Gladbeck. . Der Trödel überraschte Besucher mit einem breiten Sortiment. Zwischen den Ständen mit Klamotten und Krimskrams ließen sich neue Kontakte knüpfen.

Blaue Bommerlunder-Gläser, venezolanische Militärmützen, metergroße Riesenkrokodile. „Ich liebe die kleinen Flohmärkte“, schwärmt Anja Klein-Ridder, Pflegerin bei der Arbeiterwohlfahrt (Awo). „Für wenig Geld bekommst du schöne Sachen. Und die Verkäufer freuen sich auch über den einen oder anderen Euro.“

Die Rentforter Flohmarktwiese an der Berliner Straße am Samstag war einer der kleinen Flohmärkte. Und der Trödel brachte so manche Geschichte mit.

Selbstgeknüpfte Teppiche

Vor Elsbeth Rupp (83) liegen braun-gelbe Teppiche auf dem Tapeziertisch. Stolz schaut sie, als sie berichtet: „Die habe ich mit Liebe selbst geknüpft. Ich kann gar nicht sagen, wie lange ich daran gesessen habe.“

An den Ständen war einiges los.
An den Ständen war einiges los.

Seit sieben Jahren wohnt sie als eine von 224 Bewohnern in einer Altenwohnung im Elisabeth-Brune-Zentrum in Rentfort-Nord. Für diese Menschen, das erzählt Mitorganisatorin Klein-Ridder, ist dieser Flohmarkt besonders wichtig.

Rund 50 Bewohner sind beim Flohmarkt dabei

„Hier in Rentfort gibt es keine Nahversorgung mehr. Die Bewohner kommen nirgendwo mehr hin. Viele kaufen heute für ihre Enkelkinder ein. Ostern steht vor der Tür“, sagt sie. Etwa 50 Bewohner sind am Samstag selbst dabei.

Schauen sich die unterschiedlichen Dinge an, die auf den Tischen bereitliegen. „Wir haben uns gerade auf ein Match auf dem Küchentisch geeinigt“, sagt Bärbel Bortz (64) und lacht. Sie zeigt auf ein Tischtennisschläger-Set, das sie gemeinsam mit ihrer Enkelin Liz gerade ersteigert hat.

Lockere Atmosphäre an den Ständen

„Ich kam noch gar nicht richtig zum Denken. Am ersten Tisch standen wir eine halbe Stunde. Barbie hat jetzt ein neues Kleid. Und Ken neue Schuhe“, sagt sie und schaut ihrer kleinen Flohmarkt-Begleitung in die Augen. Die grinst nur stolz. Es ist eine lockere Atmosphäre rund um die Wiese an der Berliner Straße. Kein Gedrängel. Wenig Lärm. „An jedem Tisch findet man ein Gesprächsthema. Allein ist man beim Shoppen nicht“, sagt Bortz.

Die nächsten Termine für Trödler

Der nächste Flohmarkt in Rentfort-Nord steht für den 5. Mai im Terminkalender. Ort ist dann die Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule. Als Teil des Stadtteilfestes der Arbeiterwohlfahrt in Rentfort-Nord wird es dort wieder eine große Angebotsvielfalt für die Besucher und Sammler geben.

Auch auf die nächste Flohmarktwiese können sich Trödler einstellen. Am 16. Juni werden sich, so die Planung, Anbieter auf der Wiese an der Berliner Straße einfinden.

Detlef Kleffner trägt eine Schalke-Mütze, als er seinen Stand präsentiert. Links etliche CDs. Rechts Schals seines Lieblingsvereins. Im Gesicht ein breites Grinsen. „Wenn ich hier eine Wolfgang-Petry-CD finden würde, die ich noch nicht habe, würde ich die, ohne zu zögern, mitnehmen. Leider habe ich aber schon fast jede. Ungefähr 30, 40 Stück“, sagt er.

Und tatsächlich: In seinen Kisten verstecken sich auch die Singles des Schlagersängers. Der Verkäufer: „Ich liebe deutsche Musik. Ich höre den ganzen Tag Radio Paloma.“

Menschen kommen miteinander ins Gespräch

Wer sagt denn, dass Schnäppchen nützlich sein müssen? Das Angebot umfasste auch so manches Teil, das einfach nett oder witzig anzuschauen ist.
Wer sagt denn, dass Schnäppchen nützlich sein müssen? Das Angebot umfasste auch so manches Teil, das einfach nett oder witzig anzuschauen ist.

So kommen die Menschen hier ins Gespräch. Händler Wolfgang Kuhlmey schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Er erzählt von einer Geschichte, über die er heute lachen kann. „Ich hatte einmal so antikes Werkzeug. Das habe ich für zwei, drei Euro verscherbelt. Heute ist es ein Museumsstück. Weiterverkauft für 500 Euro.“ Kleine Porzellanleuchttürme stehen vor ihm. Genauso wie bayrische Bierkrüge.

Am anderen Ende der Wiese ein selbstgegossener Trojanerhelm, blaue Bommerlunder-Gläser, venezolanische Militärmützen, metergroße Riesenkrokodile: Ein Flohmarkt mit vielen Geschichten.