Gladbeck. Die regionale Schulberatungsstelle des Kreises Recklinghausen bietet professionelle Hilfe und Unterstützung bei Konflikten in der Schule.

Nach der tödlichen Attacke in der Gesamtschule in Lünen ist die Debatte um „unbeschulbare Jugendliche“ im Gange, mit der Frage: Haben die Schulen Problemschüler genügend im Blick? „Ja“, sagt Schulpsychologin Eva Latta-Weber, Leiterin der regionalen Schulberatungsstelle des Kreises. Gladbecker Schulleiter und die Schulabteilung der Stadt wünschen sich aber auch stärkere Unterstützung vom Land.

Eva Latta-Weber leitet die Schulberatungsstelle des Kreises Recklinghausen.
Eva Latta-Weber leitet die Schulberatungsstelle des Kreises Recklinghausen.

Sie kenne die konkreten Hintergründe zum Vorfall in Lünen nicht, so Latta-Weber. „Nach dem, was bereits bekannt wurde, scheint die Tat aber offenbar sehr aus dem Moment heraus mit einer Art Überraschungseffekt passiert zu sein, sonst wäre es wohl nicht dazu gekommen.“ Die Arbeit der Schulberatungsstelle der Kreises setze genau hier im Vorfeld an, „um rechtzeitig zu intervenieren, damit es zu solchen extremen Fällen erst gar nicht kommt.“

Eine höhere Bereitschaft zur Aggression

Ein Problem sei die gesamtgesellschaftlich zu beobachtende stärkere Individualisierung. Dies führe auch bei Schülern oft zu einem sehr Ich-bezogenen und weniger gruppensozialen Verhalten mit höherer Bereitschaft zur Aggression. „Hier sind auch die Eltern gefordert, mitzuhelfen“, so die Expertin.

Bei schulischen Krisensituationen und Problemen mit einzelnen Schülern oder insgesamt schwieriger Klassensituation könne die Schulberatung zur Hilfe herangezogen werden. „Wir beraten dann um eine mögliche Gefahrensituation einzuschätzen, analysieren das Problem und zeigen Lösungsansätze auf“, so die Psychologin.

Der größte Baustein ist die Prävention

„Der größte Baustein, den man nutzen muss, ist die Prävention“, da ist sich auch Alrun ten Have, Schulleiterin der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule, sicher. An vielen Gladbecker Schulen, nicht nur der IDG, würden so auch

Das Angebot steht auch in Gladbeck zur Verfügung

Die Außenstelle Gladbeck der regionalen Schulberatungsstelle des Kreises ist im Bürgerhaus Ost, Bülser Straße 172, untergebracht. Das Sekretariat ist Mo-Do von 9 bis 12 Uhr geöffnet und unter 23193 zu erreichen, oder: rsb-west@kreis-re.de .

Auch Schüler und Eltern werden von den Schulpsychologen beraten bei Schulängsten und Schulvermeidung, Konflikten in der Schule, Fragen zur Schullaufbahn, Entwicklungsauffälligkeiten sowie dem Umgang mit schulischen Herausforderungen.

regelmäßige Projekte wie „Mutiger, „Heroes“ oder ein „Respekt“-Projekttag durchgeführt. „Man muss die Persönlichkeit des Schülers stärken, damit er die Fähigkeit hat, bei zuspitzenden Situationen gelassen zu bleiben und Wege aufzeigen, wie man unnötigen Konflikten aus dem Weg gehen kann.“

Zudem seien zur Unterstützung von Lehrern und Schülern Institutionen in den Schulen etabliert worden, „die es früher gar nicht gab“. Der Kontakt zum Jugendamt sei enger geworden, Schulsozialarbeiter, Schulhelfer und Schulpsychologen würden eingesetzt.

Überforderung führt zu Aggression

Klar sei aber auch, „Überforderung führt bei Kindern zu Aggressionen“, so ten Have. Hierzu seien die Inklusionsklassen und Schülern mit einer emotionalen-sozialen Entwicklungsstörung (ESE) eine besondere Herausforderung. „Diese Kindern brauchen mehr Zeit, um zu lernen, sich richtig in der Gruppe zu verhalten – aber auch sie lernen es“, sagt die Direktorin. Gleichwohl dürfe die Überführung von der Regel- in eine Förderschule kein Tabu sein, „wenn es für das Kind aktuell das Beste ist.“ Die Rückkehr, oder der Wechsel zur Regelschule sei ja auch möglich.

André Luciga, Rektor der Anne-Frank-Realschule, wünscht sich, dass das Unterstützungssystem verfeinert und die Schulen personell gestärkt werden. „Denn wenn ich jetzt einen Schulpsychologen einstellen möchte, muss ich derzeit dafür eine Lehrerstelle abgeben.“

Das Land muss Schulsozialarbeiter anstellen

Stefan Sabbadin vom Schulamt der Stadt unterstützt diese Ansicht. Das Land müsse an Schulen zusätzlich und verbindlich Schulsozialarbeiter anstellen, „damit der geforderte Erziehungsauftrag erfüllt werden kann“. Obwohl die Stadt dazu nicht verpflichtet sei, „lassen wir unsere Schulen dabei nicht allein und unterstützen sie, soweit es möglich ist.“ So werden über die Stadt seit geraumer Zeit Schulsozialarbeiter, Schulhelfer und Integrationshelfer auch als präventive Maßnahme eingesetzt.