Gladbeck. . Kreis hat mit 9,4 Prozent Arbeitslosen die niedrigste Quote seit 20 Jahren. Mit 11.6 Prozent liegt Gladbeck weiter vorn. 2795 Langzeitarbeitslose.

Für die Chefin der Arbeitsagentur, Anke Traber, ist der Mai ein wahrer Wonnemonat. „Der Abbau der Arbeitslosigkeit ist rasant“, jubelt sie angesichts der Zahlen im Monatsbericht. Das stimmt, im Kreis sinkt die Quote mit 9,4 Prozent auf den niedrigsten Wert seit 20 Jahren. Und auch Gladbeck liegt mit 11,6 Prozent (4507 Männer und Frauen) endlich wieder unter der 12-Prozent-Marke. Was aber nichts daran ändert, dass die Quote hoch ist und die Stadt weiterhin den traurigen Spitzenplatz unter den Kreisstädten innehat. Am nächsten dran sind noch die Städte Herten und Marl mit je 10,6 Prozent Arbeitslosen, am weitesten weg ist Haltern am See mit 3,8 Prozent.

Wenig Veränderung zum Vorjahr

Was für die Gesamtsituation gilt, ist auch bei den Langzeitarbeitslosen so. Mit 62 Prozent liegt Gladbeck hier ebenfalls vorn. 2795 aller hier gemeldeten Menschen haben schon länger als ein Jahr keine Arbeit. Viel Veränderung zum Vorjahr ist nicht festzustellen, gerade mal acht Personen weniger waren im Mai 2017 langzeitarbeitslos, also Kunden des Jobcenters.

Warum die Quote gerade in Gladbeck so hoch ist, darauf lassen sich nur schwer Antworten finden. Generell, weiß Dominik Schad, Leiter des Jobcenters, hat die im gesamten Kreis hohe Zahl – aktuell sind es 16 747 Langzeitarbeitslose – drei Ursachen: Kein Schulabschluss (30 Prozent), nur den Hauptschulabschluss (35 Prozent), keine Berufsausbildung (55 Prozent). Das erläuterte er Anfang des Jahres bei einer Veranstaltung des SPD-Ortsvereins Mitte.

Die Hartz-IV-Bürokratie verschlingt Millionen

Deshalb werden viele von ihnen eher nicht davon profitieren, dass mehr „Betriebsansiedlungen neue Perspektiven für viele Ältere und Langzeitarbeitlose“ schaffen, wie Arbeitsagenturchefin Traber es sieht. Vielen fehlen schlicht die nötigen Qualifikationen für die zunehmend steigenden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt.

1800 Stellen auf dem sozialen Arbeitsmarkt

150 000 geförderte Arbeitsplätze will der Bund für Langzeitarbeitslose schaffen und stellt vier Milliarden Euro für einen so genannten sozialen Arbeitsmarkt zur Verfügung.

Im Kreis Recklinghausen könnten so 1800 Stellen in der freien Wirtschaft oder bei Bildungs- und Beschäftigungsträgern finanziert werden.

Um sie dafür fit zu machen und ihnen bessere Chancen auf einen Job zu geben, braucht das Jobcenter eigentlich jeden Cent, den es vom Bund kriegen kann. 49 Millionen Euro stehen in diesem Jahr dafür zur Verfügung. Theoretisch. Faktisch ist es aber weniger, denn 4,5 Millionen Euro davon müssen abgezweigt werden für den Verwaltungshaushalt, um das Personal zu bezahlen. Man könnte sagen: Die Bürokratie verschlingt Hartz-IV-Millionen. 1000 Mitarbeiter arbeiten in den Jobcentern der zehn Städte im Kreis. 41,3 Mio Euro betrug der Personalhaushalt in 2017.

Dominik Schad: „Jeder Euro tut weh, der nicht für die Eingliederung in den Arbeitsmarkt zur Verfügung steht“

Domink Schad kritisiert daher, dass die Verwaltungskosten seit Jahren nicht angepasst wurden. „Uns tut jeder Euro weh, der nicht für die Eingliederung unserer Kunden in den Arbeitsmarkt zur Verfügung steht“, betont er.

Eben das hat ja wiederum Auswirkungen darauf, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen hoch bleibt.