Gladbeck. . Mediziner und Apotheker stellen immer mehr Fälle von Krätze fest. Eine Meldepflicht gibt es jedoch nur für Einrichtungen wie Kitas und Schulen.

Die Zahl der Krätze-Fälle nimmt in Gladbeck immer weiter zu. „Wie in anderen Städten auch, gab es in den vergangenen zwei Jahren einen Anstieg“, bestätigt Kreissprecher Jochem Manz. Konkrete Zahlen kann er indes nicht nennen. „Wir führen keine Statistik mehr.“

Aber: 2014 waren dem Gesundheitsamt noch 16 Fälle im gesamten Kreis Recklinghausen gemeldet, 2015 dann 62 und Ende 2016 schließlich 130 Fälle. „Es gibt Wochen, da haben wir 20 Patienten“, sagt auch Hautärztin Ancuta Nastai. Sie beobachtet in der Praxis, dass im Vergleich zu 2015 und 2016 die Zahlen deutlich zugenommen haben.

Krätze sind kein Zeichen mangelnder Hygiene

„Die Krankheit ist unangenehm aber nicht gefährlich“, sagt Nastai und räumt gleich mit einem Vorurteil auf: Auftretende Krätze sei kein Zeichen mangelnder Hygiene. „Es kann jeden treffen“, sagt sie. Die Krankheit wird über Hautkontakt übertragen und macht sich durch starkes Jucken bemerkbar. „Besonders nachts, bei Wärme.“

Behandelt wird die Krätze mit einer Salbe, in schlimmeren Fällen auch mit Tabletten. Wer von der Hautkrankheit befallen ist, muss über einen Zeitraum von fünf Tagen täglich seine Bettwäsche wechseln, Kleidung wird bei 60 Grad gewaschen. Stücke, bei denen das nicht möglich ist, werden für fünf Tage in einen geschlossenen Plastiksack gesteckt, um die Milben abzutöten.

Kreis erfasst keine genauen Zahlen

Betroffene Patienten meldet Nastai an das Gesundheitsamt. „Manche Ärzte melden es, manche nicht“, sagt Manz. Eine Meldepflicht gibt es nur für Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindertagesstätten, Schulen oder Pflegeheime. Dort, wo viele Menschen zusammenkommen.

„Wir erfassen die Fälle nicht mehr, da diese Personengruppen nur einen Teilaspekt abbilden“, sagt Manz. Mit Zahlen einzig aus diesen Einrichtungen könne der Kreis nur wenig anfangen. Zudem gelte Krätze nicht als klassische Infektionskrankheit.

Lieferschwierigkeiten bei Tabletten

Während auch Gabriele Grabosch, Apothekerin in der Barbara-Apotheke, in den vergangenen drei Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Erkrankung ausmacht, heißt es bei der Stadt: „Die Krätze hat bisher einen Bogen um Gladbeck gemacht.“ In Kindertagesstätten trete nur ganz selten mal ein Fall auf.

„In diesem Jahr waren die Zahlen besonders hoch“, sagt hingegen Grabosch. Daher seien Tabletten zur Behandlung der Krätze im vergangenen Monat aus Deutschland nicht lieferbar gewesen. „Wir mussten auf Alternativen aus Frankreich zurückgreifen“, sagt die Apothekerin. Inzwischen seien die Tabletten zwar auch wieder aus Deutschland zu bekommen – aber eingeschränkt.

>>>> Anstieg auch in den Nachbarstädten

Auch Mediziner und Apotheker in Essen melden einen rasanten Anstieg der Hautkrankheit Krätze. „Aktuell haben wir jeden Tag mehr als zehn Verdachtsfälle“, sagt Andreas Körber, Oberarzt in der Hautklinik am Universitäts-Klinikum Essen.

In Bochum habe sich die Zahl der gemeldeten Fälle seit 2015 fast verzehnfacht.