Er fixiert seine Zuhörer ganz direkt, er formuliert Sätze, die mit jeder Silbe sofort deutlich machen, worum es geht. Er hat auch als Bischof stets den Kontakt zu den Gemeinden gesucht. - Altbischof Roland Hoffmann aus Thüringen eröffnete im Martin Luther Forum die Reihe "Im Gespräch mit. . ."

Es ist ein Abend der nachdenklichen Momente; Pfarrer Peter R. Seeber (Recklinghausen) stellt dem Altbischof Fragen zu wesentlichen Aspekten der kirchlichen Neustrukturierung nach der Wende und zur kirchlichen Positionierung in einer multi-religiösen, pluralistischen Gesellschaft. Wobei das Leben und Wirken des Reformators Luther stets den Hintergrund der Statements und Diskussion bilden.

Besonders markante Züge gewinnt der Abend, als es um das Verhältnis von Kirche und Politik geht – Altbischof Hoffmann hat sie erlebt; die bitteren Jahre und Jahrzehnte der Stasi-Beobachtung und Stasi-Verhöre in der DDR, als das evangelische Bekenntnis ein echtes, persönliches Wagnis war. „Kirche hat die Pflicht, mit der Obrigkeit ins Gespräch zu kommen”, sagt Hoffmann. „Und sie hat die Pflicht, notfalls Widerstand zu leisten. Ich wollte Christ sein in der DDR.” Und dieses Wollen hatte für Hoffmann auch persönliche Folgen: In seiner Stasi-Akte ist er als Staatsfeind geführt.

Spannende, authentische Augenblicke

Es sind besonders spannende, besonders authentische Augenblicke des Abends, wenn Hoffmann über diese DDR-Jahre spricht. „Wir waren vor der Wende in einer ganz anderen Weise Christ als danach”, sagt er. „Vor der Wende stand das evangelische Bekenntnis im Mittelpunkt.” Ja, jeder Kirchgang, jede Taufe war solch' ein Bekenntnis, das auch ein Wagnis war.

Und jetzt? Jetzt zeige sich das Christsein im tagtäglichen, ethisch begründeten Verhalten, argumentiert Roland Hoffmann.

"Jeder hat seine eigene Verantwortung vor Gott"

Grüße von der Wartburg – so lautet ein Teil der Überschrift zu diesem Abend. Und immer wieder geht es also auch um diese deutscheste aller Burgen: „Von der Wartburg geht aus, dass Luther dort die Bibel übersetzt hat”, sagt Hoffmann. Und wenn er dann folgenden Satz anfügt, gewinnen seinen Worte vor dem Hintergrund seiner Biographie besondere Authentizität und Glaubwürdigkeit: „Das Wort Gottes ist so lebendig, so stark, dass es Menschen in Bewegung versetzt – das geht von der Wartburg aus.” Und: „Jeder hat seine eigene Verantwortung vor Gott.”

Suppe, Pils und gute Gespräche

Nach dem offiziellen Teil gibt es noch ein lockeres Beisammensein bei Suppe und frischem Pils – auch das zählt für die Forum-Initiatoren in besonderer Weise. Der Austausch, das persönliche Gespräch sollen zu einem Markenzeichen des MLFR werden. Der Altbischof gesellt sich spontan unter die Gäste und lässt sich die Räumlichkeiten vom Luther-Shop bis zum großen Saal zeigen. „Ich bin ganz neugierig, wie man aus einer Kirche ein Luther-Forum bauen kann”, so Roland Hoffmann, der die Kunde vom Gladbecker Martin Luther Forum Ruhr nun aus eigener Anschauung in das Luther-Stammland und an die geschichtsträchtige Wartburg tragen wird.

Foto oben: Pfarrer Peter R. Seeber (rechts) führte das Gespräch mit Altbischof Roland Hoffmann. Fotos: Heinrich Jung

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