Gladbeck. Durch den Bauboom wird es für die Stadtverwaltung schwerer, öffentliche Aufträge zeitnah zu vergeben. Gut ausgelastete Betriebe erhöhen Preise.
Der Bauboom, begünstigt durch niedrige Zinsen, florierende Wirtschaft und Förderprogramm von Land und Bund, sorgt derzeit für volle Auftragsbücher der Handwerksbetriebe in der Region. Für die Stadt Gladbeck ergibt sich dadurch ein Problem: „Es wird zunehmend schwieriger, Aufträge für geplante kommunale Bauvorhaben zügig zu vergeben“, so Martin Plischek, Leiter des Amtes für Immobilienwirtschaft.
Bislang sei es der Stadt noch gut gelungen, alle Vorhaben zeitnah umzusetzen, „wir merken aber bereits, wie einzelne Gewerke bei den Ausschreibungen die Preise anziehen, weil sie wissen, dass die Konkurrenz durch die gute Beschäftigungslage nicht so groß ist“.
Der Markt ist übersättigt, die Auftragsbücher voll
Als ein Beispiel nennt Plischek Fachfirmen, die sich auf die zügige
Kaum Reaktionen auf aktuelle Ausschreibungen
Praxisbeispiel 1: Ausschreibung Rohbau zur Erweiterung der Mosaikschule, 13 Firmen forderte die Stadt zur Angebotsabgabe auf, ein Unternehmen schickte ein Angebot.
Praxisbeispiel 2: Ausschreibung Fenstererneuerung Erich-Fried-Schule, acht kontaktete Firmen, nur ein Angebot folgte.
Errichtung von Kindergärten in Modulbauweise spezialisiert haben. „Nahezu alle Städte haben hier Bedarf, um durch Kita-Ausbau die gesetzlich vorgeschriebenen Quoten für vorzuhaltende Kindergartenplätze zu erfüllen.“ Der Markt sei übersättigt, die Auftragsbücher voll. „Man schreibt sieben Firmen an und bekommt nur ein Angebot zurück, das zudem noch deutlich über dem von uns vorgegebenen Kostenrahmen liegt.“
Michael Hoffmann, Pressesprecher der Handwerkskammer Münster, bestätigt eine anhaltend hohe „Auftragsreichweite von aktuell bis 86 Prozent“. Die Bücher seien so voll, dass die 9000 Handwerksbetriebe der Region „erst in etwa acht Wochen wieder neue Aufträge annehmen können“.
Vorschriften erschweren die Vergabe
Die Vorschriften des Vergaberechts des Landes, die die öffentliche Hand zu beachten hat, sei dazu nicht wirtschaftsfördernd, sagt Plischek. „Denn bei vollen Auftragsbüchern lässt das Interesse der Betriebe nach, das stark formularisierte Verfahren für kommunale Bauleistungen anzugehen.“
Der Handwerker-Engpass sei besonders prekär, wenn es dadurch Kommunen nicht gelinge, projektbezogene Fördergelder abzurufen, die beispielsweise das Land zur Verfügung stellt, „da die geplante Baumaßnahme nicht fristgerecht eingereicht werden kann“. Beim Fördertopf „Gute Schulen 2020“ sei Gladbeck eine der wenigen Kommunen, „der es durch enorme Anstrengungen in der Stadtverwaltung bislang gelungen ist, die zur Verfügung stehenden Fördergelder einzusetzen“.
Die Lage bleibt angespannt
Martin Plischek erwartet nicht, dass sich die Lage auf dem Markt bald ändert. „Ich befürchte, dass sie sich in den kommenden Monaten noch weiter anspannt, da in den Sommerferien alle Städte bevorzugt im Bereich Schulen Bauarbeiten und Sanierungen durchführen“. Er und seine Kollegen wollen das aber als Herausforderung annehmen: „Wir arbeiten jeden Tag an neuen Lösungen“.