Gladbeck . Mit dem Bühnenstück „Die acht Frauen“ von Robert Thomas begeistern die Bucheckern das Publikum im Haus der Volkshochschule.
„Wir sind sehr gespannt“, freuten sich Sabine und Klaus auf den bevorstehenden Auftritt der „Bucheckern“ vom Consol Theater Gelsenkirchen. Seit zehn Jahren gibt es das Ensemble, das im gesamten Ruhrgebiet mit Leseabenden unterwegs ist. An diesem Donnerstagabend traten die Frauen auf Einladung des Vereins für Orts- und Heimatkunde e.V. im Haus der VHS in Gladbeck auf. Unter der Regie von André Wülfing haben sich die acht Protagonistinnen mit einer „szenischen Lesung“ an ein Experiment gewagt, das ihnen wie auf den Leib geschnitten ist.
Auf Mörderin-Suche
Der Name „Bucheckern“
Auch wenn das Publikum die Auflösung des Mordfalls erfährt, gilt es doch noch ein Rätsel zu lösen: Was hat es eigentlich mit dem Namen „Bucheckern“ auf sich?
„Ein Wortspiel“, sagt André Wülfing. „Es ist entstanden aus unserer Buchecke im Consol Theater und als Frucht leicht giftig“, sagt der Regisseur lachend.
Das Bühnenstück „Die acht Frauen“ von Robert Thomas stammt aus den 1960er Jahren und diente den „Bucheckern“ als Textvorlage. Bekannter noch ist die gleichnamige Verfilmung aus dem Jahr 2002, in der Regisseur François Ozon Frankreichs Filmdiven von Cathérine Deneuve bis Isabelle Huppert versammelte. Nun aber saßen die Vorleserinnen aus Gelsenkirchen an ihren Lesetischen, als einzige Bühnenausstattung eine Stehlampe. Keine ganz leichte Aufgabe für sie, allein mit dem gesprochenen Wort die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen.
Der Vortragsraum in der Volkshochschule war mit rund 50 Plätzen voll besetzt, und im Saal wurde es mucksmäuschenstill, als André Wülfing leise Musik erklingen ließ. Die Geschichte ist schnell erzählt: Wir sind kurz vor den Weihnachtsfeiertagen in einem großbürgerlichen Haus, das von der Außenwelt abgeschnitten ist. Dort lebt Marcel mit Frau Gaby, Schwägerin Auguste, Tochter Katharina und seiner Schwiegermutter, genannt Mamy, oder besser: er lebte, denn der Hausherr wird in seinem Zimmer mit einem Messer im Rücken tot aufgefunden. Hinzu kommen noch die angereiste Tochter Susanne, Marcels exzentrische Schwester Petruschka, Köchin Hilde und Haushaltshilfe Lisa. Eine von ihnen muss die Mörderin sein.
Ein Abend zwischen Krimi und Familiendrama
Die „Ermittlungen“ untereinander, gespickt mit kleinen Bosheiten, unangenehmen Enthüllungen und gegenseitigen Verdächtigungen nehmen ihren Lauf. Die Zuschauer werden zwischen den diversen Vermutungen hin und her gerissen und bleiben ratlos bis zum überraschenden Schluss, der hier nicht verraten werden soll.
Humor blitzt immer wieder auf bei dieser Vorstellung menschlicher Abgründe und löst im Zuschauerraum Heiterkeit aus. Es gelingt den Vorleserinnen Maria Grün, Doris Himmelreich, Ursel Junker, Petra Klapdor, Brigitte Otto, Annette Rüthers, Renate Wittenbrink und Renate Wojtkowiak, allein durch ihren Vortrag die unterschiedlichen Charaktere der versammelten Hausgemeinschaft glaubhaft hervortreten zu lassen. Ein vergnüglicher und spannender Abend zwischen Krimi und Familiendrama, fanden am Ende dann auch Sabine und Klaus und geizten, wie das gesamte Publikum, nicht mit Applaus.