Gladbeck. . Der Kinderschutzbund kann 15 Grundschüler betreuen. Doppelt so viele Eltern möchten ihre Kinder zu dieser individuellen Unterstützung anmelden.

  • Montags bis donnerstags kommen Grundschulkinder aller Jahrgänge in die Einrichtung am Kirchplatz
  • Allerdings hat der Kinderschutzbund Platzprobleme: nur 15 Kinder können betreut werden
  • Ehrenamtliche des Kinderschutzbundes, Studenten und Schüler betreuen teilweise individuell

Azdren (10) zerbricht sich gerade den Kopf bei einer Rechenaufgabe. 184 : 4 – gar nicht so einfach, aber mit Hilfe der Finger klappt’s. Florian Bons lobt seinen Schützling, und der strahlt. Direkt daneben am Tisch sitzt Justin. Der Neunjährige muss sich Sätze einfallen lassen, in denen regelmäßige und unregelmäßige Artikel vorkommen. Özgün Kiraz Ceylan schaut ihm dabei zu, und hilft ihm auf die Sprünge, wenn er ein Wort falsch schreibt. So individuell funktioniert die Hausaufgabenhilfe beim Kinderschutzbund.

Montags bis donnerstags kommen Grundschulkinder aller Jahrgänge nach der Schule für eineinhalb Stunden in die Einrichtung am Kirchplatz. Sechs Ehrenamtliche des Kinderschutzbundes, zwei Studenten sowie zehn Schülerinnen und Schüler, die damit ihr Taschengeld aufbessern, kümmern sich darum, dass die Mädchen und Jungen am nächsten Tag in der Schule korrekt erledigte Hausaufgaben vorzeigen können. Wo es nötig ist, in einer Eins-zu-Eins-Betreuung, sonst in Kleingruppen.

Kinder kommen aus den verschiedensten Ländern

Hausaufgabenhilfe beim Kinderschutzbund: Vorsitzender Dr. Peter Fischer und Leiterin Anne Fischer beobachten das Geschehen.
Hausaufgabenhilfe beim Kinderschutzbund: Vorsitzender Dr. Peter Fischer und Leiterin Anne Fischer beobachten das Geschehen. © Oliver Mengedoht

Kinder aus Syrien, Iran, Irak, Albanien, der Türkei und Deutschland lernen hier gemeinsam, und auch die Betreuer haben unterschiedliche religiöse und familiäre Hintergründe. „Das ist uns mit Blick auf die Integration besonders wichtig“, betont Dr. Peter Fischer, der Vorsitzende des Kinderschutzbundes. „Integration muss so früh wie möglich beginnen.“

Die Kinder bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit. „Manche können kein Wort Deutsch sprechen, geschweige denn schreiben, wenn sie zu uns kommen, andere brauchen weniger Unterstützung, aber Probleme in der Schule haben alle“, sagt Anne Fischer, die Leiterin der Hausaufgabenhilfe.

Hilfe geht über Hausaufgabenbetreuung hinaus

Manchmal geht die Unterstützung über die Hilfe bei den Hausaufgaben hinaus. Bei einem kleinen Jungen, der nie ein Wort sagte, wurden die Ehrenamtler stutzig und gingen mit ihm zum Arzt, und der stellte fest, dass das Kind taub war. Jetzt, nach einer Ohren-OP, kann der Junge hören, muss aber in der Schule viel nachholen.

Vanessa Schielke hilft ihm dabei. Die 16-jährige Schülerin am Ratsgymnasium kommt seit Mai zweimal wöchentlich zum Kinderschutzbund und hat viel Freude an ihrer Aufgabe. Und Erfolgserlebnisse hatte sie auch schon: Der Junge beispielsweise, mit dem sie für die bevorstehende Sachkundearbeit geübt hatte, brachte eine „Zwei“ nach Hause.

Die Nachfrage nach einem Platz in der Hausaufgabenhilfe ist riesig. „Wir könnten in jedem Jahr doppelt so vielen Kindern helfen“, sagt Anne Fischer. „Leider reichen unsere Räumlichkeiten nur für maximal 15 Kinder aus.“