Gladbeck. Nikon-Fotofreunde hatte zur 30. Ausstellung in die Stadthalle eingeladen. Geboten wurde eine Zeitreise durch die Fotografie.

Eine Zeitreise durch die Geschichte von der analogen bis zur modernen Digitalfotografie mitten in Gladbeck, das machte die große Fotobörse in der Stadthalle wieder möglich. Zum 30. Mal hatten die Gladbecker Nikon-Fotofreunde um Veranstalter Peter Braczko eingeladen. Ein Mekka für Fotoenthusiasten, denn an 130 Tischen boten Aussteller Fachliteratur, Zubehör und Kameras an – von der kleinen Spionagekamera Minox, mit 8x11 Millimeter Filmformat, bis zur riesigen Großformat-Balgenkamera für Planfilme im Format 18x24 Zentimeter.

Ersatzteile für einen guten Preis

Ein Teil des fotobegeisterten Organisationsteams der 30. Fotobörse.
Ein Teil des fotobegeisterten Organisationsteams der 30. Fotobörse. © Lutz von Staegmann

Peter Hadasch reiste aus Oberhausen an. Der Fotograf im Ruhestand nutzt noch sein privates Fotostudio mit Blitzanlage, „und hier kann man prima das ein oder andere Ersatzteil wie eine Blitzbirne oder ein Synchronkabel für einen guten Preis bekommen und spart sich im Vergleich die Portokosten beim Kauf über eine Online-Verkaufsplattform“, so der 65-Jährige. Erworben hatte er bereits einen gebrauchten Akku für seine Nikon „zum Preis von 15 Euro, der neu etwa 70 Euro gekostet hätte“.

Ein paar Stände weiter dokumentierte das glückliche Gesicht von Wolfgang Fischer, dass er gefunden hatte, was er suchte: „Ein Weitwinkelobjektiv für meine Mittelformat-Mamiya. Der Händler wollte 100

VVolles Haus: An den 130 Ständen in der Stadthalle konnte gekauft, aber auch verkauft werden – und dabei war kräftiges Feilschen ausdrücklich erlaubt.
VVolles Haus: An den 130 Ständen in der Stadthalle konnte gekauft, aber auch verkauft werden – und dabei war kräftiges Feilschen ausdrücklich erlaubt. © Lutz von Staegmann

Euro, ich konnte ihn aber auf 80 drücken“, sagt der 61-Jährige stolz. Erst im Vorjahr habe ihn eine Arbeitskollege auf die Idee gebracht, „in das analoge Fotohobby einzusteigen“, so der Gladbecker. Jetzt könne man sich auch ein komplettes Mittelformat-Set leisten, das früher, in jungen Jahren, unerschwinglich gewesen sei. „Damals musste man dafür so viel zahlen wie für einen Kleinwagen, heute ist das für einen Bruchteil zu haben.“ Besonders gefalle ihm an der analogen Fotografie, dass man eben nicht sofort das Ergebnis sehen könne wie auf dem Bildschirm einer Digitalkamera. „Man muss viel mehr überlegen, wie man die Belichtung einstellt und sich so mehr Zeit für das Foto nehmen“.

Entschleunigung war auch bei den wohl häufigsten Fotomotiven des Tages angesagt. Den Steampunkern, die im fantasievollen Gewand elegant umher schritten und auch für Detailaufnahmen ihrer im Kostüm verbastelten Pseudo-Technik gerne stehen blieben.

Steampunker-Show auf der Bühne

Gute Gelegenheit, neu erworbene Objektive auszuprobieren, boten auch die Steampunker-Shows auf der Bühne der Stadthalle. Wissenswertes zur japanischen Kameraschmiede Minolta, die 1928 als „japanisch-deutsches Kamerageschäft“ gegründet wurde, war bei der Spezialausstellung „90 Jahre Minolta“ und einem Beamervortrag zu erfahren.

Stehen bleiben lohnte sich in Sachen Kamera-Historie auch am Stand von Hubert Heckmann, Vorsitzender des ersten Deutschen Minox Clubs e.V.. Er kannte den legendären Erfinder der Kleinstbildkamera, Walter Zapp, noch persönlich und wusste interessante Geschichten von der Minox zu berichten, die 1938 in Serie ging „ab den 1950er Jahren oft von Spionen genutzt wurde, mit der aber auch Elizabeth II gerne fotografiert hat“. Klaro, die Queen besitzt ein goldenes Sondermodell.

3D-Fotografie gab es schon 1850

Frank Vogt (45) hatte Sohn Jan Niklas im Schlepptau. Der Vater war auf der erfolgsversprechenden Jagd nach einem Weitwinkel für seine digitale

Frank Vogt mit seinem Sohn Jan Niklas auf der Jagd nach einem Weitwinkel.
Frank Vogt mit seinem Sohn Jan Niklas auf der Jagd nach einem Weitwinkel. © Lutz von Staegmann

Sony 7R-Spiegelreflex. Der 14jährige Youngster, altersmäßig in der Minderheit angesichts der zum Großteil männlichen Besucher der Generation 50 plus, gestand, er selbst habe wie der Großteil seiner Freunde keine Extra-Kamera: „Ich fotografiere mit meinem Handy“.

Apropos moderne Technik: Dass der 3D-Effekt, der über spezielle Brillen heute bei modernen Flachbildfernsehern erreicht wird, eigentlich ein alter Hut ist, konnte am Stand mit wunderschönen hölzernen Stereo-Fotokameras festgestellt werden. Die mit ihnen erstellten, über Spezialbrillen zu betrachtenden Doppel-Aufnahmen haben einen immer noch faszinierenden dreidimensionalen Effekt.

Fotografie verbindet die Generationen

„Und den gibt es quasi schon fast seit den Anfängen der Fotografie, mindestens ab 1850“, wusste Georg Mathuszczyk (78) seinem Fotofreund Jens Kleinberg (32)zu berichten. Beide haben sich bei der Fotopirsch im Nordpark kennengelernt. Kleinberg ist nun auch Mitglied bei den Gladbecker Fotofreunden, die sich bereits 1927 gründeten. Das interessiert über die Börse schlendernde Duo war schönes Beispiel dafür, dass Fotografie Generationen verbindet.