Gladbeck. Unscheinbare Drainage im Boden schützt jetzt die Anwohner vor der Ausbreitung von giftigem und explosivem Gas in Richtung ihrer Keller.
Optisch lässt der neue, unscheinbare Kiesstreifen am Fuß der Halde Ellinghorst nicht erahnen, welche wichtige Funktion er zum Schutz von Gut und Leben der Anwohner erfüllt. Das wie ein neuer Fußweg aussehende Band, das jetzt über 600 Meter hinter der Albert-Schweitzer-Schule und Privatgrundstücken der Agnesstraße sowie am Diekmannshof verläuft, ist sichtbares Zeichen für den erfolgreichen Abschluss der hier erfolgten Sicherungsmaßnahme: den Ausbau einer Deponiegas-Drainage, die Anwohner vor der Ausbreitung von giftigem Kohlenmonoxid und explosivem Methangas in Richtung ihrer Keller schützt – wobei eine unerwartete Entdeckung für Mehraufwand und erhöhte Kosten sorgte.
Sondermüll im Boden entdeckt
„Beim Auskoffern des Grabens hinter der Schule wurde Dämmwolle in
großen Mengen gefunden, die heute als Sondermüll gilt und entsprechend aufwendig in Spezialcontainern entsorgt werden musste“, erklärt Barbara Sasse, die im Umweltamt der Stadt für den Bereich Altlasten zuständig ist. Die Gesamtkosten verteuerten sich so um etwa 20 000 Euro auf bislang zwei Millionen Euro, von denen die Stadt einen Anteil von 20 Prozent und den Rest der projektführende Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung NRW (AAV) trägt.
Die Dämmwolle sei vermutlich in den 1960er Jahren auf der städtischen Mülldeponie entsorgt worden, damals völlig legal, so dass das Unternehmen heute nicht in Regress genommen werden könne. „Bei den Erkundungsbohrungen ist das Material nicht festgestellt worden“, so die Diplom-Geologin weiter. Kontaminierter Boden war lediglich im ehemaligen Eingangsbereich der Deponie an der Agnesstraße bekannt, wo der Untergrund mit Lösungsmitteln belastet ist.
Bei den Bodenarbeiten wurden zudem nicht offiziell verzeichnete Entwässerungsrohre aus Richtung der etwa 90 Jahre alten Privathäusern zum Haldenfuß im Untergrund entdeckt. „Durch diese hätten ausdünstende Gase leichter abwandern können“, so Barbara Sasse. In diesem Sinne eine positive Entdeckung, da so die zuvor unbekannten Gefahrenstellen beseitigt wurden.
Gas entweicht jetzt gefahrlos
Die im Drainage-Graben bis auf 7,50 Metern Tiefe eingebrachte Sperrfolie verhindert jetzt, dass die in der Deponie noch gemessenen gefährlichen Gase im Untergrund in Richtung Bebauung abwandern können. Sie dünsten jetzt gefahrlos über den in den Graben eingebrachten losen Kies, insgesamt 9000 Tonnen, in die Umgebungsluft aus.
Das Großprojekt ist aber noch nicht komplett abgeschlossen. Wie berichtet, sind in Privatgärten, die im Eingangsbereich der ehemaligen Deponie liegen und in deren Boden luft auffällige Gas-Gehalte gemessen wurden, noch Spezialbohrungen geplant. Über ein schräg verlaufendes Dränrohr sollen die Deponiegase abgeführt werden. Barbara Sasse: „Der Boden muss auch hier auf Kampfmittel untersucht werden, so dass wir mit einem Baustart nicht vor dem Herbst rechnen.“