Gladbeck. . Satiriker und Kabarettist Timo Wopp war zu Gast in der Stadtbücherei. Unter dem Motto „Moral – Eine Laune der Kultur“ gab’s eine Menge zu lachen.
Bekannt ist er aus der ZDF-Serie „Die Anstalt“, dem „Satire-Gipfel“ und der „heute-show“, am Donnerstagabend war er zu Gast im Lesecafé der Stadtbücherei: Kabarettist und Vortragsredner Timo Wopp. Mit dabei hatte er sein Soloprogramm „Moral – Eine Laune der Kultur“.
Das erste Erlebnis, das er mit seinen über 100 Zuschauern teilte, war sein letzter Auftritt kurz zuvor in Papenburg: „Da ist wirklich nichts los. Ich war in einem regelrechten Organspender-Hotel. Da bist du froh, wenn du beim Aufwachen noch beide Nieren hast. Dagegen ist das Hotel Alte Post hier ein echter Wellness-Tempel. Die haben super flauschige Handtücher, die habe ich kaum in meinen Koffer gekriegt.“
Sein Beruf als weit reisender Bühnenkünstler bietet ihm reichlich Stoff für seine Programme. Zum Beispiel hielt er sich während der Abstimmung über die Ehe für alle gerade in Passau auf, wo ein Taxifahrer meinte, demnächst würde man Homosexuellen nicht nur das Heiraten, sondern auch Sex mit Tieren erlauben.
Auf jede Parole hat Wopp eine Antwort
Eine Steilvorlage für ihn: „Ich habe viele homosexuelle Kollegen. Und noch nie hat einer von denen gesagt: ‚Der Sex mit Gregor war schon geil, ich könnte jetzt noch einen Pinguin knallen.‘ Ich komme aus Oldenburg, wo Mensch und Tier sowieso näher zusammen leben als von der Natur vorgesehen. Man hat schon Angst, dass jemand mit #määhtoo um die Ecke kommt.“
In rasender Geschwindigkeit verteilt Wopp kabarettistische Seitenhiebe in alle Richtungen der modernen Welt. Er erzählt über „Elternabende mit Ernährungs-Talibans“, die sich verhalten „wie die AfD in Talkshows: Nie in der Mehrheit, aber schaffen es, alle runterzuziehen.“
Tolerant nur, so lange es einen selbst nicht betrifft
Und über seinen Wohnort Prenzlauer Berg, „wo in dem links-grün-liberalen Milieu alle Apartheid ganz schlimm finden, außer an der Grundschule der eigenen Kinder“ und wo man für einen Kindergeburtstag einen Eventmanager braucht. Und über Nachrichten-Websites, wo in den Kommentarspalten „nicht Meinungsfreiheit, sondern Mitteilungs-Inkontinenz“ herrsche.
Auch die Politik bleibt nicht verschont: „In meiner Jugend, in den 90er Jahren, war die Politik noch klar aufgeteilt in links/rechts und in konservativ/alternativ. Die einen waren für den Krieg, die anderen dagegen. Dann kamen die Grünen und meinten: Gewalt ist keine Lösung. Aber nur, solange man sie nicht anwendet.“ Schließlich stecke nicht umsonst in dem Wort „Pazifist“ das Wort „fist“ (englisch für „Faust“). Zum Thema Eltern: „Manche Eltern glauben an geschlechterneutrale Erziehung, für andere ist das die größte Lüge nach der Erfindung der Laktoseintoleranz.“
Zwischendurch präsentierte er eine Kostprobe seiner früheren Tätigkeit als professioneller Varieté-Jongleur. Am Ende stellte er fest, dass er zwar eigentlich ein Programm über Moral habe schreiben wollen, er selbst aber der größte Moral-Schizophrene sei. Schließlich hatte seine Show das Ziel, „der Orientierungslosigkeit in diesem Land ein Gesicht zu geben, und zwar meins!“