GLADBECK. . Christoph Wiechers stellt sich nicht zur Wiederwahl als Stadtseelsorger für Gladbeck: Rückblick auf die Zeit in der katholischen Jugendarbeit.

Das Leben in und mit der katholischen Kirche, Gemeindearbeit und damit auch ehrenamtliches Engagement gehören für Christoph Wiechers zu seinem Alltag wie das Vaterunser in der Heiligen Messe. Gruppenkind in der Katholischen Jungen Gemeinde mit sechs, mit neun Messdiener. Seit einem Jahrzehnt gehört der nunmehr 32-Jährige zum Vorstand des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der ihn vor zwei Jahren zum Stadtseelsorger gewählt hat. Diese Amtszeit endet für den Lehrer, dessen Zuhause Zweckel ist, am 21. Januar. Im Interview blickt Christoph Wiechers auf seine Zeit als Stadtseelsorger: Höhepunkte und Schwierigkeiten kommen ebenso zur Sprache wie Zukunftspläne. Im Pfarrgemeinderat, so betont Christoph Wiechers, werde er weiter vertreten sein.

WAZ: Aus welchem Grund haben Sie für sich entschieden: Ich stelle mich nicht mehr zur Wahl als Stadtseelsorger?

Christoph Wiechers: Ich scheide aus, weil ich glaube, nach einem halben Leben Messdiener und Jugendarbeit ist es mit 32 Jahren an der Zeit für diesen Schritt.

Wird das Amt des Stadtseelsorgers für Gladbeck neu besetzt?

Es wird für mich wohl keinen Nachfolger geben. Auch im BDKJ-Vorstand wird sich etwas ändern. Ihm gehören zurzeit noch vier Leute an, drei davon – mich eingeschlossen – werden sich nicht zur Wiederwahl stellen.

Ist es heutzutage überhaupt noch zeitgemäß, sich in der Kirche oder für die Kirche zu engagieren?

Ja, vielleicht ist es sogar wichtiger als früher. Alles ist im Umbruch – gerade da braucht man die Kirche. Der BDKJ ist ja das Sprachrohr für tausende junge Menschen, die beispielsweise bei den Pfadfindern oder in der Katholischen Jungen Kirche mitwirken. Spiritualität spielt immer noch eine Rolle. Außerdem kümmern wir uns noch um andere Themen. So ist auch wichtig, dass Jugendliche wissen, was Politik ist. Und umgekehrt sollen Politiker wissen, dass die Jugend Interesse daran hat. Wir wollen als BDKJ vernetzen.

Als Sie Ihr Amt als Stadtseelsorger angetreten haben, haben Sie sich vorgenommen, neue Wege zu gehen, um junge Leute zu erreichen – beispielsweise über Geocaching und Ausflüge in andere Städte. Wie ist das gelungen?

Ich glaube schon, dass ich als Berufsschullehrer die Sprache verstehe, die junge Menschen sprechen. Aber ich habe in den zwei Jahren als Stadtseelsorger gemerkt, dass es bei spirituellen Angeboten wenig Resonanz gibt. Es ist schwierig, an junge Leute heranzukommen, das Geocaching-Angebot ist irgendwann im Sande verlaufen. Vieles funktioniert über persönliche Kontakte. Und Jugendliche stellen bei der ehrenamtlichen Arbeit fest: Hier lernt man was ganz anderes als in der Schule. Ich habe selbst erfahren, dass das Selbstbewusstsein gestärkt wird.

Was ist positiv in den 16 Jahren Ihrer Jugendarbeit gelaufen?

Da wären die Vorbereitungen zum Weltjugendtag 2008 im australischen Sydney. Das schweißt zusammen. Und die 72-Stunden-Aktion, für die Gruppen Sozialaktionen verwirklichen. Das Schöne für mich waren die Begegnungen, mit Menschen in Kontakt zu kommen, selbst Ideen einbringen zu können. Das wünsche ich auch dem neuen BDKJ-Vorstand in Gladbeck.

Und darauf wollen Sie verzichten?

Ich habe ein neues Entwicklungsfeld als Vorsitzender der CDU in Zweckel. Ich möchte das „C“ inhaltlich füllen, denn die katholische Kirche und ebenso die Politik wollen für alle Menschen da sein. Und auch in der Politik gilt: Wenn man etwas erreichen will, geht das über persönliche Kontakte.

Was ist der BDKJ?

Beim Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), gegründet im Jahre 1947, handelt es sich um den größten Dachverband katholischer Kinder- und Jugendverbände in Deutschland. Er vertritt 17 Organisationen mit insgesamt rund 660 000 Mitgliedern zwischen sieben und 28 Jahren. Der BDKJ will Sprachrohr sein – nicht nur in Fragen, die junge Katholiken angehen, sondern auch bei politischen, sozialen und gesellschaftlichen Themen.