Gladbeck. . Laut einer Entscheidung des Bundesfinanzhofs müssen Gemeinnützige Vereine Männer und Frauen aufnehmen. Männerchor sieht Kultur in Gefahr.
„Insgesamt ist das eine Farce“, sagt Bernd Weber vom Männergesangverein Gladbeck/Scholven. Was sein Gemüt so erhitzt, ist eine Entscheidung des Bundesfinanzhofes aus dem vergangenen Jahr. Die besagt, dass ein Verein nicht gemeinnützig sein kann, wenn er ein Geschlecht ausschließt. Eine Entscheidung ganz im Sinne der Gleichberechtigung, die aber der Tradition von Männerchören entgegensteht.
„Die ersten Chöre, die es überhaupt gab, waren Männerchöre. Der Chorgesang ist hervorgegangen aus dem Minnegesang. Das waren auch nur Männer“, sagt Bernd Weber. „Wir sind bewusst ein Zusammenschluss von Männerstimmen. Ich habe ja auch nichts gegen Frauenchöre.“ Man opfere mit solchen Schritten die kulturelle Vielfalt. „Will man künftig nur noch gemischte Chöre haben?“
Chorverband hat sich noch nicht geäußert
Wie der MGV Gladbeck/Scholven jetzt mit der Situation umgeht, habe man noch nicht besprochen. Auch der Chorverband habe sich noch nicht geäußert. Vielleicht stellt sich die Frage für den Männergesangverein auch gar nicht. Denn aktuell ist er auf der Suche nach einem neuen Chorleiter. Es habe sich auch eine Frau beworben. Bekäme sie den Zuschlag, hätte man ein weibliches Mitglied im Verein.
Das wird der Chorleiter (die Chorleiterin) automatisch. Falls es nicht klappt, müssen sich die Verantwortlochen etwas anderes überlegen. Bernd Weber, der das Thema aus einem anderen Blickwinkel als der Gleichberechtigung sieht, stellt eine provokante Frage: „Wenn man uns zwingt, unsere Tradition aufzugeben, ist das nicht auch diskriminierend?“