Gladbeck. . Eigentlich war es ein Zufall, dass Klaus Dyba Polizist wurde. Nun lässt ihn der Beruf auch als Pensionär nicht mehr los. Nicht alles gefällt ihm.

Als Klaus Dyba mit der Volksschule fertig war, da wusste er längst, dass seine Zukunft wohl unter Tage liegen würde. So war das in den 1950er Jahren – das Grubengold lockte. Also wurde er Maschinenschlosser auf der Zeche Mathias Stinnes an der Roßheidestraße.

Dass er dann Polizist wurde, Leidenschaft für den Beruf entwickelte und sich schließlich als Personalrat und Gewerkschafter um seine Kollegen kümmerte: Zufall. „Ich wollte ja gar nicht zur Polizei – das war so weit weg“, sagt der Butendorfer, und ein wenig scheint er noch immer über seinen Werdegang zu staunen. Aber es ist eben so gekommen.

Zur Ausbildung gehörte Handgranatenwerfen

Und das, obwohl ihm schon der militärische Ton in der Ausbildung nicht gefiel. „Ich habe 1960 in Münster-Handorf noch gelernt, Handgranaten zu werfen“, sagt er. „Dieses militärische gefiel mir nicht, deshalb ging ich in die Gewerkschaft.“ Ändern, was ihm nicht gefällt – an dieses Prinzip hält er sich bis heute.

So blickt Dyba (76) eigentlich nur auf eine recht kurze Laufbahn im aktiven Dienst der Polizei zurück, Stationen in Bochum, Essen-Stoppenberg, schließlich zehn Jahre Streifendienst in Gladbeck, bis 1977, bis er als Personalrat freigestellt wurde.

„Damals ging man noch richtig Streife“, sagt er, da habe es festgelegte Routen für die Streifenpolizisten gegeben, und Vorgesetzte, die kontrollierten, ob diese Routen tatsächlich abgegangen wurden. Alle Dienstgrade bis zum Polizeihauptkommissar hat er durchlaufen, und später bei der Gewerkschaft dafür gekämpft, die Trennung zwischen mittlerem, gehobenem und höherem Dienst abzuschaffen.

Polizisten mussten einen anderen Beruf gelernt haben

Als Dyba Polizist wurde, brauchten Bewerber eine abgeschlossene Berufsausbildung, so, wie es noch immer bei der Feuerwehr verlangt wird. Heute müssen angehende Polizisten in Nordrhein-Westfalen Abitur haben und ein Fachhochschulstudium absolvieren. Auf diese Errungenschaft ist der Gladbecker stolz, der damalige SPD-Innenminister (1980 bis 1995) Herbert Schnoor habe die Gewerkschaft in ihrem Betreiben unterstützt.

Dass mittlerweile mehrere Bundesländer wieder auf das Studium als Voraussetzung für den Berufseinstieg verzichten, findet Dyba nicht gut. Und gut findet er auch nicht, dass er kürzlich „seine“ Kreisgruppe Gladbeck und Bottrop der GdP auflösen (24 Jahre lang war er deren Vorsitzender) und an die größere Kreisgruppe Recklinghausen übergeben musste. So hatte es die Landesgruppe vorgeschlagen.

Polizei ist zu weit weg vom Bürger

Dyba bedauert diesen Schritt. Genau wie er bedauert hat, dass die Gladbecker Polizei in der Kreispolizeibehörde Recklinghausen aufging. In seine Gewerkschaftsordner hat er noch einen Dienstplan aus dem Jahr 1976 für die Wachen Brauck und Zweckel. Heute gibt es nur noch die Dienststelle am Jovyplatz, den Kontakt zu den Bürgern übernehmen größtenteils die Bezirksbeamten. „Es ist zu weit weg vom Bürger“, sagt er – und nun sei die Gewerkschaft auch noch zu weit weg von den Kollegen. Er habe immer die kleinen Bereiche bevorzugt.

Zeitungsbericht vom 17. April 2000
Zeitungsbericht vom 17. April 2000 © Oliver Mengedoht

Denn Nähe, besonders Bürgernähe, war für Dyba immer ein wichtiges Thema. So kam es zu den legendären Festen der GdP, erst im Kolpinghaus, später in der Stadthalle, bei denen namhafte Stars auftraten. „Bürger und Polizisten feierten fröhlich bis nach Mitternacht“ titelte die WAZ im April 2000. Dyba formuliert es so: „Die Polizei, dein Freund und Tanzpartner.“

Nachwuchs muss Respektlosigkeit in Kauf nehmen

Um die alten Kollegen kümmert sich Dyba weiterhin, die Senioren der GdP finden auch künftig ihre Ansprechpartner in Gladbeck. Der Beruf lässt ihn auch als Pensionär nicht los.

Ob er jungen Leuten heute raten würde, es bei der Polizei zu versuchen? „Man sollte sich das gut überlegen“, sagt er, denn auch, wenn Berufsanfänger heute den Rang eines Kommissars haben, müssen sie im Schichtdienst arbeiten, sich in der Einsatzhundertschaft beweisen und sich mit der zunehmenden Respektlosigkeit ihrer Gegenüber auseinandersetzen. Dass Widrigkeiten dazu da sind, sie zu bewältigen, hat er ja selbst bewiesen. Der Nachwuchs wird das auch schaffen, da ist er sich sicher.