Gladbeck. Bürgernah zu sein, war immer ein Grundpfeiler der Arbeit der WAZ Gladbeck. Lengendär sind Veranstaltungen wie Volksradfahren und Lesercafé.

Vor 70 Jahren, am 3. April 1948, erschienen die WAZ und auch die Lokalausgabe Gladbeck zum ersten Mal. Als Harald Neumann, Mann der ersten Stunde der WAZ Gladbeck, die Redaktion 1971 Richtung Gelsenkirchen verließ, war die Ausgabe längst die unangefochtene Nr. 1 am örtlichen Zeitungsmarkt, nachdem 1965 auch die Westfälische Rundschau in Gladbeck nicht mehr erschien und die WAZ-Auflage bei 16 000 lag.

Wulf Mämpel führte die WAZ, die seit 1958 in ihrem Domizil an der Horster Straße 24 residierte, durch die erste Hälfte der 70er Jahre. Und damit durch die Zeit der kommunalen Neuordnung: Das Nikolausurteil von 1975, mit dem das Glabotki-Aus besiegelt wurde, geriet auch zu einer Sternstunde der WAZ, die mit einem Extrablatt erschien und von dem sensationellen Urteil berichtete. Die Sonderseiten waren im Handumdrehen vergriffen. Die Redaktion an der Horster Straße 24 fungierte als Nachrichten-Umschlagplatz: Schon am Morgen dieses Nikolaustages 1975 ließen viele Leser die Redaktionstelefone nicht stumm stehen. Sie wollten wissen, wie es in Münster stand, wo um 10.50 Uhr das Urteil fiel. Mämpel, eher ein Glabotki-Verfechter, verließ 1976 die Redaktion und wurde Lokalchef der WAZ Essen.

Eine intensive Zeit begann 1976 mit Heidi Weihrauch

In Gladbeck begann die kurze, aber intensive Zeit von Redaktionsleiterin Heidi Weihrauch, einer gebürtigen Gladbeckerin, die von der NRZ Dinslaken zur WAZ Gladbeck wechselte, was nach Gründung der WAZ-Zeitungsgruppe 1976 (mit NRZ, WR und WP) unproblematisch war. Weihrauch, entschieden sozial, setzte sich stets für die Belange der Leser ein, ohne den Blick für die spannenden Themen der Zeit zu verlieren. Und davon gab es in der Nach-Glabotki-Zeit viele.

Die WAZ begleitete sie auf Weihrauchs Initiative über viele Jahre mit den spannenden WAZ-Stammtischen, bei denen Tacheles geredet wurde. Gemeinsam mit Sparkasse und Rad- experte Heinz Kleine Gung wurde unter Weihrauch 1978 das Volksradfahren „erfunden“, was sich über die Jahre zu einer wahren Massenbewegung entwickelte. Zehntausende Teilnehmer zählten die Veranstalter bei den 37 Durchführungen des Volksradfahrens.

Derk H. Kruppe machte zehntausende WAZ-Fotos

Jene Jahre zählen zu den erfolgreichsten der WAZ Gladbeck, als die Auflage bei 25 000 Exemplaren lag. Nicht wegzudenken sind in dieser Zeit die Fotos von Derk H. Kruppe, der WAZ-Fotolegende, der bereits 1966 als Foto-Volontär („ein Novum“, schrieb Harald Neumann einst) bei der WAZ Gladbeck anfing. Zehntausende Fotos machte Kruppe, der nach der Jahrtausendwende ausschied, und bereicherte damit die Ausgabe. Aus heutiger Sicht sind viele Kruppe-Aufnahmen dokumentarische Schätze.

Nach dem viel zu frühen Tod von Heidi Weihrauch 1983 leitete vier Jahre lang Georg Häckel aus Moers die WAZ-Ausgabe Gladbeck. Häckel, der ursprünglich aus Bayern stammte, hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 40 Jahre Journalismus am Niederrhein hinter sich.

Redakteure und Stadtpromis backen fürs Appeltatenfest

Im März 1986 übernahm Erna-Johanna Fiebig die Redaktionsleitung – ein WAZ-Urgestein, das seit 1950 bei der WR journalistisch tätig war und bereits 1955 zur WAZ kam. Nach Babypause, einigen freiberuflichen Jahren und einer kurzen Redakteurszeit bei den Ruhr Nachrichten kehrte sie 1976 zur WAZ zurück, verstärkte das „Weihrauch-Team“ und lenkte schließlich die Geschicke der Redaktion bis 1993.

Erna Fiebig lag in all den Jahren die Nähe zum Leser besonders am Herzen, u.a. realisierte sie als eine der ersten ein Lesertelefon zur WAZ, stellte Team und Arbeitsweisen offen dar. Sie zählte mit zu den Initiatoren des 1989 erstmals ausgetragenen Appeltatenfestes und insbesondere des Wettbewerbs um die Appeltatenkönigin. Legendär ist das WAZ-Café beim Appeltatenfest, bei dem über Jahre zahlreiche Apfelkuchen, auf WAZ-Initiative von Stadtprominenten gebacken, für den guten Zweck verkauft wurden.

Eva Arndt wurde Nachfolgerin von Erna-Johanna Fiebig

In Fiebigs Zeit fiel auch die erste größere Computer-Offensive der WAZ. Bis in die 80er Jahre hinein gehörte noch das Rattern der Schreibmaschinen zum Redaktionsalltag, erste PC arbeiteten mit Magnet-Kassetten, ihre „Inhalte“ mussten aufwändig zum Druckort Essen transferiert werden. Ende der 80er Jahre zog der erste Server bei der WAZ Gladbeck ein. Nachfolgerin Fiebigs wurde Eva Arndt, die von der WAZ-Redaktion Marl kam. In ihre Amtszeit viel die spannende, zehnjährige Phase der CDU-Dominanz in der Kommunalpolitik mit CDU-Bürgermeister Eckhard Schwerhoff an der Spitze.

Seit 2004 leitet Maria Lüning-Heyenrath die Redaktion. Die heute 61-Jährige Bottroperin, die zuvor die Ausbildungsredaktion in Essen leitete, übernahm die Redaktion in einer medienpolitisch äußerst spannenden Zeit. Die Redaktion erlebte seitdem umfangreiche Veränderungen wie die Ausweitung des Online-Journalismus’, die Aufstockung des Lokalteils auf täglich sechs Seiten mit Anwachsen des Redaktionsteams und Umzug der Redaktion ins Haus Horster Straße 10. Der vollzog sich auch unter dem neuen Konzept der „gläsernen Redaktion“, mit dem eine noch größere Nähe zum Leser und höhere Transparenz dokumentiert werden soll. „Damit ist das Team der Gladbecker WAZ gut aufgestellt. Die Leser können sich darauf verlassen, dass wir weiterhin bürgernah, kritisch und mit Elan das lokale Geschehen beobachten werden“, verspricht Maria Lüning.