Gladbeck. Seitdem das Bildungspaket der Bundesregierung für einkommensschwache Familien geschnürt wurde, steigt die Fördersumme in Gladbeck stetig.

Für genau 7774 junge Gladbecker, darunter 4100 Kinder, sind im Vorjahr über die Stadt Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) beantragt worden. Aufgewendet wurden für die seit 2013 von der Bundesregierung gewährten Leistungen in Gladbeck erstmals mehr als ein Million Euro. Das teilte jetzt die Sozial-Lotsin der Stadtverwaltung, Stefanie Rade, dem Sozialaussschuss mit.

Das Bildungspaket fördert und unterstützt Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen. Die finanzielle Hilfe solle dazu beitragen, dass die Kinder weniger benachteiligt sind und trotz geringem Einkommens „einen Sportverein besuchen, bei anderen Aktivitäten mitmachen, am gemeinsamen Mittagessen in Schule, Kita oder Hort teilnehmen oder bei Schulausflügen dabei sein können“, erklärte Rade.

120 Euro für Kultur und Sport

BuT-Leistungen in Gladbeck.
BuT-Leistungen in Gladbeck. © Hoffmann

Die Höhe der zur Verfügung gestellten Gelder ist jedoch gedeckelt. So stehen 100 Euro jährlich für Schulbedarf, davon 70 Euro im ersten, 30 Euro im zweiten Schulhalbjahr, sowie zehn Euro monatlich fürs Mitmachen in Sport, Kultur und Freizeit zur Verfügung. Gewährt werden zudem Kosten für Nachhilfe, wenn die Versetzung gefährdet ist, Fahrtkosten zur Schule oder Klassenfahrten.

Die stetig gestiegene Höhe der jährlich gewährten BuT-Leistungen belege, „dass es in Gladbeck einen Bedarf in diesem Bereich gibt“, unterstrich der Vorsitzende des Sozialausschusses, Norbert Dyhringer (SPD). Der zudem die Frage in den Raum stellte, weshalb der Bereich Teilhabe mit fünf Prozent der Leistungen einen so geringen Anteil ausmache. „Warum nutzen Familien nicht außerschulisch die Möglichkeit zur Teilhabe ihrer Kinder in Vereinen oder in der Musikschule?“. Das trage ja auch zur Sozialisation und Integration bei.

„Oder es gibt kein Interresse“

Stefanie Rade merkte dazu an, dass dafür eventuell die Zeit fehle, wenn Kinder am Nachmittag bereits Förderangebote wahrnehmen – „oder es gibt schlichtweg kein Interesse“.

Rainer Knubben, beratender Gast der AG Wohlfahrt, informierte dazu, dass sich in der Praxis viele überforderte Eltern damit schwer täten, die BuT-Anträge zu stellen, „wir rennen ständig der Finanzierung unserer Mittagsverpflegung hinterher“. Und wenn die Motivation für die Essensanträge schon fehle, „wie groß ist sie dann auch bezüglich der Integration wohl in anderen Bereichen?“

Teilhabeberatung hat sich positiv ausgewirkt

Michael Dahmen (CDU) lobte indes die Mitarbeiter der in Gladbeck verstetigten Schulsozialarbeit, „deren Teilhabeberatung sich auch positiv auf die Antragstellung ausgewirkt hat“.

Das bestätigte Sozialdezernent Rainer Weichelt: „Die Ausgaben für die Lernförderung sind über die Schulsozialarbeit an Grundschulen forciert worden“. Und das ein mangelhaft benotetes Kind bei geringem Familieneinkommen spezielle Nachhilfe erhalten könne, „ist sicher ein großes Plus des BuT-Paketes“.