Gladbeck. . Vorweihnachtliches Event kam beim Publikum an. David Whitley, Lerato Sebele, Carl Ellis und Deborah Woodson sangen auf Einladung des Jazzclubs.

„Das Konzert im letzten Jahr war wohl das Beste, das wir in den vergangenen zwei Jahrzehnten hatten“, schwärmte Wolfgang Röken, und so beschlossen der Vorsitzende des Jazzclubs mit seinem Team ein Novum. Zur 21. Ausgabe des beliebten Adventsspektakels „Brothers & Sisters“ kamen dieselben Künstler wie im Vorjahr: die Sänger David Whitley, Lerato Sebele, Carl Ellis und Deborah Woodson. Und wie 2016 konnte Röken am Sonntag in der Christuskirche „zweimal ausverkauftes Haus“ verkünden.

„Holy, Holy, Holy“ – mit einem Magnificat in Gospelversion eröffnete der Amerikaner David Whitley den Reigen, die Kirche versank in stimmungsvollem blauroten Licht, andächtig hüllte die klare, beseelte Stimme die Anwesenden ein, der künstlerische Leiter der Veranstaltung, Niko Schlenker, selbst begleitete am E-Piano. „Die Sänger präsentieren gerne ihre unterschiedlichen Wurzeln in den Solostücken“, informierte Röken. Die Südafrikanerin Lerato Sebele tat dies mit „My help“, grandioser Stimmumfang, eine Explosion der Vokale, dann zart und sanft zum Ende hin.

Traumhafte Soloimprovisationen verstärken die Spiritualität

Lerato Sebele, begleitet von Ala Hanke, verneigte sich vor ihrer alten Heimat
Lerato Sebele, begleitet von Ala Hanke, verneigte sich vor ihrer alten Heimat © Thomas Schmidtke

„How great thou art“, das bedächtige Gebet von Carl Ellis, Engländer mit nigerianischen Wurzeln, im Dialog mit dem Saxophonisten Oleg Jakushov beeindruckte, traumhafte Soloimprovisationen verstärkten die Spiritualität des Stückes. Was die Zuschauer nicht wussten: Deborah Woodson hatte bei ihrer Anfahrt aus Köln mit dem rieselnden Schnee und mehreren Staus auf der Autobahn zu kämpfen, sie kam praktisch punktgenau zu ihrem Auftritt bei laufendem Konzert an. Anzumerken war ihr das nicht, sie stürmte die Bühne und hob mit voller Stimme zum „Amazing Grace“ an. Das wohl bekannteste englische Kirchenlied erklang a-cappella, mit unbändiger Kraft füllte Woodson den Raum, ihr Gottvertrauen strahlte mit dem glitzernden Gewand um die Wette, die Töne sprudelten aus ihr wie eine höhere Eingebung. Berührt entbrannte ein Riesenapplaus im Kirchenschiff.

Die vier Sänger gingen danach gemeinsam auf die spirituelle Reise, brillierten mit bekannten Gospelsongs, mal als vierstimmiger Chor, mal abwechselnd mit einem von ihnen als Leadsänger. „Go down Moses“, „He’s got the whole world“, „Down by the riverside“, „We shall overcome“ – vieles wurde vom Publikum mitgesummt, mitgeklatscht, auf der Orgelempore sogar mitgetanzt. Unter die Haut gingen Carl Ellis Hommage an Leonard Cohen mit dem bewegenden „Halleluja“ oder Sebeles Verneigung vor ihrer afrikanischen Heimat mit dem Song „Najana“, begleitet von Ala Hanke am Klavier.

Im nächsten Jahr gibt es wieder ein Konzert

© Thomas Schmidtke

„Oh happy day“, welch schöner Tag, ein passender Schlusspunkt unter zwei Stunden Musik - erschöpft, aber glücklich nahmen die Künstler nach dem doppelten Einsatz und einer Zugabe Blumen und Dank entgegen. Eine frohe Weihnachtszeit wünschte Wolfgang Röken und sein neuer „Vize“ Marvin Wetekam den Anwesenden und versprach, „im kommenden Jahr gibt es zu unserem traditionellen Adventskonzert eine Überraschung“.

„Eine solche Kulisse“ erhoffen wir uns zu Weihnachten“, bemerkte Wolfgang Röken angesichts des steten Schneefalls mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Etwas Unruhe hatte den Veranstalter schon befallen, ob Künstler und Publikum es rechtzeitig zum Konzert schaffen, Oleg Jakushov beispielsweise brauchte im Auto drei Stunden aus Wuppertal.Vorsorglich urde die Kirche schon eine Stunde vor dem ersten Konzertbeginn geöffnet, dass jeder Ankommende sofort ins Warme schlüpfen konnte.