Gladbeck. . Immer weniger Gäste übernachten auf dem Wohnmobilstellplatz in Wittringen. Pächter Hans Fölz macht dafür auch zu hohe Bäume verantwortlich.

Der Aufkleber prangt direkt über der Schiebetür des roten Wohnmobils: „Mein Fünf-Sterne-Hotel“. Friedhelm und Karin Daum fühlen sich nicht nur in ihrem mobilen Zuhause wohl, sondern auch in Gladbeck. Immer wieder verbringen die Herner einige Tage auf dem Wohnmobilstellplatz am Schloss Wittringen. „Hier ist es gemütlich“, sagt der 80-Jährige. Direkt nach dem Aufstehen dreht der Rentner seine erste Runde durch die Natur. „Aber erst muss er für mich Kaffee kochen. Eher darf er nicht gehen“, wendet seine Frau gleich ein.

Seit 15 Jahren kommt das Ehepaar regelmäßig zum Wohnmobilstellplatz Wittringen des Reisemobilclubs. Hans Fölz ist dessen Vorsitzender, hat den Platz von der Stadt gepachtet. „Wir kennen hier alles, und es ist nicht weit weg von zu Hause“, freuen sich die beiden Herner Gäste.

Friedhelm Daum, Stellplatzpächter Hans Fölz und Lebensgefährtin Christel Quint sowie Karin Daum (v.li.) setzen sich gerne zusammen.
Friedhelm Daum, Stellplatzpächter Hans Fölz und Lebensgefährtin Christel Quint sowie Karin Daum (v.li.) setzen sich gerne zusammen. © Lutz von Staegmann

Doch die Besucher werden immer weniger. Viele kommen nicht, weil es durch die hochgewachsenen Bäume an den meisten Stellplätzen keinen TV-Empfang gibt, so die Beobachtung von Hans Fölz. „Reisemobilfahrer sind überwiegend alte Leute, und die wollten abends nun mal in ihr Mobil gehen und fernsehen.“ Hinzu komme Straßenlärm von der gleich hinter dem Platz liegenden B 224 und: „Ab halb eins gibt es auf dem Platz kaum noch Sonne.“

Die meisten bleiben für eine Nacht

Bis vor einiger Zeit kamen Gäste auch mal für einige Nächte nach Gladbeck. Heute sind sie meist auf der Durchreise, bleiben dann nur für eine Nacht. „Einzig bei Ballon-Festivals in Wittringen ist hier viel los“, erzählt Fölz.

Reisemobilclub hat 13 Mitglieder

25 Stellplätze gibt es auf dem Platz in Wittringen an der Bohmertstraße 131.

Der Reisemobilclub hat aktuell 13 Mitglieder. Sie zahlen einen Jahresbeitrag von 40 Euro pro Wagen.

Einmal monatlich helfen sie gemeinsam beim Aufräumen des Platzes. Dann werden etwa Rasen und Hecke geschnitten.

Bis vor zwei Jahren konnten Reisende ihr Mobil kostenlos in Wittringen abstellen. Inzwischen erhebt der Reisemobilclub eine Gebühr von drei Euro pro Nacht. An der Schranke hängt eine kleine gelbe Box, in die Gäste das Geld werfen können, wenn Hans Fölz einmal nicht da ist. „Wir finden alles in der Box. Knöpfe, Papierschnipsel...“ Nur Geld findet er darin eher selten. Denn es bezahlt längst nicht jeder: „Wenn keiner am Platz ist, haut der ein oder andere ab, ohne einen Obolus zu hinterlassen“, so Fölz. Besonders ärgerlich, denn der Rentner kann den Platz einzig über diese Beiträge finanzieren. „Ich habe in den vergangenen Jahren nur Verluste gemacht.“

Hans Fölz möchte nicht aufgeben

Den Platz aufzugeben, kommt für ihn aber nicht in Frage. „Das würde mir in der Seele wehtun“, sagt er. Viel Zeit und Herzblut hat der 73-Jährige in den Platz investiert. „Es wäre zu schade, wenn es den Bach runtergehen würde.“ Über eine Aufgabe nachgedacht habe er aber schon. Schwierig allerdings, einen geeigneten Nachfolger zu finden. „Wer arbeitet schon gerne umsonst? Bei den meisten fehlt der Idealismus.“

Der Gelsenkirchener verbringt viel Zeit auf dem Platz. Am Wochenende ist er fast immer da, unter der Woche etwa zwei bis drei Mal. Dann genießt er bei schönem Wetter die Sonne oder gießt seine Blumen. Wenn einer von den anderen Mitgliedern des Reisemobilclubs da ist, wird gemeinsam Karten gespielt oder einfach nur gequatscht. Bis vor einiger Zeit feierten sie auch gemeinsam Feste. Doch: Die Mitglieder wurden immer älter. „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.“

Große Hilfsbereitschaft unter den Reisenden

Doch das Gemeinschaftsgefühl blieb. Auch Karin und Friedhelm Daum schätzen die Hilfsbereitschaft unter den Reisenden sehr. „Hier hilft man sich immer gegenseitig. Wenn etwa etwas am Auto ist: Es ist immer irgendjemand da, der sich auskennt.“