Gladbeck. Nadine Schucht begeistert mit ihren Turnbeuteln und anderen Accessoires vor allem Menschen auf Instagram. Alle Taschen sind Handarbeit.
Nadine Schuchts Geschichte erinnert ein wenig an den amerikanischen Traum. Den, in dem jede es weit bringen kann, wenn sie nur wagt, den ersten Schritt zu machen.
Denn dass die junge Frau, die nach dem Hauptschulabschluss, der Lehre als Näherin und dem freiwilligen sozialen Jahr beruflich keine Perspektive fand, nun erfolgreich Taschen unter dem Label Fuchsliebe produziert und tausende Menschen im sozialen Netzwerk Instagram begeistert, ist nun wirklich nicht selbstverständlich.
Instagram ist Nadines Haupt-Vertriebskanal. Dort pflegt sie Kontakt zu ihren Kunden, stellt neue Produkte vor, baut sich ein Netzwerk auf. Mehr als 16 000 sogenannter Follower verfolgen, was die 26-Jährige auf ihrem privaten Profil postet, 13 300 Instagrammer wollen sehen, was sich bei der Fuchsliebe (_fuchsliebe_) tut.
Direkter Vertrieb über das Internet
Ein Besuch im Atelier
Wer die Fuchsliebe einmal abseits des Internets kennen lernen möchte, hat dazu am kommenden Sonntag, 11. Februar, von 12 bis 18 Uhr Gelegenheit. Beim Tag des offenen Ateliers sind Besucher an der Bottroper Straße 80 a (im Hinterhof) willkommen.
Im Internet bietet Nadine Schucht ihre Taschen und andere Produkte auf fuchsliebe.de an. Instagram: _fuchsliebe_
Die Präsentation im Internet ist zeitaufwändig. Mehrmals täglich muss sich die junge Gladbeckerin etwas einfallen lassen, um das Interesse ihres Netzwerks zu erhalten. Dazu kommt nun auch noch ein Online-Shop für den direkten Vertrieb. Dagegen sind die Märkte, Mädelsflohmärkte und Kreativmessen, auf denen sie in unregelmäßigen Abständen ihren Stand aufbaut, fast schon erholsam.
Nadine Schuchts Markenzeichen ist der Turnbeutel. Ganz klassisch die Form, mit Tunnelzug und Kordeln, die auch als Träger dienen. Das Besondere ist die Zusammenstellung der Stoffe, meist eine Mischung zwischen Kunstleder und ganz unterschiedlichen Stoffen.
Tierische Produkte verarbeitet sie nicht
Viel Wert legt die Gründerin darauf, dass bei ihren Taschen keine tierischen Produkte wie Leder verarbeitet werden. „Für meine Taschen soll kein Tier sterben“, sagt die junge Frau, deren ständige Begleiter zwei Hunde aus dem Tierschutz sind. Regelmäßig veranstaltet sie Spendenaktionen, mit denen sie Tierheime in Polen unterstützt.
Für den Fuchs als Logo hat sie sich entschieden, weil ihre Schwester so gerne Füchse mag. Mittlerweile ist das Label auch patentiert – zu viele Nachahmer hatten versuch, es zu kopieren.
Turnbeutel, Kosmetiktäschchen, Shopper und die edleren Clutches entstehen in reiner Handarbeit. Made in Gladbeck. An den Nähmaschinen sitzen Nadine Schucht, ihre Mutter Kamilla Zinkiewicz und eine weitere Näherin.
„Alles Einzelstücke, wir machen höchstens mal eine Serie von fünf Stück“, sagt Kamilla Zinkiewicz. Nur ein Motiv begleitet die Fuchsliebe seit der Gründung vor zwei Jahren: Die Weltkarte. Immer wieder finden sich Ausschnitte daraus auf Turnbeuteln wieder.
Taschen sind bei Reisenden beliebt
Und das nicht ohne Grund, denn die leichten Taschen sind besonders bei Rucksackreisenden beliebt. Die Bindung zwischen Produzentin und Käufern ist eng. Oft schicken Taschenbesitzer Fotos, wenn sie eine Fuchsliebe-Tasche mit auf Reisen genommen haben. Zu sehen sind sie – klar – auf Instagram unter fuchsliebe_around_the_world. Vor den Pyramiden in Gizeh, der Skyline von Hong Kong, oder am Strand von Borkum: Die Turnbeutel-Unikate aus Gladbeck sind offenbar beliebte Fotomotive.
Noch wirft die Taschenproduktion nicht genug Gewinn ab, um alle drei Beteiligten wirklich zu ernähren – die Chefin zahlt sich selbst nur ein kleines Gehalt aus, die beiden Näherinnen arbeiten auf Minijob-Basis. Aber die Begeisterung, mit der Mutter und Tochter von ihren Produkten sprechen, zeigt, sie brennen für ihre Fuchsliebe.
Startkapital waren gerade einmal 120 Euro
Richtig kampflustig wirkt Nadine Schucht, als sie von ihren ersten Schritten als Unternehmerin erzählt. „Mein Mann hat mir 120 Euro gegeben“, erzählt sie. Von diesem Startkapital kaufte sie eine gebrauchte Nähmaschine und Stoffe, nähte die ersten Turnbeutel, verkaufte sie und investierte den Gewinn sofort wieder. Keine Kredite, keine Schulden.
Immerhin: Vom ersten Atelier an der Friedensstraße ist Nadine Schucht kürzlich in eine größere Werkstatt umgezogen, eine ehemalige Schreinerei an der Bottroper Straße. Klar, dass die Hunde Pan und Kaio sich den besten Platz gesichert haben, direkt am Bollerofen.