recklinghausen / Gladbeck. . Am 11. Juni soll im Kreistag die Entscheidung über Neubau, Kernsanierung oder Reparatur fallen. Die Meinungen der Politiker gehen auseinander.
Die CDU will den Neubau beziehungsweise die Kernsanierung des Recklinghäuser Kreishauses wegen der hohen Kosten (jeweils ca. 120 Mio. Euro) verhindern.
Auf Unterstützung der SPD, die im Kreistag die größte Fraktion stellt, wird die Union dabei nicht zählen können. Die SPD habe sich zwar nicht endgültig für eine Variante entschieden, sagte Fraktionschef Klaus Schild. „Aber dass etwas passieren muss, steht außer Frage.“ Der Kreistag soll in seiner Sitzung am 11. Juni einen Beschluss fassen.
Mängel beim Brandschutz und bei der technischen Infratsruktur
Das 1980 eröffnete Kreishaus an der Kurt-Schumacher-Allee in Recklinghausen ist sanierungsbedürftig. Das Gebäude weist Mängel u. a. beim Brandschutz, der technischen Infrastruktur und an der Fassade auf. Landrat Cay Süberkrüb (SPD) und seine Baufachleute favorisieren einen Neubau für 1260 Mitarbeiter auf einem städtischen Grundstück am Ossenbergweg in Recklinghausen.
Kürzere Wege gefordert
Ein „Knackpunkt“ in der Diskussion um das neue Kreishaus ist auch die geplante Verlegung des Straßenverkehrsamtes von Marl in das künftige neue Kreishaus.
Vor allem die Linken in den Stadträten und im Kreistag lehnen das ab und fordern stattdessen eine Dezentralisierung dieser Behörde – wegen der kürzeren Wege für die Bürger und aus Umweltschutzgründen.
Ein Neubau hätte den Vorzug, dass bis zum Umzug der Betrieb am alten Standort weiterlaufen könnte. Bei einem Rückbau des alten Kreishauses bis auf die Grundmauern müssten die Beschäftigten während der Bauphase an unterschiedliche Standorte verlegt werden.
Die CDU will keiner dieser beiden Lösungen zustimmen, sondern plädiert dafür, im alten Kreishaus nur das Notwendigste an Reparaturen und Sanierungen zu veranlassen. Die CDU hat auch erhebliche Bedenken gegen die geplanten „offenen Bürowelten“ (im neuen Kreishaus sollen Mitarbeiter kein festes Büro und keinen eigenen Schreibtisch mehr haben) und hat den Personalrat aufgefordert, gegen dieses Modell seine Stimme zu erheben. „Warum hat es dazu keine Personalbefragung gegeben?“, meint CDU-Fraktionschef Benno Portmann.
Die offene Arbeitsumgebung soll bereits 2015 beschlossen worden sein
Dem Verlangen der Union ist die Kreis-Mitarbeitervertretung nicht nachgekommen. Die offene Arbeitsumgebung und die Integration von Nebenstellen seien bereits 2015 vom Kreistag beschlossen worden und stünden nun nicht mehr zur Disposition, erklärte Personalratsvorsitzende Martina Pestke. Sie räumte ein, dass durch die offene Bürowelt die Arbeitsabläufe massiv verändert würden und bei einem Teil der Belegschaft deshalb Unsicherheit bestehe.
„Andere Kolleginnen und Kollegen sehen darin auch Chancen und freuen sich auf die Arbeitsumgebung der Zukunft.“ Zur offenen Bürowelt habe der Personalrat hohe Anforderungen u. a. an Sicht- und Geräuschschutz. Und er werde auch die angekündigten Rückzugsbereiche, Besprechungsräume und „Denkzellen“ von der Kreisverwaltung einfordern. In einer Stellungnahme für die Juni-Sitzung des Kreisrates spricht sich der Personalrat für den Kreishaus-Neubau aus und fordert eine Ende der zehnjährigen Hängepartie.