemmte: „Ich wusste, ich kann mich sprachlich nicht mitteilen.“
„Ich gehe jeden Tag mit meiner Tochter in Wittringen spazieren“
Doch die Schwierigkeiten sind überwunden: „Schritt für Schritt habe ich diese Angst verloren und lernte unterschiedliche Orte der Stadt kennen, auch wenn ich die deutsche Sprache noch nicht beherrsche“, sagt die Mexikanerin, die zeitnah einen Sprachkurs besuchen möchte. Einen Lieblingsort in Gladbeck hat sie bereits gefunden: „Der Wittringer Wald. Dort gehe ich jeden Tag mit meiner Tochter spazieren, oder wir spielen dort.“
Bei ihrer Zukunftsplanung spielte Tochter Lilly ebenfalls eine Rolle: „Die Entscheidung für den Umzug wurde zum Wohle unserer Tochter gefällt“. Denn Lilly soll eines: In Sicherheit aufwachsen. Ein sicherer Hafen aber könne Mexiko nicht immer sein, denn „dieses Land hat auch Probleme“, sagt Matías.
In Mexiko schwingt die Angst vor Überfällen immer mit
Alleine im vergangenen Jahr wurden über 46 000 Menschen ermordet. Diese Zahl veröffentlichte das mexikanische Innenministerium. In Mexiko-Stadt gäbe es Viertel, die von Drogenkartellen kontrolliert werden. Der Versuch einer polizeilichen Aufklärung verlaufe da häufig im Sande, so die 25-Jährige. Ihre Heimatstadt Villahermosa sei sicherer, „doch die Angst vor Überfällen auf der Straße schwingt immer mit“, beschreibt Matías die Allgegenwart des Verbrechens.
Und dennoch: „Ich vermisse mexikanische Traditionen wie den Tag der Toten“, sagt sie, und ergänzt: „Der Umgang mit dem Tod ist so besonders. Die ganze Stadt wird mit Blumen geschmückt“, beschreibt die Mexikanerin das farbenprächtige Volksfest zu Ehren verstorbener Angehöriger: „Es ist keine Trauerveranstaltung.“ Auch wenn sie nun nicht mehr in Mexiko lebt, die Erinnerungen an ihre Heimat bleiben. „Aber es war Zeit, eine eigene Familie zu gründen. Und ich möchte, dass Lilly die Heimat ihres Vaters kennenlernt.“
„Ich wollte, dass meine Familie Zeit mit Lilly verbringt“
Das morgige WM-Spiel schaut sie in Mexiko: „Ich bin zu Besuch in Villahermosa. Ich wollte, dass meine Familie Zeit mit Lilly verbringt, auch wenn ich Angst vor der Rückkehr hatte.“ Der Gewinner der Partie steht für die Mexikanerin fest: „Deutschland wird siegen“. Auch wenn Jogis Jungs auf einen Spieler besonders Acht geben sollten: „Chicharito ist mein Lieblingsspieler und der Star der Mannschaft.“