Gladbeck. Erst nach sechs Stunden und nach 480 Schüssen fiel der Rest des anfangs prachtvollen Holztieres von der Stange. Butendorfer bejubeln neuen König.

Zäh war es, sehr zäh – das hölzerne Federvieh beim Vogelschießen in Butendorf. Mehr als sechs Stunden mühten sich die Schützen und Schützinnen des BSV Wilhelm Tell ab, den Vogel von der Stange zu holen. Aber er wollte einfach nicht fallen. Dann endlich um 17.10 Uhr der finale Königsschuss: Reinhard Walter holte mit dem 259. Königsschuss und insgesamt mit dem 480. Schuss das zerfetzte letzte Stück Holz oben aus dem Fangkasten – und die Butendorfer jubelten!

Glückwünsche nahm der neue König noch am Schießstand entgegen.
Glückwünsche nahm der neue König noch am Schießstand entgegen. © Heinrich Jung

Noch am Schießstand draußen neben dem Festzelt auf der Wiese hinter der Heilig-Kreuz-Kirche fielen sie ihrem neuen König um den Hals, trugen ihn auf den Schultern unter Klängen der Blaskapelle Grafenwald ins Festzelt, wo im Beisein von Bürgermeister Ulrich Roland die Proklamation erfolgte. „Wir haben einen neuen König, Reinhard I.“, rief Hubertus Keysberg, der das Königsschießen moderierte hatte, durchs Mikrofon. Nochmals brandeten Applaus und Jubel auf. Zur Schützenkönigin wählte Reinhard Walter seine Frau Ursula, die als Ursula I. mit ihm am Abend beim Großen Schützenball durch die Nacht tanzte.

Zäher Vogel: Das Schießen dauerte über sechs Stunden

Aufmerksam beobachteten viel Gäste dasVogelschießen in Butendorf.
Aufmerksam beobachteten viel Gäste dasVogelschießen in Butendorf. © Heinrich Jung

Begonnen hatte der dritte Schützentag in Butendorf mit einem Abmarsch der Schützen vom Schießstand am Stensteich zum Festzelt, wo ein ökumenischer Gottesdienst vom katholischen Pastor Andreas Lamm und der evangelischen Pastorin Birgit Kranz-Kaynak gehalten wurde. Um 11.03 Uhr dann der erste Schuss auf den stolzen, rund 1,20 Meter großen Vogel. Bürgermeister Roland hatte die Ehre, auch Pastor Lamm und Uwe Lewen von der Sparkasse durften als Gäste ans Gewehr.

Dann traten 64 der 120 Butendorfer Schützen und Schützinnen zum Wettstreit an. Und schon in dieser frühen Phase erwies sich der Vogel als hartnäckiger Gegner der Tell-Schützen: Zwei Stunden lang fiel nicht eine der Insignien, auf die zuerst geschossen wird und die gern als Trophäen mit nach Hause genommen werden.

Nach zwei Stunden wurde schärfere Munition verwendet

Viele Gäste kamen zum Vogelschießen des Bürgerschützenvereins Wilhelm Tell.
Viele Gäste kamen zum Vogelschießen des Bürgerschützenvereins Wilhelm Tell. © Heinrich Jung

Kurz nach 13 Uhr ordnete Vorsitzender Reimund Keysberg, gleichzeitig Leiter des Vogelschießens, schärfere Munition an. Und schon mit dem ersten Schrot-Schuss (insgesamt der 174. Schuss) holte Herbert Abe das Zepter runter, später noch mit dem 221. Schuss den linken Flügel. Nach einer kurzen Pause ging um 14.20 Uhr das Königsschießen los, zu dem sich vier Aspiranten am Schießstand trafen: Die ehemaligen Könige Reimund Keysberg und Wilhelm Knappe sowie Detlef Schreiber und Reinhard Walter, die sich nach dem 100. Königsschuss ein Duell lieferten (die Ex-Könige waren da ausgeschieden).

Die Blaskapelle Grafenwald begleitete das Vogelschießen musikalisch.
Die Blaskapelle Grafenwald begleitete das Vogelschießen musikalisch. © Heinrich Jung

Die beiden Finalisten zerrten mit ihrem Wettstreit sehr an den Nerven der Zuschauer – der Restvogel wollte einfach nicht fallen. Zweimal verschärfte Schießmeister Klaus Grabolte die Munition. Aber der Vogel hielt allen Schüssen stand. Dann aber der goldene Schuss von Reinhard Walter – der zunächst ein wenig ungläubig dreinschaute, dann aber selig strahlte. Vier Jahre wird er nun das Butendorfer Schützenvolk regieren!

Per Fernglas wurde genau beobachtet, in welchem Zustand der Vogel war. 460 Schuss wurden am Ende auf das hölzerne Tier abgefeuert.
Per Fernglas wurde genau beobachtet, in welchem Zustand der Vogel war. 460 Schuss wurden am Ende auf das hölzerne Tier abgefeuert. © Heinrich Jung

Übrigens: Neben Herbert Abe (Zepter und linker Flügel 174. und 221 Schuss) holten die anderen Insignien: Uwe Lehnert den Reichsapfel mit dem 199. Schuss; der bisherige König Peter Pluta passenderweise die Krone mit dem 206. Schuss. Den rechten Flügel holte sich Thomas Pollak mit dem 208. Schuss.Insgesamt wurden 480 Schüsse gezählt, 221 beim Insignien-, 259 beim Königsschießen.