Bottrop/Gelsenkirchen/Gladbeck. . Noch ist RWE-Tochter Innogy Mehrheitseignerin des Energieversorgers. Option: Gladbeck, Bottrop, Gelsenkirchen könnten eine Ele-Mehrheit anstreben.
Der Energieriese Eon will die RWE-Tochter Innogy übernehmen. RWE und Eon haben sich geeinigt, Innogy zu zerschlagen und aufzuteilen. Das könnte Auswirkungen auf den Strommarkt in Bottrop, Gladbeck und Gelsenkirchen haben. Denn Innogy hält die Mehrheit an dem regionalen Energieversorger Ele, die drei Städte Bottrop, Gladbeck und Gelsenkirchen – über die Stadtwerke – halten je 16,6 Prozent der Ele-Anteile.
Städte gingen bisher gemeinsam vor
Der Gelsenkirchener Klaus Haertel, Aufsichtsratsvorsitzender bei den dortigen Stadtwerken, fordert derweil zügige Gespräche zwischen den kommunalen Gesellschaftern. Es sei nicht auszuschließen, dass nach einer Zerschlagung von Innogy und der Übernahme durch Eon andere Gesellschaftsverhältnisse bestünden. Haertel: „Verliert RWE die Kontrolle, zieht die Change of Control-Klausel und die drei Städte können die Mehrheitsanteile übernehmen.“ Der SPD-Fraktionschef im Gelsenkirchener Rat geht davon aus, dass die Interessen der Städte über die zukünftige Ausrichtung und Steuerung der Ele identisch sind. Bisher sei man immer gemeinsam vorgegangen. Die Finanzierung, meint Haertel, könne aus den Gewinnen der Ele refinanziert werden. Die Ausschüttung sei sehr hoch.
Befürchtung: Wenn Eon die Netze kontrolliert, hätte das Folgen für Energiemarkt und Verbraucher
Diesen Aussagen stimmt der Gladbecker SPD-Fraktionschef zu. Auch Michael Hübner sieht in der Option einer Ele-Übernahme durchaus Vorteile für die drei Städte. Seine Befürchtung: Wenn Eon die Netze kontrolliert, könnte das negative Folgen für den hiesigen Energiemarkt und vor allem für die Verbraucher haben. „Öffentliche Versorgungsnetze gehören nicht in spekulative Hände“, formuliert er seine Bedenken, die auch darauf gründen, dass Eon bislang mit den Kommunen und der Kultur der Stadtwerke nichts zu tun hatte. Im Ele-Modell habe jedoch bisher nicht der Ertrag im Vordergrund gestanden. Hübner: „Ich habe große Zweifel, dass Eon das so sieht. Es geht hier auch um eine Marktbereinigung.“ Über das weitere Vorgehen müssten die drei kommunalen Eigentümer nun Gespräche führen.
„Wir müssen erst einmal prüfen, ob und wie wir die Option ziehen können“, sagt auch Gladbecks Kämmerer Thorsten Bunte. Ebenso wie die Bottroper Verwaltungsspitze verweist er darauf, dass die Nachricht noch frisch sei und es bislang wenig Informationen gebe.
Ele selbst kann noch nicht abschätzen, was eine Innogy-Zerschlagung bedeuten würde
Auch die Ele selbst kann noch nicht abschätzen, was eine Innogy-Zerschlagung bedeuten würde. Dafür müssten die weiteren Entwicklungen abgewartet werden, heißt es in einer Ele-Stellungnahme. Unmittelbare Auswirkungen für Kunden und Mitarbeiter hätte diese Entscheidung jedoch nicht.
200 000 Kunden und 600 Mitarbeiter
Eigenen Angaben zufolge versorgte die Ele zum Stichtag 31. Dezember 2017 215 824 Privat- und Gewerbekunden mit Strom. Hinzu kamen noch 605 Geschäftskunden.
Bei der Ele und der EVNG arbeiten zusammen rund 600 Mitarbeiter, die Beteiligungsgesellschaften zur Stromerzeugung beschäftigen keine eigenen Leute.
Die Ele ist Stromanbieter, ihr Tochterunternehmen Ele Verteilnetz GmbH (EVNG) ist Betreiber des Stromnetzes. Im Moment deutet einiges darauf hin, dass sich Eon und RWE künftig so aufstellen wollen, dass Eon Netzbetreiber und Lieferant ist, RWE Produzent. Wie die Ele dort hineinpasst, die über eigene Beteiligungen in kleinem Rahmen auch als Ökostromproduzent aktiv ist, ist nicht klar. Sprecherin Stefanie Genthe verweist in dem Zusammenhang auf die Eigenständigkeit der Ele und ihre kommunalen Gesellschafter: „Diese Eigenständigkeit wird auch durch Änderung der Anteilsverhältnisse – so durch einen optionalen Verkauf von Innogy – nicht berührt.“ Sprich: Bei allen Veränderungen haben die Kommunen ein Mitspracherecht.
Bei wem aber künftig die Ele-Anteile liegen, die bisher Innogy gehören, konnte sie noch nicht beantworten. Im Moment gehe es bei den Verhandlungen zwischen Eon und RWE noch gar nicht um die Beteiligungsgesellschaften, so dass derzeit alles reine Spekulation sei.