Gladbeck. Feldhausener Züchter sind seit Jahren eine dominierende Größe in der Reisevereinigung Gladbeck. Brüder räumten in der Saison 2017 alles ab.
So viel Spannung wie im vergangenen Jahr war selten in einer Brieftaubensaison! Buchstäblich auf der Zielgeraden, sprich auf der letzten Preistour, sicherten sich die Gebrüder Platzköster aus Feldhausen den begehrten Titel des Meisters der Reisevereinigung Gladbeck. Dabei hatte der Zweckeler Marian Frejno noch vor dem finalen Rennen wie der sichere Sieger ausgesehen. Und zu allem Überfluss schob sich noch Vorjahresmeister Kurt Schmiemann aus Grafenwald vor Frejno und wurde Vizemeister.
Franz und Josef Platzköster - der Gartenschlag der Feldhausener liegt nur wenige hundert Meter hinter der Gladbecker Stadtgrenze - schafften das Kunststück, in den letzten vier Jahren dreimal die Königsdisziplin RV-Meisterschaft zu ihren Gunsten zu entscheiden. Mit 47 von 60 möglichen Preisen verwiesen sie den „Wöller“ Schmiemann (46 Zähler) auf den zweiten und Frejno (45) auf den dritten Rang. Und auch sonst räumte das sympathische Feldhausener Duo kräftig ab: Generalmeister (Zähler aus Frühjahr und Herbst) mit 70 Preisen, bestes Alt- und Jungtier, Langstreckenmeister, Regional- und Ruhrgebietsmeister und, was bislang erst einem Züchter zuvor gelang, Erringer der Präsidentenmedaille (Gold, Silber u. Bronze).
Züchter haben ein verblüffend einfaches Erfolgsrezept
Das Erfolgsrezept der beiden erscheint verblüffend einfach. „Unser Futtersystem haben über Jahre hinweg nicht geändert, von Montag bis Freitag bekommen unsere Tiere immer das gleiche. Kurz vor der Preistour kommen ein paar Zusätze dazu,“ breitet Franz, der 62jährige Bankkaufmann, das Rezept aus. „Morgens wie abends werden die Tauben auf die Minute genau trainiert.“
Dass zudem die Qualität der gefiederten Freunde stimmen muss, bedarf kaum der Erwähnung. „Fast alle unsere Tauben stammen von einem Vogel meines Schwiegervaters Heinrich Küper ab. In unseren Bestand haben wir Tauben des Züchters Heinrich Bischof aus Rheine, der schon deutscher Meister gewesen ist, eingekreuzt. Und wir hatten das Glück, dass das passte. Auch die ein oder andere Taube von Hannes Werwer gehört zu unserem Zuchtschlag.“
Sie geben ihren Vögeln so wenig Medikamente wie möglich
Sein älterer Bruder Josef, vor seinem Renteneintritt in leitender Position bei der STEAG tätig, pflichtet ihm beim: „Man muss die richtigen Tauben haben und deren Qualität durch gutes Züchten hochhalten. Und wenn das Versorgungskonzept stimmt, bleiben die Tauben auch gesund.“ Ein Credo der beiden: „So wenig Medikamente wie möglich.“
Insgesamt „tummeln“ sich in der schönen Schlaganlage gut 80 Vögel und Weibchen, eine durchaus überschaubare Anzahl. „Wir hatten schon mal mehr Tauben, aber das Hobby soll ja nicht in Arbeit ausarten. Für die drei Enkelkinder soll ja auch noch genug Zeit übrig bleiben“, lacht Franz Platzköster.
Dauerdiskussion um Flugrichtung und Wind, der angeblich über Gebühr den Züchter aus Kirchhellen entgegenkäme und Vorteile schaffe, können die Brüder Platzköster nicht wenig abgewinnen. „Ob Süd- oder Ostrichtung, gute Tauben fliegen immer. Und die Gladbecker Züchter haben im Reisejahr 2017 wirklich gut geschickt.“
RV-Chef: Kirchhellener Züchter leisten gute Arbeit
Die RV Gladbeck hat noch 53 Züchter
Die Reisevereinigung Gladbeck, gegründet 1921, zählt noch 53 Züchter, davon nehmen 31 Schläge bzw. Schlaggemeinschaften an den zwölf Preistouren im Frühjahr und den sechs Flügen der Jungtauben im Herbst teil. Einige Schläge der RV kommen aus Kirchhellen, dafür sind auch Gladbecker Züchter Mitglieder in der RV Bottrop.
Die heimische RV besteht aus 16 Vereinen. Auf den Anfangstouren werden etwa 1000 Brieftauben auf die Reise geschickt. Mit der RV Gelsenkirchen-Horst und der RV Gelsenkirchen-Buer bilden die Gladbecker eine Transportgemeinschaft, eingesetzt werden die Tauben in der Einsatzhalle in Horst. Aus finanziellen Erwägungen wurde die eigene Taubenhalle an der Haldenstraße vor Jahren verkauft.
Eine Ansicht, die auch RV- Chef Manfred Berger vertritt. „Unbestritten gehören die Kirchhellener Züchter zu den besten der Gladbecker RV,“ so Berger. „Zum einen sind das wirklich Züchter, die ihr Handwerk verstehen und die auch klasse Tauben haben, zum anderen brauchen wir Gladbecker uns wahrlich nicht zu verstecken. Unsere Bilanz kann sich allemal sehen lassen.“
So habe sich vor einiger Zeit Paul Jandewerth die RV-Krone gesichert, Marian Frejno sorge seit Jahren für Furore, und für ganz frühe Preise seien die Schläge Nowak & Wolter, Schwandt und nicht zuletzt Berger selbst immer gut. „Im Reisejahr 2017 haben meine Tauben viermal den ersten Konkurs geholt,“ so Berger voller Stolz. Und RV-Urgestein Manfred Grabowski düpierte mit seinem Witwervogel die gesamte Ruhrgebietskonkurrenz und landete mit nahezu fünf Minuten Vorsprung auf dem ersten Platz. Das ist ungefähr so, als wenn in der Formel 1 Sebastian Vettel seinen Konkurrenten Louis Hamilton überrunden würde...