Gladbeck. Kooperation mit dem Seniorenbeirat. Ältere Mitbürger werden von Junioren bei der Bewältigung ihres Alltages rund um den Haushalt unterstützt.
Etwas Taschengeld verdienen und Mitbürgern, die nicht mehr so mobil sind, eine gute Hilfe sein – dieses Ziel verfolgt jetzt das Projekt „Taschengeldbörse“, das von den Mitgliedern des Jugendrates der Stadt Gladbeck unterstützt wird. In der ersten Sitzung der Jugendvertretung 2018 wurde dazu am Montag im Rathaus eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Geschäftsführerin des Jugendrates, Vera Deffte, und dem Vorsitzenden des Seniorenbeirates, Friedhelm Horbach, unterzeichnet.
Vom Ziel „des generationsübergreifenden Ausbaus ehrenamtlichen Engagements“ ist darin die Rede. Friedhelm Horbach erklärte, was damit gemeint ist. „Neben dem Taschengeld ist das Wichtigste, dass Senioren von Junioren Hilfe im Alltag bekommen, bei Tätigkeiten, die sie nicht mehr selbst bewältigen können.“ Es sollten also keine Handwerker für die Renovierung der Wohnung ersetzt, sondern kleine Hilfsdienste rund um den Haushalt erfolgen.
Rentforter Quartiersmanager hilft bei der Vermittlung
Welche Tätigkeiten „gebucht“ werden könnten, erklärte dann Norbert Dyhringer vom Quartiersmanagement in Rentfort, der bei der Vermittlung mithelfen wird, „da wir dafür zuständig sind, dass Senioren so lange in ihrer eigenen Wohnung wohnen bleiben können wie möglich. Die dabei kleine Hilfen brauchen, weil oft ihre Kinder nicht mehr in der Nähe wohnen, die da schnell einspringen könnten“. Das könne beispielsweise das Wechseln einer Glühbirne bei der Deckenlampe, Hilfe beim Einkauf, Gassi gehen mit dem Hund, kehren des Gehwegs vor dem Haus, jäten des Unkrauts im Garten oder einfach auch mal ein gemeinsamer Spaziergang im Grünen sein.
„Schon viele Jugendliche haben nach erstem Bekanntwerden der Planungen ihr Interesse signalisiert“, freute sich Vera Deffte. Anmelden können sich beim Jugendrat ab sofort Junioren im Altern von 14 bis 20 Jahren. Die Arbeitszeit, selbstverständlich außerhalb des Schulunterrichtes, soll täglich zwei Stunden und wöchentlich nicht bis zu zehn Stunden überschreiten; die Anforderungen zudem dem körperlichen und geistig-seelischen Entwicklungsstand der Jugendlichen entsprechen. Bei Minderjährigen müssen die Sorgeberechtigten eine Einverständiserklärung unterschreiben. Das empfohlene Taschengeld beträgt mindestens fünf Euro pro Stunde, ein höherer Satz kann individuell vereinbart werden.
Potentielle Auftraggeber müssen sich registrieren
Die Anmeldung ist ab sofort möglich
Junioren werden nach der Anmeldung bei der Taschengeldbörse( 99 25 38, Mail: jugendrat@stadt-gladbeck.de) zu einem Vorbereitungstreffen eingeladen.
Interessierte Senioren können sich als Jobanbieter beim Seniorenbeirat, 51 97 3, oder dem Rentforter Quartiersmanagement, 40 33 90, anmelden.
Potentielle Auftraggeber müssen sich über den Seniorenbeirat registrieren. Friedhelm Horbach: „Denn wir wollen zur Sicherheit der Junioren nicht anonymisiert vermitteln, sondern vorher genau wissen, zu wem es in den Haushalt geht und ob auch mit der verlangten Tätigkeit alles in Ordnung ist.“ Ist der Kontakt einmal geknüpft, sollten die Taschengeld-Börsianer aber „auch keine Angst haben, mal abzusagen, wenn es ihnen mal zu viel wird“, so Vera Deffte. Zur Unterstützung wird die Honorarkraft des Jugendrates, Achmed Khodr, eine regelmäßige offene Sprechstunde zur Taschengeldbörse einrichten.
- Anmeldungen (Infobox) sind ab sofort möglich. Die Taschengeldbörse soll dann ab 1. April starten.
Wehmütiger Abschied von Vera Deffte
Mit einem wehmütigen Adieu endete die Sitzung des Jugendrates am Montagabend. Vera Deffte, seit 2015 Kinder und Jugendbeauftragte der Stadt, wurde von Bürgermeister Roland mit einem dicken Blumenstrauß verabschiedet. Zudem folgte von Jugendrat-Vertretern eine herzergreifende Abschiedsrede, die Vera Deffte sichtlich zu Tränen rührte.
Die jungen Leute hatten ein Video mit persönlichen Statements von vielen Akteuren gedreht , wobei auch Fotos von gemeinsamen Aktionen und Exkursionen gezeigt wurden. Eine schöne Torte war auch gebacken worden, um den Abschied zu versüßen, und als Erinnerungsgeschenk wurde ein T-Shirt überreicht, mit dem Spruch „Danke Vera – wir werden dich vermissen“ und Unterschriften der Mitglieder des Jugendrates.
Sarah Kimmeskamp wird die Nachfolgerin
Die 28-Jährige Pädagogin (Master Soziale Arbeit) wechselt zum Institut für Soziale Arbeit (ISA) nach Münster, das bereits für die Stadt beim Projekt Kommunale Präventionsketten tätig war.
Vorgestellt wurde dem Jugendrat auch die Nachfolgerin als Kinder- und Jugendbeauftragte: Diplom-Sozialpädagogin Sarah Kimmeskamp. Seit 2006 ist sie bei der Stadt im Bereich Jugendförderung tätig und seit 2008 Ansprechpartnerin im Anstoß-Büro der Jugendberufshilfe. Die 38-Jährige ist verheiratet und hat eine dreijährige Tochter.