Gladbeck. . Bernhard Söthe und Kirsten Markgraf von der Humboldt-Buchhandlung präsentierten Neuerscheinungen. Die Besucher schätzen die Expertenmeinung.

22 Buchempfehlungen und eine „Gute-Nacht-Geschichte“ hatten Bernhard Söthe und Kirsten Markgraf von der Humboldt-Buchhandlung bei der diesjährigen Buchvorstellung im Gepäck. Und wie in den Jahren zuvor, wollten auch am Mittwoch zahlreiche Gladbecker im Lesecafé der Stadtbücherei die Meinungen der beiden Experten rund um den aktuellen Büchermarkt erfahren, um dann in der Pause an den Büchertischen eventuell das eine oder andere Werk zu erwerben.

Der umfangreichen Titelliste war ein Zitat des österreichischen Verlegers und Schriftstellers Jochen Jung vorangestellt: „Bücher können (wie) Engel sein“. Und mit dieser Leidenschaft für die Lektüre, wie sie hier zum Ausdruck kommt, begann Bernhard Söthe die Buchbesprechung gleich mit einem literarischen Schwergewicht, dem englischen Autor japanischer Abstammung und Literaturnobelpreisträger 2017, Kazuo Ishiguro, der über eine Sprache verfüge, „die den Leser nicht mehr loslässt.“

Neuer Roman von Kazuo Ishiguro

Nach seinem Erfolgsroman „Was vom Tage übrig blieb“ hat er nun mit „Der begrabene Riese“ (Blessing-Verlag, 22,99/Taschenbuch 9,99) eine Mischung aus historischem Roman und eigener Fantasie vorgelegt, die im sechsten Jahrhundert in Britannien angesiedelt ist. Erzählt wird die Geschichte des älteren Paares Axl und Beatrice, das in ihrem Dorf nicht mehr erwünscht ist, da beide als eine Belastung für die Gemeinschaft gelten. Die Suche nach ihrem Sohn, zu der sie sich aufmachen, nimmt die Leser mit auf eine tiefgründige und faszinierende Reise.

„Immer wenn ich gerade beschlossen habe, weniger zu schreiben und stattdessen etwas für meine Gesundheit zu tun – vielleicht Eistanz oder so –, ruft mich garantiert irgendein glattzüngiger Verleger an und macht mir ein Angebot, das ich unmöglich ablehnen kann. In gewisser Weise ist dieses Buch also schlicht das Ergebnis meiner unterentwickelten Fähigkeit, nein zu sagen.“

Bestseller entpuppen sich als Lieblingsbücher

Mit diesem Zitat der Friedenspreisträgerin des deutschen Buchhandels 2017, Margaret Atwood, leitete Bernhard Söthe die Vorstellung ihrer Essaysammlung „Aus Neugier und Leidenschaft“ (Piper Verlag, 28,00) ein, in der Stücke aus 50 Jahren Autorentätigkeit präsentiert werden, die durch den feinsinnigen Humor, der Atwood auszeichnet, ebenso große wie lehrreiche Unterhaltung darstellen.

Mit Robert Menasse kam ein weiterer Preisträger zu Wort, der für „Die Hauptstadt“ (Suhrkamp, 24,00) den Deutschen Buchpreis 2017 erhalten hat. Der Autor habe sich eines wahrhaft „sperrigen Themas“ angenommen, hieß es, doch sei dies auf unterhaltsame Weise „entbürokratisiert“ worden.

Was es mit dem Schwein auf sich hat, das durch die Straßen der belgischen Hauptstadt läuft, sollte jedoch nicht verraten werden. Darüber wurde umso mehr in der Pause spekuliert. Karl-Heinz Berger, ehemaliger Propst von Sankt Lamberti, fühlte sich auf jeden Fall angesprochen: „Mich interessieren die Hintergründe, wie so eine Bürokratie in Brüssel funktioniert und wie die Menschen damit klarkommen“.

Bernhard Tobias war froh, für seinen Sohn, der in Brüssel lebt, ein Weihnachtsgeschenk gefunden zu haben. Das erklärte Lieblingsbuch von Bernhard Söthe war unschwer zu erkennen. „Was man von hier aus sehen kann“ (Dumont, 20 Euro) von Mariana Leky war sein absoluter Favorit. Die Geschichte von Luise und ihrer Oma Selma aus dem Westerwald sei „das Buch des Jahres“, so die Expertenmeinung.

Kirsten Markgraf konnte sich, wie etliche andere aus dem Publikum auch, für „Die Lichter von Paris“ (Suhrkamp, 14,95) von Eleanor Brown erwärmen. Madeleine findet auf dem Dachboden des Hauses die Tagebücher ihrer Großmutter, die ihr bisheriges Leben nachhaltig verändern werden. Natürlich waren auch weitere bekannte Namen vertreten, wie Uwe Timm, Daniel Kehlmann oder Orhan Pamuk. Das literarische Angebot wird in diesem Herbst – so zeigte der Abend unterhaltsam und eindringlich – keine Wünsche offen lassen.