Gladbeck. . Die Polizei hat noch keine Hinweise auf die Täter, die auf dem Friedhof ihr Unwesen getrieben haben. Sogar Toten-Asche wurde einfach ausgekippt.

Zu den Tätern, die am vergangenen Wochenende Gräber und Urnenkammern auf dem Friedhof Mitte verwüsteten, hat die Polizei noch keine Hinweise. Der Frevel und das pietätlose Vorgehen macht Betroffene und Friedhofsverantwortliche weiterhin fassungslos.

Urnengrab aufgebrochen und ausgeräumt

„In Liebe Mama und Papa“ ist auf der Schleife am großen Herzen aus roten Rosen zu lesen, darüber klafft das erschreckend leere, aufgebrochene und ausgeräumte Urnengrab. Die Totenasche wurde pietätlos auf einem benachbarten Erdgrab ausgekippt.

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In der Nacht von Samstag auf Sonntag hatten, wie kurz berichtet, bislang noch unbekannte Täter den Friedhof heimgesucht. „Kreuze und Grabschmuck wurden umgetreten, an einem Dutzend Reihenerdgräbern die Glasscheiben mit den Namen der Verstorbenen eingeschlagen, an den Urnenwänden zwei Urnengräber aufgebrochen, die Urnen herausgenommen, die Asche verstreut. An zwei weiteren Urnengräbern scheiterte der Aufbruchversuch“, zählt Kriminalhauptkommissar Michael Franz von der Pressestelle der Polizei auf.

Polizei: Täter waren offenbar nicht auf Beute aus

Dem Ermittlungsansatz, dass die Täter auf Beute aus waren und Wertgegenstände in den Urnengräbern vermuteten, widerspreche, „dass verwertbarer Grabschmuck aus Kupfer oder Messing umgetreten, aber nicht mitgenommen wurde“, so Franz. Der Polizei liegt auch kein Hinweis auf eine politisch oder religiös motivierte Tat vor. Franz: „Die Ermittlungen laufen aber in alle Richtungen.“

Bürgermeister Ulrich Roland spricht sehr bestürzt von einem „bisher nicht dagewesenen Tabubruch“. Wie hier die Würde der Verstorbenen mit Füßen getreten wurde sei „absolut pietätlos“. Die Stadt setzt eine Belohnung von 2500 Euro für sachdienliche Hinweise zur Ermittlung der Täter aus.

ZBG: So ein Fall ist noch nicht vorgekommen

So ein Fall, sagt Bernhard Schregel vom ZBG, ist in Gladbeck noch nie vorgekommen. Foto: ZBG
So ein Fall, sagt Bernhard Schregel vom ZBG, ist in Gladbeck noch nie vorgekommen. Foto: ZBG

Bernhard Schregel, zuständiger Abteilungsleiter Friedhofwesen, und seit bald 40 Jahren beim ZBG tätig, sagt, „dummen Vandalismus mit Sachbeschädigung hatten wir in diesen Jahren leider etwa fünf Mal zu beklagen. Dass die Totenruhe so bewusst gestört und die Asche der Verstorbenen verstreut wird. ist aber noch nie vorgekommen“. Auch bundesweit sei ihm ein ähnlicher Fall nicht bekannt. Die Täter seien mit Vorsatz vorgegangen, „sie haben mit einem Hebelwerkzeug die verschlossenen Urnenkammern aufgebrochen“.

Die ZBG Verantwortlichen hatten unverzüglich Kontakt zum Hersteller der Urnenkammern aufgenommen. Am Mittwoch wollte man besprechen, „inwieweit sich die Urnenkammern noch besser sichern lassen“. Eine Videoüberwachung oder Streifengänge eines Sicherheitsdienstes sehen sowohl Vollmer als auch Schregel kritisch. Diese Art der Beobachtung oder Störung von Trauernden widerspreche dem Friedhofsgedanken, „als einem öffentlich zugänglichen Ort der Ruhe und Möglichkeit zur inneren Einkehr“.

Die Polizei wird verstärkt Streifenbeamte auf die Friedhöfe schicken

„Aufgrund des Vorfalles werden Streifenbeamte die Friedhöfe verstärkt in den Fokus nehmen“, so Michael Franz, der um Hinweise zur Tat, „etwa der Beobachtung von Personengruppen im Friedhofsumfeld am Samstag“, bittet. Kontakt zum Fachkommissariat der Polizei: 0800 2361 111

>> STADT ERSETZT SCHÄDEN AUS KULANZ

Gegen Vandalismus-Schäden auf ihren Friedhöfen ist die Stadt als Betreiber nicht versichert. Eine solche Versicherung gebe es seines Wissens auch nicht, so Bernhard Schregel.

  • Die Stadt ersetzt aus Kulanz den materiellen Schaden, der an den Urnenwänden und an den Grabstelen im Bereich der Erdgräber entstanden ist.