Gladbeck. Der Stadtplanungs- und Bauausschuss stimmt dem Entwurf der Stadt zur Erstellung einer zweigeschossigen Kita nach Abriss des Bonhoeffer-Hauses zu

Die angespannte Lage, nicht ausreichender Kindergartenplätze in der Stadtmitte, soll sich ab Sommer 2020 weiter entspannen. Der Stadtplanungs- und Bauausschuss machte für einen Kita-Neubau der Stadt an der Christuskirche den Weg frei. Das Gremium befürwortete einstimmig den vorgestellten Entwurf eines zweigeschossigen Flachdachbaus, der nach Abriss des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses Ecke Mittelstraße/ Postallee entstehen soll. Diskutiert wurde aber mit mehr als einer Stunde so lange wie kaum bei einem anderen Kita-Beschluss zuvor. Dies lag auch daran, dass sich die Stadtverwaltung zu einer Verteidigungsrede genötigt sah.

Die WAZ hatte im Vorbericht zur Sitzung getitelt „Bonhoeffer-Haus macht neuer Kita Platz“. Dazu bemerkte Erster Beigeordneter Rainer Weichelt, dass die Stadt der Ansicht sei, dass dadurch der falsche Eindruck entstehen könne, dass die Kita-Planung der Stadt für den Abriss des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses verantwortlich sei.

Stadt ist nicht für das Verschwinden des Gemeindehauses verantwortlich

Dies sei keinesfalls so, denn die Stadt habe eigentlich zunächst den Kita-Neubau in verschiedenen Varianten im Umfeld der Christuskirche geplant, ohne das Gemeindehaus einzubeziehen. Weichelt: „Erst als wir von der Gemeinde gesagt bekommen haben, dass das Dietrich-Bonhoeffer-Haus abgerissen wird, da haben wir mit diesem Areal geplant.“

Dass die Ev. Kirchengemeinde am Betrieb einer großen Ev. Kita in der Stadtmitte interessiert ist und schon seit Ende 2015 darum rang, wie das beschränkte Platzangebot im Bereich der Christuskirche baulich genutzt werden könnte, hatte die WAZ etwa im September 2016 berichtet. Auch, dass das Presbyterium beschlossen hatte, nötigenfalls das Bonhoeffer-Haus abzureißen.

Gemeinde hat den Abrissantrag für das Bonhoeffer-Haus gestellt

Ausschnitt aus dem Grundriss: Jede der vier Gruppen erhält nahezu identisch zugeschnittene Raumbereich
Ausschnitt aus dem Grundriss: Jede der vier Gruppen erhält nahezu identisch zugeschnittene Raumbereich

Dass das 1964 eingeweihte Gebäude wohl zum Jahresende niedergelegt wird, steht fest. Die Gemeinde hat den Abrissantrag bereits gestellt. Was auf dem 2300 Quadratmeter großen Eckgrundstück entstehen soll, stellte Jan Ryvola vom beauftragten Bottroper Architekturbüro vor. Ein zweigeschossiger, moderner Flachdachbau, der vier Gruppen mit insgesamt 70 Kindern aufnehmen wird. Mit einer Nutzfläche im Gebäude von 895 Quadratmetern und ausreichend großer Spielfläche im Außenbereich über 1050 Quadratmeter. Die vier zentralen Gruppenräume

Verknüpfung mit Projekt Innovation City wird geprüft

Ratsherr Reinhold Fischbach (CDU) hakte bei der Sitzung nach, dass laut Ausschussvorlage eine Verknüpfung des Kita-Neubaus mit dem Projekt Innovation City geprüft werden solle – und was dies nun konkret bedeute?

Stadtbaurat Dr. Kreuzer erläuterte, dass sich dies auf die Wärmeversorgung des Gebäudes beziehe. Wobei man verschiedene Möglichkeiten wie Gasheizung mit Photovoltaikanlage, Erdwärmepumpe oder Fernwärme betrachtet habe. Dabei wurde neben der Wirtschaftlichkeit auch die Kohlendioxid-Vermeidung berücksichtigt, wonach sich wohl die Fernwärme herauskristallisiert habe.

Mit 2,92 Millionen Euro sind die Kosten für den Kita-Neubau veranschlagt. Sozialdezernent Rainer Weichelt informierte, dass die Stadt dazu einen Förderantrag (Kinderbetreuungsfinanzierung) beim Bund gestellt habe.

sind mit 45 Quadratmetern alle etwa gleich groß, an die sich jeweils ein Nebenraum und ein Schlafraum anschließen. Die kleineren Kinder im Alter unter drei Jahren werden in den zwei Gruppen im Erdgeschoss untergebracht, die 50 älteren Kinder in den beiden Gruppen im Obergeschoss. Alle Gruppen können im Erdgeschoss zudem einen großen Mehrzweckraum (54 qm), etwa für Bewegungsspiel bei schlechtem Wetter, nutzen, wie auch einen Differenzierungsraum im Obergeschoss. Helle, große Fenster holen viel Licht in das Gebäude, das mit Aufzuganlage auch barrierefrei geplant wird, da bis zu fünf Kinder mit Behinderung aufgenommen werden sollen.

Nach Anfrage von Michael Hübner (SPD) wurde diskutiert, ob das Gebäude statt Flachdach auch mit Spitzdach geplant werden könne, unter Berücksichtigung umgebender Bebauung. Dies sei grundsätzlich möglich, würde das Vorhaben aber wohl verteuern, so die Antwort der Verwaltung. Bedenken wurden wegen eines fehlenden Zufahrtbereiches auch zu möglichen Verkehrsproblemen geäußert, wenn Eltern die Kinder mit dem Auto bringen bzw. abholen. Baurat Dr. Volker Kreuzer appellierte an die Vernunft. Er hege die Hoffnung, „dass bei einer so zentral gelegenen Kita der Großteil der Kinder zu Fuß oder mit dem Rad gebracht werden kann.“