Gladbeck. . Die Sternsinger sind wieder unterwegs in Gladbeck. In der Gemeinde St. Johannes wollten so viele Kinder mitmachen, dass die Gewänder ausgingen.
Wenige Lieder lassen sich mit so viel Inbrunst singen wie das der heiligen drei Könige. Noch Stunden, nachdem die Kinder weitergezogen sind, hallt das geschmetterte „Kaspar, Melchior und Bal-tha-sar“ nach.
Miriam (6), Charlotte (9), Thea (7) und Helena (10) haben schon Routine im königlichen Gewand.
Alle vier sind bereits seit mehreren Jahren Sternsingerinnen, Miriam war gerade einmal zwei Jahre alt, als sie zum ersten Mal mit Krone und Umhang durch die Straßen der Gemeinde St. Johannes zog, singend, Spenden sammelnd und den Klebesegen verteilend.
Der jüngste König geht voran
Und so ist es nicht so verwunderlich, dass die jüngste in der Gruppe als Melchior tapfer vorangeht und den Menschen, die ihre Türen öffnen, das Flugblatt mit den Informationen zur diesjährigen Aktion in die Hand drückt, während die anderen Mädchen ihr Lied anstimmen.
Schon nach gut einer Stunde haben die vier einen Menge Süßigkeiten geschenkt bekommen, und auch die silberglänzende Sammeldose füllt sich – zum Glück stecken viele Leute Scheine hinein, voll mit Münzen könnte kein Kind sie mehr tragen.
„Wir sammeln für Kinder in Indien“
„Wir sammeln für Kinder in Indien“, sagt Charlotte, „damit die nicht mehr so viel arbeiten müssen und zur Schule gehen können.“
Die anderen nicken. Zur Einstimmung auf ihren Einsatz haben sie mit den anderen Sternsingern der Gemeinde einen Film über das Leben von Kindern gesehen, die hart arbeiten müssen, die gar keine echte Kindheit haben.
Da ist die Aussicht, ab kommendem Montag wieder zur Schule gehen zu müssen, geradezu rosig. Das findet auch Miriam, die erst im Sommer Schulkind wird. „Ich bin Vorschulkind“, ruft sie, und beißt herzhaft in eine Gurke. Stärkung muss sein.
„Eigentlich ist es fast schon zu warm“
Unter ihren Umhängen und Unterkleidern tragen die Mädchen warme Wintersachen und Wanderschuhe.
Gemeinsam gegen Kinderarbeit
In allen Stadtteilen sind die Sternsinger der katholischen Gemeinden noch heute unterwegs, um den Segen „Christus segne dieses Haus“ zu verteilen und Spenden zu sammeln.
In diesem Jahr lautet das Motto der Aktion „Gemeinsam gegen Kinderarbeit – in Indien und weltweit“. Es gibt ein Sonderkonto für diese Aktion bei der Pax Bank Essen eG. IBAN: DE14 3706 0193 2001 4930 20
„Eigentlich ist es fast schon zu warm“, sagt Helena und zupft an ihrem Kleid, das früher wohl mal ein Vorhang war. „Zum Glück ist es heute trocken“, sagt Alex Szczera. Sie ist als Betreuerin mit den Kindern unterwegs (und als Mutter von Miriam und Charlotte). Für sie gehört das Sternsingen einfach als Tradition zur Weihnachtszeit: „Ich bin schon dabei, seit ich sechs Jahre alt war“, sagt sie lächelnd.
Und damit ist sie nicht allein. Eva Redenz feiert in diesem Jahr Jubiläum: Seit 25 Jahren ist sie bei den Sternsingern in St. Johannes dabei, mittlerweile zwar nicht mehr im Kostüm, sondern als Organisatorin, aber immer noch mit ganzem Herzen. Für die Aktion hat sich die Heilpädagogin sogar frei genommen.
37 Sternsinger gab es in St. Johannes noch nie
Die Hintergrundbetreuung im Jugendheim an der Bülser Straße ist in diesem Jahr fest in Familienhand, gemeinsam mit ihrer Mutter Thea Piepel-Redenz und Vater Herbert Piepel bereitet die engagierte Pfadfinderin das Mittagessen für die Sternsinger vor.
37 sind es, so viele gab es in St. Johannes noch nie. „Wir hatten gar keine Gewänder mehr“, sagt Eva Redenz. Sogar Kindergartenkinder laufen mit, singen und sammeln Spenden für Kinder, denen es nicht so gut geht.
Alle Umhänge sind selbst gefertigt und oft über viele Jahre im Einsatz. Manchen Kleidungsstücken ist anzusehen, was sie waren, bevor sie zum königlichen Gewand wurden. Miriam und Thea zum Beispiel wissen das ganz genau: „Das waren mal Vorhänge.“ Sprechen’s, und sind schon wieder auf dem Sprung zur nächsten Tür: Singen, sammeln, Segen kleben.