Gladbeck . Im Rahmen der Aktion „One Billion Rising“ tanzten mehr als 50 Gladbecker vor dem Rathaus gegen Gewalt an Frauen. Wo Betroffene Hilfe finden.
Zwei Schritte zur Seite, ein Schritt nach vorne und die Hände zum Himmel: Gar nicht so einfach die Choreographie zur Aktion „One billion Rising“. Mehr als 50 Gladbecker setzten gestern Abend gemeinsam ein Zeichen gegen Gewalt an Mädchen und Frauen. Sie folgten dem Aufruf in den sozialen Netzwerken und machten tanzend bei der weltweiten Kampagne mit.
Unter den Teilnehmern war auch Ulla Habelt, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Gladbeck und Mitinitiatorin der Aktion. „Ich finde die Kampagne sehr gut. Über ein ernstes Thema darf auch mal auf unterhaltsame Weise aufmerksam gemacht werden“, sagt Habelt. „Man muss mit Frauen Solidarität zeigen, denn nicht jede bricht ihr Schweigen“, sagt Jola Ropela aus Gladbeck, vor dem Tanz.
Hilfsangebote für Gewaltopfer
In Gladbeck hilft die Frauenberatungsstelle Opfern von Gewalt. „Frauen jeden Alters können sich mit allen Anliege bei uns melden“, sagt Susanne Dillner. Unter Zustimmung der Opfer, werde die Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt auch von der Polizei direkt informiert. „Dann nehmen wir so schnell wie möglich Kontakt mit den Betroffenen auf“, so die Sozialpädagogin weiter. Im Jahr 2017 wurden der Beratungsstelle in Gladbeck 52 Fälle von häuslicher Gewalt gemeldet. „Insgesamt haben wir im vergangen Jahr 270 Frauen beraten“, sagt Dillner.
Hilfsangebote für Gewaltopfer
Weitere Informationen zur Kampagne unter www.onebillionrising.de
Die Frauenberatungsstelle ist unter 66699 erreichbar.
Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: Anonyme Opferberatung unter 08000/116016 (365 Tage im Jahr, rund um die Uhr, in 17 Sprachen)
Die Täter kommen oft aus dem nahen Umfeld der Opfer, deshalb sei die Dunkelziffer an Fällen bedeutend höher. „Nicht alle haben den Mut über ihre Erfahrungen zu reden“, sagt Dillner. Dennoch appelliert die Beraterin: „Wichtig ist, dass Opfer nicht schweigen.“
Nicht alle haben die Mut zu sprechen
Sofern die Hemmschwelle, eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, zu groß sei, solle man sich einer Bezugsperson anvertrauen.
Gleichzeitig empfiehlt die Beraterin eine medizinische Untersuchung. Doch gerade wenn ein Täter aus der Familie stammt, seien viele Opfer nicht zur medizinischen Untersuchung bereit, oder eine Strafanzeige zu erstatten.
Anonyme Spurensicherung möglich
Opfer sexueller Gewalt haben in Gladbeck dennoch die Möglichkeit, im St. Barbara Hospital eine anonyme Spurensicherung durchführen zu lassen. Betroffene müssen dann nicht gleich entscheiden, ob sie Anzeige erstatten möchten. Die Spuren der Tat werden dann vorsorglich gerichtsfest und anonym für zehn Jahre gesichert.
Medial ist im vergangenen Jahr unter dem Hashtag #metoo eine Debatte über sexuelle Belästigung und Übergriffe entbrannt. Diese hat auch zu einem gesellschaftlichen Umdenken geführt, findet Dillner: „Man holt das Thema aus der Tabu-Ecke. Es zeigt, alle sozialen Schichten sind betroffen.“
Auch „One Billion Rising“ bricht das Schweigen und setzt ein Zeichen. Tanzend. Mit erhobenen Händen und einem selbstbewusstem Lächeln im Gesicht.