Gladbeck. Der Geistliche wurde vor 50 Jahren zum Priester geweiht. Er stammt aus Holland, wuchs in Brauck auf und wurde als Spätberufener 1968 Seelsorger.

Er ist alter Braucker, war lange als Kaplan in Heilig Kreuz tätig und in den 70er Jahren Gladbecks Stadtjugendseelsorger: Pastor Gerd Berger, der 26 Jahre lang Pfarrer in St. Bonifatius im benachbarten Bottrop war und seit 2008 wieder in Butendorf lebt. Am morgigen Freitag feiert der 81-Jährige in der Heilig-Kreuz-Kirche sein goldenes Priesterjubiläum.

Gerd Berger war ein Spätberufener, als er am 2. Februar 1968 vom damaligen Ruhrbischof Dr. Franz Hengsbach mit acht anderen Kandidaten in St. Elisabeth Gelsenkirchen zum Priester geweiht wurde. Die Marien-Kirche in Brauck war zwei Tage später voll besetzt, als er unter Pfarrer Josef Möhlen Primiz feierte. Für Berger ging damals ein Traum in Erfüllung.

Familie Berger wurde 1947 aus Holland vertrieben

Denn die Voraussetzungen, dass er jemals Priester werden würde, waren anfangs eher mäßig. Berger, der in Arnheim in Holland 1936 geboren wurde, kam als Elfjähriger als Nachkriegsvertriebener aus den Niederlanden nach Gladbeck. „Die Familie meines Vaters hatte deutsche Wurzeln, und das war in der Nachkriegszeit in Holland nicht gut“, erinnert sich Berger. Ohne viele Habseligkeiten kam die Familie zunächst in einem Auffanglager bei Osnabrück unter und fand schließlich Unterschlupf bei der Oma in Gladbeck an der Heringstraße in Brauck. Da die Not in der Nachkriegszeit groß war, musste der junge Gerd schon als 14-Jähriger auf Gelsenberg in Horst in der Versandabteilung arbeiten und Geld nach Hause bringen.

Abwechselung und Anbindung abseits der Arbeit fand er in der St.-Marien-Gemeinde, wo er die katholische Jugendarbeit „von der Picke auf“ kennenlernte, wie er erzählt. Er war Messdiener, Jung- und Kreuzschärler, Pfarrjugendführer, hatte Kontakte zu DJK, Kolping und anderen katholischen Vereinen. Schließlich, so erinnert sich der Jubilar, stand er vor Pfarrer Möhlen und gestand, dass er Priester werden wolle. Aber Möhlen sagte nur: „Aber Du hast ja nicht mal Abitur!“

In mehreren Anläufen gelungen Abitur und Studium

Es bedurfte mehrerer Anläufe und „einiger Gönner“, bis er 1962 das Abitur nachholte am humanistischen Aufbaugymnasium für Spätberufene in Bad Driburg. Mit 26 Jahren begann er das Theologie-Studium in Bonn, wechselte nach Freiburg und ging schließlich für zwei Jahre ins Priesterseminar. Nach der Priesterweihe vor genau 50 Jahren waren Gemeinden in Essen-Vogelheim (ein Jahr) und Oberhausen-Buschhausen (drei Jahre) erste Kaplan-Stationen, bevor er 1972 in Heilig Kreuz eingesetzt wurde – „damals noch unter Pfarrer Schäpers“. Ein Jahr später kam Pfarrer Buchem, Gerd Berger blieb, wurde für viele Jahre Stadtjugendseelsorger. „Die haben mich im Generalvikariat danach glatt vergessen“, so der Jubilar augenzwinkernd mit Blick auf seine zehn Jahre als Kaplan in Butendorf. „Das waren gute Jahre mit Buchem, und Heilig Kreuz war eine lebendige Gemeinde.“

Dann kam doch die Berufung ins Pfarramt nach Bottrop, wo ihm von Bischof Hengsbach die Leitung der recht jungen Bonifatius-Pfarrei in Fuhlenbrock übertragen wurde. Wichtig war ihm als junger Pfarrer, weiß Berger noch genau, eine gute Jugend- und Messdienerarbeit.

Ein besonderes Erlebnis 1982 in Regensburg

Festgottesdienst und Empfang in Butendorf

Gerd Berger feiert am Freitag, 2. Februar, ab 15.30 Uhr in der Heilig-Kreuz-Kirche, Horster Straße 131, sein goldenes Priesterjubiläum mit einem festlichen Gottesdienst.

Anschließend findet im Gemeindehaus von Heilig Kreuz ein Empfang statt, zu dem der Jubilar mehr als 100 Gäste eingeladen hat. Viele Helfer aus der Gemeinde ermöglichen ihm die Feier.

Später setzte er sich für die Sanierung der Bonifatius-Kirche ein und brachte kurz vor seiner Pensionierung 2008 noch den Förderverein in Bonifatius auf den Weg. Er kümmert sich heute, da die Gemeinde keinen eigenen Priester mehr hat, vor allem um das Pfarrheim. Zu seinem Erstaunen war schon einige Jahre nach seinem Wegzug aus Fuhlenbrock, der ihm nicht leicht fiel, wie er erzählt, der Abriss des Pfarrhauses gewesen.

Lebhaft erinnert sich der Geistliche noch an eine Anekdote, die er 1982 erlebte: Während einer Schulung in Regenburg fiel ihm zufällig das dortige Bistumsblatt in die Hände. Mitten in einem Aufsatz von Kardinal Josef Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., der sich über die Aufgaben eines katholischen Priesters ausließ, fand er ein großformatiges Foto von sich – eine Aufnahme seiner Priesterweihe 14 Jahre zuvor, die Handauflegung durch Bischof Hengsbach. Ein Foto, das er selbst nicht hatte, dann aber über die Redaktion der Bistums-Zeitschrift bekam. Es war aus Gründen der Illustration in den Aufsatz gelangt – rein zufällig eine Aufnahme des jungen Bergers.

Als Ruheständler ist Jubilar Berger noch immer fast jeden zweiten Tag als Priester in Gladbeck im Einsatz. Heute, da „die neue Zeit bewältigt werden muss“, berührt ihn der Umstrukturierungsdruck der katholischen Kirche, insbesondere im heimischen Bistum. „Die Gangart ist mir zu schnell, die Gemeinde muss mitgenommen werden“, sagt er nachdenklich und erinnert sich wehmütig an seine Priesterweihe vor 50 Jahren, als für die katholische Kirche die Welt noch in Ordnung schien.