Gladbeck. Filmarbeiten im Juli 2016 wurden von vielen Schaulustigen beobachtet. Das heute fast ausgestorbene Geschäftszentrum wurde hergerichtet wie 1988.

Der zweiteilige, 180-minütige ARD-Spielfilm „Gladbeck“ entstand vor gut eineinhalb Jahren an Originalschauplätzen – unter anderem eine Woche lang im Juli 2016 im und am Geschäftszentrum Rentfort-Nord.

Der Zweiteiler, von Filmproduzentin Regina Ziegler inszeniert, zeichnet das 54-stündige Geiseldrama, das in Gladbeck seinen Anfang nahm, nach. Neben Gladbeck wurde auch in Köln, Bremen, Duisburg und Düsseldorf gedreht.

Der Drehort wurde so hergerichtet wie 1988

Filmszene: Eine SEK-Einheit auf dem  Flachdach des Geschäftszentrums Rentfort-Nord.
Filmszene: Eine SEK-Einheit auf dem Flachdach des Geschäftszentrums Rentfort-Nord.

Die Dreharbeiten am inzwischen fast ausgestorbenen Geschäftszentrum fanden unter großem Interesse der Bevölkerung statt. Das Geschäftszentrum, das mit dem seit langem leer gezogenen Hochhaus Schwechater Straße 38 bald abgerissen werden könnte, wurde noch einmal so hergerichtet, wie es vor fast 30 Jahren aussah – inklusive dem „Deutsche-Bank“-Schriftzug auf dem Dach. Vieles erinnerte Zeitzeugen intensiv an die damaligen Ereignisse.

Das Drama wurde von einer rund 100-köpfigen Filmcrew gedreht, neben den mehreren Dutzend Haupt- und Nebendarstellern wirkten insgesamt etwa 1300 Komparsen mit. Ein ganze Reihe von ihnen wurde zwei Monate vor Drehbeginn bei einem Casting in der Stadtbücherei rekrutiert.

Polizisten sorgten für Ordnung an den Drehtagen

Bei den Dreharbeiten in Rentfort wurde die Schwechater Straße immer wieder gesperrt, sogar Polizisten sorgten für Ordnung am Drehort.

Während die Filmcrew eine Woche drehte, spielten sich Banküberfall und Geiselnahme in Gladbeck im August 1988 knapp elf Stunden ab. Für die Filmemacher war jedes Detail wichtig. „Ich bekam Gänsehaut, als ich die Szenen beobachtete“, so ein Beobachter damals.

Stimmen aus Gladbeck zum Zweiteiler „Gladbeck“

Rüdiger Behrendt, Vorsitzender Verkehrsverein Gladbeck
Rüdiger Behrendt, Vorsitzender Verkehrsverein Gladbeck © Verkehrsverein

Rüdiger Behrendt, Vorsitzender Verkehrsverein Gladbeck. Foto:Verkehrsverein Rüdiger Behrendt,Vorsitzender Verkehrsverein Gladbeck: „Ich finde den Filmtitel ,Gladbeck’ irreführend, er könnte genauso gut ,Bremen’ oder ,Köln’ heißen. Natürlich ist das Geiseldrama vom August 1988 für alle Zeiten untrennbar mit unserer Stadt verbunden, weil es hier begonnen hat. Wenn der Fernsehfilm jetzt aber den knackigen Titel ,Gladbeck’ trägt, so verweist er nur auf einen Teil der schlimmen Wahrheit und verunglimpft unsere Stadt, beschädigt ihren guten Namen.“

Peter Breßer-Barnebeck, Leiter Referat Wirtschaftsförderung und Kommunikation.
Peter Breßer-Barnebeck, Leiter Referat Wirtschaftsförderung und Kommunikation. © Stadt Gladbeck

Peter Breßer-Barnebeck, Leiter Referat Wirtschaftsförderung und Kommunikation. Foto: Stadt Gladbeck Peter Breßer-Barnebeck, Leiter Wirtschaftsförderungsamt: „Der Film-Titel ,Gladbeck’ ist für mich extrem schwierig. Auch der fette Schriftzug im TV-Trailer wirkt beklemmend. Von Seiten der Filmemacher ist das wahrscheinlich normal, so Assoziationen zu wecken. Doch da denkt niemand an die Stadt, oder was das mit den Menschen hier macht. Gladbeck war zwar der Ausgangspunkt des Geiseldramas. Doch das, was diesen Kriminalfall einzigartig macht, hat nicht in Gladbeck stattgefunden.“

Heinz Enxing, Vorsitzender Heimatverein Gladbeck.
Heinz Enxing, Vorsitzender Heimatverein Gladbeck.

Heinz Enxing, Vorsitzender Heimatverein Gladbeck. Foto: Lutz von Staegmann Heinz Enxing,Vorsitzender Heimatverein: „Der Film ist sicher nicht förderlich für unsere Stadt. Und der Titel, der Stadtname, steht als Synonym für die Brutalität des Geiseldramas – sicher eine Marketing-Idee der Filmemacher, aber auf Kosten unserer Stadt. Zwar glaube ich nicht, dass die Deutschen durch den Zweiteiler glauben werden, dass Gladbeck ein Verbrechernest ist. Aber letztlich ist es eine unrühmliche Bekanntheit, die Gladbeck dadurch erfährt.“