Gladbeck. . Unterstufen-Schülerinnen blickten einmal nicht auf geschlechtstypische Berufe, sondern versuchten sich bei der rebeq als Tischlerinnen.
Erzieherin, Sozialarbeiterin, Krankenschwester. Ein kurzer Blick in die Freundschaftsbücher mancher Mädchen genügt, um ein bestimmtes Muster zu erkennen: Sie ordnen sich beruflich hauptsächlich im sozialen Bereich ein. Mit diesen verstaubten Konventionen will der jährliche „Girls’ Day“ brechen.
Körperlich anstrengend
In der Werkhalle der rebeq GmbH riecht es nach Farbe und Holz. Es wird ordentlich gearbeitet. Eine kleine Gruppe von Unterstufen-Schülerinnen hat sich am „Mädchen-Zukunftstag“ für den Beruf der Tischlerin entschieden. Nun bauen die Teilnehmerinnen – nicht nur aus Gladbeck – ihr eigenes Willkommensschild zusammen.
College-Arbeiten zur Anschauung
„Man muss aufpassen, dass sich die Form nicht dreht“, beschreibt Antonia die Schwierigkeiten an der Dikupiersäge. Die Schülerin weist auf die dünne Holzplatte, die sie in den Händen hält und strahlt: „Im nächsten Schritt wird die Öberfläche glatt geschmirgelt.“
Mit dem Goldenen Schnitt und der Farblehre führt die Möbelrestauratorin Jasmin Hartwich die Mädchen in die Welt der Holzkunst ein. „Das kommt sehr gut an“, schwärmt Hartwich, die selbst eine Tischler-Lehre absolviert hat. Sie hat eine große schwarze Mappe dabei. Darin bewahrt sie ihre College-Arbeiten auf. Mit diesem Material versucht sie, eine Verbindung zwischen den verschiedenen Geschichts-Epochen zu veranschaulichen. Wie auch die Mode könne man die Holzkunst nur mit Geschichtshintergrund komplett verstehen.
Aktion für Schülerinnen ab der fünften Klasse
Der jährliche Mädchen-Aktionstag richtet sich an Schülerinnen ab der fünften Klasse. Organisiert wird er u.a. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Kooperation mit technischen Unternehmen und Einrichtungen.
Mädchen bekommen einen Einblick in handwerkliche und technische Berufe.
Die Vielfalt und der Perspektivwechsel gefällt den Mädchen.
„Ich wusste schon, dass ich etwas im Handwerk
machen möchte“, antwortet Antonia auf die Frage, ob ihr die Auswahl zum Girls’ Day schwer fiel. Eine Lehre möchte sie dennoch nicht machen. Als „Knochenjob“ bezeichnet die Achtklässlerin den Beruf der Tischlerin. Das empfindet auch Jasmin Hartwich so: „Ich empfehle jedem Mädchen eine Weiterbildung in Architektur oder Möbelrestauration.“
Sie selbst studierte dies an einem englischen College. Eine Tischler-Lehre wurde vorausgesetzt. „Fach- und Geschichtskenntnisse sind ein Muss“, betont die Holz-Expertin. Die Liebe zum Detail dürfe auch nicht fehlen, denn durch sie steigere sich erst der Wert eines Möbelstückes. Antonia ist sich dessen bewusst. Sie sagt: „Zuhause werde ich erst mal mein Werk zeigen.“ Dann verfeinert sie konzentriert ihr Schild mit Farbe.