Gladbeck. Im Gegensatz zur Bogestra schafft die Vestische Straßenbahnen GmbH keine Elektrobusse an. Neue Euro-VI-Linienfahrzeuge kommen noch im Januar.

Das Nahverkehrsunternehmen Bogestra will 20 Elektrobusse anschaffen – bei der Vestischen bleibt die Geschäftsführung gegen diese Art der Energiewende allerdings skeptisch. Sie hält vorläufig an ihrem Kurs und damit an Diesel-Bussen fest – noch im Januar wird das Nahverkehrsunternehmen im Vest zwölf neue Diesel-Busse mit der Abgasnorm Euro VI in Betrieb nehmen, die auch in Gladbeck zum Einsatz kommen werden.

„Der Euro VI ist der zurzeit anspruchsvollste europäische Abgasstandard für Busse und Lkw“, so Vestische-Sprecher Norbert Konegen. Damit belegt die Vestische, dass sie an ihrem Kurs festhalten will. Geschäftsführer Martin Schmidt: „Wirtschaftlichkeit und Folgekosten werden für uns weiterhin im Vordergrund stehen.“ Das Nahverkehrsunternehmen favorisiert saubere Diesel-Busse – wie den mit Euro IV – und ist der Überzeugung, dem Klima und der Umwelt damit einen größeren Dienst zu erweisen als mit dem Kauf von E-Fahrzeugen; zumal der Strom größtenteils aus fossilen Energieträgern gewonnen werde.

Vestische macht eine andere Rechnung auf

Verband sieht im E-Bus keine schnelle Lösung

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (Köln) sieht in der Elektrifizierung von Busflotten keine schnelle Lösung der aktuellen Probleme. E-Busse stünden, so heißt es, weder in ausreichender Zahl noch in hinreichender Qualität zur Verfügung.

Aber auch die Nachrüstung von älteren Diesel-Modellen sei weder nachhaltig noch ökonomisch. Stattdessen schlägt der Verband eine staatliche Förderung für Euro-6-Dieselbusse vor. So könne man schnell eine „erhebliche Verbesserung der Luftqualität“ erreichen.

Die Bogestra (Bochum, Gelsenkirchen) verfolgt eine andere Strategie: Bis 2020 will das Unternehmen 20 E-Busse anschaffen und in Bochum und Gelsenkirchen jeweils eine „grüne Linie“ komplett emissionsfrei bedienen. Mehr als zehn Millionen Euro will die Bogestra dafür ausgeben. Gut vier Millionen Euro erhofft sie sich aus dem „Sofortprogramm Saubere Luft“ der Bundesregierung für von Dieselfahrverboten bedrohte Kommunen. „Mit diesen Anstrengungen zur Luftreinhaltung wird die Bogestra dann rund zehn Prozent ihres Fuhrparks rein elektrisch betreiben und damit die Nummer 1 im Ruhrgebiet sein“, sagt Gelsenkirchens Oberbürgermeister Frank Baranowski.

Die Vestische macht eine andere Rechnung auf. Mit einer staatlichen Förderung von zwei Millionen Euro könne man vier Batterie-Busse im Standard-Format anschaffen. Mit der selben Summe ließen sich auch 100 ältere Dieselbusse auf Euro-VI-Norm umrüsten. Der Gewinn für die Umwelt – die Reduzierung von Stickoxiden – wäre bei dieser Lösung 23 Mal größer als bei der Neuanschaffung von vier E-Bussen, betont Geschäftsführer Schmidt.

Vestische nimmt an einem E-Bus-Versuch teil

Die Bedenken der Vestischen sind vor allem wirtschaftlicher Art: E-Busse seien doppelt so teuer wie ihre Diesel-Pendants, hätten ein Drittel weniger Fahrgast-Kapazitäten und eine geringere technische Verfügbarkeit. Zudem müssten Betriebshöfe und Werkstätten umgerüstet und Ladestationen (Stückpreis: 200 000 Euro) entlang der Strecken errichtet werden, heißt es. Auch Ersatzbatterien für die E-Fahrzeuge kosteten eine sechsstellige Summe.

Dennoch beteiligt sich die Vestische an einem E-Bus-Versuch, so Sprecher Konegen: Ab Mitte 2018 werde sie mit dem Oberhausener Verkehrsunternehmen Stoag im Rahmen des Innovation-City-Projektes in Bottrop gemeinsam einen E-Bus auf der Linie 979 zwischen ZOB-Bottrop nach Oberhausen-Sterkrade betreiben. „Er kostet den Unternehmen dank einer Bundesförderung nicht mehr als ein Diesel-Bus“, so Konegen, der betont, dass der Versuch über fünf Jahre läuft und danach eine endgültige E-Bus-Entscheidung kommt.

Vestische fährt ihr Liniennetz mit 219 Diesel-Fahrzeugen

Die Vestische betreibt aktuell ihr gesamtes Liniennetz von Bottrop über Gladbeck und Recklinghausen bis Castrop-Rauxel mit 219 Linienbussen, darunter zwei Dieselhybridbusse. Alle dieselbetriebenen Fahrzeuge verfügen, so Vestische-Sprecher Norbert Konegen, je nach Baujahr über den „anspruchsvollsten europäischen Abgasstandard für Busse und Lkw“.

So seien alle Fahrzeuge mit einer grünen Plakette unterwegs. Davon fallen 49 Busse unter die Schadstoffklasse Euro VI. 145 Fahrzeuge erreichen die Abgasstufe EEV. Konegen: „EEV steht für Enhanced Environmental Friedl Vehikels und kennzeichnet besonders umweltfreundliche Dieselfahrzeuge mit Euro-V-Motoren und Abgasnachbehandlung mit AdBlue.“

E-Bus kostet das Doppelte wie ein Diesel-Fahrzeug

Bei dem E-Bus-Versuch mit der Stoag in Bottrop wird das Fahrzeug neue Energie an einer Ladestation der Stoag „tanken“, die bereits seit Oktober 2015 zwei Elektrobusse betreibt und eine entsprechende Einrichtung mit Gleichstromversorgung der Straßenbahn nutzt, um die Batterien der Busse aufzuladen. Für das Schnellladeverfahren benötigt ein Elektrobus nur acht bis zehn Minuten.

Dennoch bleibt die Vestische reserviert in Sachen E-Bus, der – so Konegen – bei der Anschaffung mehr als das Doppelte (500 000 Euro) eines Dieselfahrzeugs kostet. Daher sei der Betrieb ohne Landes- oder Bundesförderung nicht möglich. Hinzu kämen Mehrkosten für die Anschaffung von Ladestationen. Außerdem: Die Fahrgastkapazität sei eingeschränkt, weil die Batterie nach dem Stand der Technik sehr viel Platz benötigt – nur 70 statt 90 Plätze seien möglich. Das schränke ihren Einsatz auf stark ausgelasteten Linien ein.