Gladbeck. Bundesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs schreibt Bürgermeister nach Diesel-Urteil an. Verwaltung soll Radfahren stärker begünstigen.
. Nach dem Diesel-Urteil fordert der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Bürgermeister Ulrich Roland in einem Anschreiben zum Handeln auf. Darin heißt es: „Ihre Kommune gehört zu den Kommunen, die aufgrund der hohen Luftbelastung Maßnahmen ergreifen müssen, um die Gesundheit Ihrer Bevölkerung zu schützen. Der Ball liegt also bei Ihnen: Wenn Sie die Luft in Ihrer Kommune verbessern wollen und Fahrverbote abwenden möchten, müssen Sie jetzt aktiv werden.“
Gladbeck gehört bekanntlich zu den bundesweit 93 Städten mit einer offiziellen Messstelle, an der die Stickoxidmessung im Jahresdurchschnitt über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Raummeter Luft lag. An der Messstelle Grabenstraße werden schon seit der Inbetriebnahme 2009 Überschreitungen festgestellt. Gesundheitsbelastende Abgase, die sich von viel befahrenen Straßen weiter ins Stadtgebiet ausbreiten.
Autofahrten aufs Rad verlegen
Das größte, ungenutzte Potenzial zur kurzfristigen Senkung der Luftbelastung sei die Verlagerung von innerstädtischen Autofahrten aufs Rad. „Mehr als die Hälfte der zurückgelegten Pkw-Wege in Deutschland sind unter fünf Kilometer, ein Viertel ist sogar kürzer als zwei Kilometer“, so der ADFC. Viele Menschen seien bereit mehr Rad zu fahren, „wenn die Bedingungen gut sind“.
Potenziale erkennen und zügig handeln
Zur Steigerung der Fahrradnutzung nennt der ADFC einige Beispiele etwa Fahrradverleihangebote installieren, Fahrradschutzstreifen mal probeweise einrichten (Pop-Up-Bike-Lanes).
Die Attraktivität der Radnutzung steigern durch den Ausbau sicherer und komfortabler Radverkehrsinfrastruktur und die Sicherstellung der Nutzungsmöglichkeit (z.B. Winterdienst).
Dass Gladbeck sich am Luftreinhalteplan Ruhrgebiet (2011) weiter mit eigenen Maßnahmen beteiligt, darauf hatte Dieter Briese vom Umweltreferat der Stadt beim Sachstandsbericht im Umweltausschuss Ende Februar hingewiesen. Zum Beispiel mit Maßnahmen, die indirekt auch Radlern zugute kommen, wie einer verstärkten Kontrolle der Ordnungsbehörde des ruhenden Verkehrs – also möglicherweise auch von Autos, die Radwege zuparken. Oder durch die kurzfristige Instandsetzung von desolaten Fahrbahnoberflächen. Aktiv gefördert wird der Fahrradverkehr in Gladbeck durch Ausweitung des Radverkehrskonzeptes, etwa durch Ausweisung von Radler-Schutzstreifen auf Fahrbahnen (bislang elf Kilometer).
ADFC-Ortsgruppe kritisiert die Stadt
Viel zu wenig für Vera Bücker von der ADFC-Ortsgruppe Gladbeck. „Mir ist nicht aufgefallen, dass sich in den letzten zwei Jahren diesbezüglich in Gladbeck viel getan hat. Im Gegenteil, mit Verweis auf das in Arbeit befindliche Radverkehrskonzept scheinen mir entsprechende Aktivitäten zu ruhen“, so die Vorsitzende zur WAZ.
Vera Bücker hat so ihrerseits Bürgermeister Roland angeschrieben, um zu erfahren, „was die Stadt Gladbeck kurzfristig und zusätzlich zu schon in Planung befindlichen Maßnahmen tun möchte, um den Radverkehrsanteil deutlich zu erhöhen und dadurch die Luftqualität in Gladbeck zu verbessern.“
Zahlreiche Vorschläge
Zur Hilfestellung habe der Bundes-ADFC seinem Schreiben ja einen Werkzeugkasten mit zahlreichen Vorschlägen beigefügt (siehe Infobox). Selbstverständlich stehe der ADFC Gladbeck hierzu „mit Rat zur Verfügung“.
Auf Anfrage der WAZ teilt die Stadt mit, dass eine Antwort auf das Schreiben bereits in Arbeit sei. Die Stellungnahme werde auch den Medien zugeleitet, vorab dazu aber keine Details benannt.